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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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und einer Qualmwolke im Schlepptau die Schotterstraße des Wohnwagenparks hinunter.

44
    Allmählich fing der Mann im schwarzen Anzug Marjorie Lane zu nerven an. Seit sage und schreibe eineinhalb Stunden saß er ihr nun schon im Empfangsbereich gegenüber. Das wäre an sich nicht ungewöhnlich gewesen, denn wer zu Kenneth Boot, dem Generalmanager der ABX Corporation, vordringen wollte, musste sich in aller Regel mit Geduld wappnen. Was Marjorie nervös machte, war die stoische Gelassenheit des Mannes. Saß einfach gottergeben da und starrte mit wässerigem Blick durch das Panoramafenster auf die Silhouette der Stadt! Griff nicht nach einer der Illustrierten oder einem Magazin, klappte keinen Laptop auf, holte nicht mal sein Handy raus – da stimmte doch irgendetwas nicht!
    Marjorie war schon so lange bei der ABX, dass sie die wechselvolle Geschichte der Firma im Schlaf herbeten konnte. Sie erinnerte sich noch genau, wie sie sich von einem Tag zum anderen den neuen Namen gegeben hatte: dieses ABX – ein Kürzel, das auf die Erforschung des Anadarko-Beckens hinweisen sollte. Später waren Branchen hinzugekauft worden, die nicht unbedingt etwas mit der Erschließung von Ölquellen zu tun hatten: Energieverbundsysteme, Fiberglasoptik, Breitbandtechnik und weiß der Himmel was alles. Marjorie hatte anfangs versucht, den Grund für die erweiterten Firmeninteressen zu verstehen, aber wen sie auch fragte, die neue Firmenpolitik schien selbst für alteingesessene Hasen ein Rätsel zu sein.
    Sei’s drum, dachte sie, Mr. Boot wird es schon wissen. Den konnte sie allerdings nicht fragen; er war ein viel beschäftigter Mann, der selbst Besucher mit einem fest vereinbarten Termin zermürbend lange warten ließ. Insgeheim hatte Marjorie ihn im Verdacht, Leute nur warten zu lassen, um zu demonstrieren, dass er eben ein viel beschäftigter Mann war.
    Nein, mitunter wünschte sie sich die alten Zeiten zurück, in denen sie noch gewusst hatte, womit die Firma Gewinnemachte, und nicht nur als Blitzableiter für ungeduldig gewordene Besucher herhalten musste. Die Leute beschwerten sich lauthals bei ihr, und manchmal wurden sie sogar so ausfallend, dass Marjorie den Sicherheitsdienst rufen musste.
    Aber so etwas wie heute hatte sie noch nie erlebt. Der Mann in Schwarz und seine unerschütterliche Ruhe – das zerrte an ihren Nerven. Er kam schließlich vom FBI, sie hatte ja seine Plakette gesehen. Wenn es später Ärger gab, war sie’s, die ihn ausbaden musste, das kannte sie schon. Am besten, sie rief Kathy an, Boots Sekretärin.
    »Kathy«, flüsterte sie ins Telefon, »der FBI-Agent sitzt seit fast zwei Stunden hier. Ich finde, Mr. Boot sollte ihn jetzt vorlassen.«
    »Er ist sehr beschäftigt.«
    »Ich weiß, aber irgendwie habe ich langsam ein ungutes Gefühl. Tu mir den Gefallen und hak noch mal nach!«
    »Augenblick, ich versuch’s mal.« Marjorie wurde auf die Warteschleife geschaltet, dann war Kathy wieder dran. »Mr. Boot hat fünf Minuten Zeit für ihn.«
    »Danke«, hauchte Marjorie, legte auf und sagte mit gewinnendem Lächeln: »Agent Pendergast? Mr. Boot bittet Sie zu sich.«
    Der Mann in Schwarz stand auf, deutete eine Verbeugung an und steuerte wortlos auf die Tür zu, die ins Allerheiligste der ABX Corporation führte. Marjorie begleitete ihn im Geiste mit einem erleichterten Seufzer.
     
    Kenneth Boot stand tief über das Zeichenbrett gebeugt, das er als Schreibtisch benutzte. Dass der FBI-Agent sein Büro betreten hatte, schien er nur mit einem flüchtigen Blick wahrzunehmen. Er tippte in aller Ruhe den Rest seines Memos in den Laptop ein, dann erst wandte er sich um und nahm seinen Besucher in Augenschein.
    Was eine leichte Irritation in ihm auslöste. Der Mann erinnerte ihn absolut nicht an Efrem Zimbalist jr., die Heldenfigurder Schmöker, die er in seiner Jugend verschlungen hatte. Der schwarze Anzug war bestimmt nicht von der Stange gekauft, die handgearbeiteten englischen Schuhe mussten ein kleines Vermögen gekostet haben. Kenneth Boot hatte einen Riecher für gute, teure Kleidung, das gehörte für ihn zum unverzichtbaren Rüstzeug eines Spitzenmanagers – genau wie die Kennerschaft für edle Weine, erlesene Zigarren und schöne Frauen. Was ihn zusätzlich beunruhigte, war die Art, wie der Mann sich in seinem Büro umsah. Als wollte er’s im Geiste zerlegen.
    »Mr. Pendergast? Ich habe Ihnen fünf Minuten eingeräumt, eine davon ist bereits vergangen«, sagte Boot in verbindlichem Ton, bevor er wieder an

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