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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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vergebliche Liebesmüh gewesen, die wenigen, die Genaueres wussten, wollten sich verständlicherweise nicht äußern. Mehr Erfolg, wenn man’s denn Erfolg nennen wollte, hatte er mit anderen Projekten gehabt, so zum Beispiel mit der Little-Arthur-Klinik, einem Spezialkrankenhaus für Kinder, die unter seltenen, noch weitgehend unerforschten Krankheiten litten und anderswo als hoffnungslose Fälle galten. Da es sich hierbei nicht um ein Massenphänomen handelte, zeigten die Pharmakonzerne kaum Interesse an der Entwicklung von entsprechenden Medikamenten.
    Eine interessante Konstellation, aber letztendlich war Smithback auch da in einer Sackgasse gelandet. Die Ärzte, Schwestern und auch die Kinder selbst lobten Anthony Fairhaven derart über den grünen Klee, dass einem der kalte Kaffee hochkommen konnte: Truthahn zu Thanksgiving, Geschenkezu Weihnachten, Spielzeug, Bücher und Ausflüge ins Yankee Stadion, und schlimmstenfalls übernahm der Baulöwe sogar die Beerdigungskosten.
    Und so musste sich Smithback eingestehen, dass er mit seinem Latein am Ende war. Ein mit allen Wassern gewaschener Profi wie Fairhaven polierte eben so lange an seinem Image herum, bis es blütenweiß war. Da half gar nichts, er musste tiefer wühlen. Bis zurück zu der Zeit, zu der Fairhaven noch kein großes Tier, sondern nur eins von vielen pickeligen Highschoolbürschchen gewesen war.
    Und siehe da, nach zehn Minuten im Internet war Smithback auf eine Goldader gestoßen. Fairhavens ehemalige Privatschule an der Amsterdam Avenue hatte vor kurzem das fünfzehnjährige Abschlussjubiläum seines Jahrgangs gefeiert und sämtliche Daten der Schüler aus dem Jahrbuch in ihre Website gestellt, inklusive Fotos, Hobbys, Clubmitgliedschaften und Spitznamen. Und tatsächlich, da stand das verwöhnte Bürschchen im weißen Tennissweater inmitten der frisch Graduierten und lächelte affektiert in die Kamera.
    Die Website lieferte Smithback eine Menge Informationen. Fairhavens Vater war Bauunternehmer, seine Mutter schlicht und ergreifend Hausfrau. Anthony, im Sternzeichen der Zwillinge geboren, war Kapitän der Schwimmstaffel und Sprecher des Diskussionsclubs gewesen. Seine ebenso verbissenen wie fruchtlosen Versuche, auf der Gitarre zu klimpern, hatte alle gründlich genervt, seine Lieblingsfarbe war Burgunderrot, sein Berufsziel Arzt, und im Übrigen schien ihm vorherbestimmt zu sein, eines Tages Millionär zu werden.
    Smithback blätterte sich durch den Text und kam frustriert zu dem Schluss, dass das Kerlchen offenbar ein höchst langweiliger, durchschnittlicher Typ gewesen sein musste. Das heißt, etwas machte ihn stutzig: Die Mitschüler hatten ihm den Spitznamen »Der Schlitzer« gegeben. Daraus ließ sich vielleichtetwas machen, falls sich zum Beispiel herausstellte, dass der liebe kleine Anthony ein notorischer Tierquäler gewesen war. Nichts Umwerfendes, aber immerhin etwas.
    Und er hatte seine Abschlussprüfung bereits mit sechzehn Jahren bestanden; an solche Schüler erinnern sich die Leute. Wie auch immer, wenn es in Anthonys Jugend einen dunklen Punkt gab, würde Smithback ihn aufdecken. Dann würde dem großkotzigen Angeber bei der Lektüre der
Times
ganz schnell das arrogante Grinsen gefrieren.
    Die Privatschule an der Amsterdam, das war praktisch nur ein Katzensprung mit dem Taxi …
     
    Die Schule stand auf einem in viel Grün gebetteten Gelände zwischen der Amsterdam und der Columbus, nicht weit vom Museum, ein lang gezogenes Gebäude aus gelbem Backstein, von einem hohen Zaun umgeben – gemessen am Standard New Yorker Schulen ein eher ansprechender Bau. Smithback schlenderte zum Haupteingang und drückte die Klingel. Ein Wachmann sah sich seinen Presseausweis an und ließ ihn hinein.
    Es war verblüffend, plötzlich wieder dem halb vergessenen muffigen Geruch zu begegnen: Genauso hatte seine eigene Highschool gerochen, und auch der maulwurfsbraune Anstrich der Wände war derselbe. Der Wachmann führte ihn zum Büro des Schulleiters, von wo aus er erwartungsgemäß an eine ältere Lehrerin weitergereicht wurde.
    Miss Kite war eine liebenswürdige grauhaarige Dame, die während einer Freistunde am Pult des Klassenzimmers Arbeiten korrigierte. Als Smithback den Namen Fairhaven erwähnte, huschte ein erinnerungsseliges Lächeln über ihr Gesicht. »O ja«, sagte sie freundlich, aber mit einem Unterton, der anzudeuten schien, dass sie die Tricks von Presseleuten kannte und sich nicht so einfach überrumpeln ließ. »Ich erinnere mich

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