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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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niemand mehr an diesem Ort gewesen war.
    Schließlich war sie bei der ersten Höhle angekommen. Zum Glück fiel ihr ein, dass der Durchlass zur zweiten sehr niedrig war, sodass sie rechtzeitig den Kopf einziehen konnte. Und auf einmal waren all ihre halb verschütteten Erinnerungen wieder da, sogar der Name der Höhle fiel ihr ein: »Die Bibliothek des Riesen«. Sie wusste noch, wie sie sich als Kind eingebildet hatte, den Riesen leibhaftig im Hintergrund hocken zu sehen. Mutiger geworden und an das Dunkel gewöhnt, setzte sie ihre Schritte schneller. Gleich musste sie am »Teich der Unendlichkeit« angekommen sein, sie glaubte schon den grünlichen Schimmer des Wassers wahrzunehmen. Das war die Stelle, an der die Führungen endeten, danach ging es in einem weiten Bogen zurück zur »Kristallkathedrale« mit dem schönen Glockenspiel.
    Vor ihr erstreckte sich rabenschwarzes Dunkel. Sie schaltete die Taschenlampe ein und richtete den Lichtstrahl auf den durch das Tropfwasser wer weiß wie vieler Jahrhunderte entstandenen Teich rechts unter ihr. Viel konnte sie nicht erkennen, also kletterte sie kurz entschlossen über die Absperrung, die Besuchern zugleich als Handlauf dienen sollte, und stand am Rand des unterirdischen Sees.
    Wenn sie bis zu den dahinter liegenden Höhlen vordringen wollte, musste sie wohl oder übel durch das Wasser waten. Zu dumm, dass sie Schuhe angezogen hatte, an denen sie umständlich die Schnürsenkel aufschnüren musste, um danach die Socken auszuziehen und in der Hosentasche zu verstauen.
    Aber endlich war auch das geschafft. Sie steckte zögernd einen Zeh in den Teich. Himmel, war das Wasser kalt! Und tiefer, als sie vermutet hatte. Sie sah zu, so schnell wie möglich die andere Seite zu erreichen, wobei es sich freilich nicht vermeiden ließ, dass sie bis über die Knie nass wurde.
    Am anderen Ufer angekommen, kletterte sie barfuß nach oben und knipste die Taschenlampe an. Rechts entdeckte sie einen niedrigen Felstunnel, das musste der Durchlass zu den beiden letzten – den namenlosen – Höhlen sein. Sie setzte sich auf einen Kalksteinbrocken, streifte sich die Socken über die nassen Füße, zog die klobigen, viel zu schweren Wanderschuhe wieder an und stapfte auf den Felstunnel zu. Die Decke war noch tiefer, als sie gedacht hatte, und schien sich mit jedem Meter weiter abzusenken. Aber nach einem scharfen Knick wurde sie unversehens höher, Corrie konnte sich aufrichten. Und plötzlich sah sie im Lichtstrahl der Taschenlampe vor sich eine Eisentür, die – genau wie beim Eingang zu den Besucherhöhlen – mit einem Vorhängeschloss gesichert war.
    Das war der Eingang zur alten Destillationsanlage!
    Das Schloss hatte denselben Mechanismus wie das am Höhleneingang. Sie musste also lediglich ihr Werkzeug wieder auspacken und die Handgriffe wiederholen, die sie schon beim ersten Versuch erfolgreich erprobt hatte. Aber ob es nun an dem spärlichen Licht, ihren klammen, nassen Fingern oder der Aufregung lag, diesmal brauchte sie viel länger. Endlich, nach etlichen Minuten, hörte sie das erhoffte Klicken, der Schließmechanismus war geknackt. Sie nahm die Kette ab, legte sie so leise wie möglich auf den Boden und drückte die schwere Eisentür auf.
    Sie blieb stehen und suchte mit der Taschenlampe den vor ihr liegenden felsigen Durchlass ab. Die Wände der Höhle reflektierten in einem phosphoreszierenden Schimmer, zwischen den Felswänden führte ein schmaler Durchlass ins Innere der Höhle. Etwa dreißig Meter weit brauchte sie dieTaschenlampe, sonst wäre sie nicht ohne Hautabschürfungen durchgekommen, dann traten die Felswände plötzlich zurück: Sie war im Zentrum der Höhle angekommen. Verglichen mit der majestätischen Weite der Besucherhöhlen nahm sie sich recht bescheiden aus. Es gab nur wenige, erst zu kümmerlicher Höhe herangewachsene Stalagmiten, die zahlenden Besuchern bestimmt nicht sonderlich imponiert hätten. Die Luft war eisig und verströmte einen merkwürdigen Geruch. Zunächst vermutete sie, dass es abgestandener Rauch war. Aber es kam noch etwas anderes dazu, etwas, was an ranziges Fett und Fäulnis erinnerte.
    Oh Gott! Sie schluckte schwer. Unwillkürlich sträubten sich ihre Nackenhaare.
    Es konnte nicht mehr weit bis zu dem alten Schwarzbrennerkessel sein. Sie ging weiter, und auf einmal blitzte am Ende der Höhle ein schwacher Metallschimmer auf. Und nach zwei, drei Schritten war sie am Ziel angekommen: Vor ihr stand auf einem gewaltigen Dreifuß der

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