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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Abend weinend von ihrem Missgeschick erzählte. Er hatte sie so liebevoll getröstet, dass sie sich jetzt noch genau an jedes seiner Worte erinnern konnte: »Nie aufgeben, Cor, wirf die Flinte nicht ins Korn! Versuch’s immer wieder!«
    Also gut, versprach sie sich im Stillen, ich werde nicht aufgeben!
    Sie wälzte sich, die Hände am Rücken, Millimeter für Millimeter herum, um nach einem scharfen Felsgrat Ausschau zu halten. Als sie gefunden hatte, was sie suchte, hob sie die Fußknöchel an und fing an, die Fesseln an dem scharfkantigen Gestein zu wetzen, vor und zurück. Sie durfte keinen Lärm machen und sich nur bewegen, solange er ihr den Rücken zuwandte. Da er sich aber ausschließlich mit Tad beschäftigte, war kaum zu befürchten, dass er ihr auf die Schliche kam. Im Augenblick hantierte er nicht mehr an Tad herum, stattdessen hatte er angefangen, irgendetwas in drei alten Jutesäcken zu verstauen. Es sah aus, als stopfe er sie mit…Nein, sie wollte nicht darüber nachdenken, womit er sie voll stopfte. Es war ihr lieber, wenn sie es gar nicht so genau wusste.
    Sie wetzte und schabte wie eine Besessene, bis sie das Gefühl hatte, dass die Stricke allmählich lockerer wurden. Und tatsächlich, plötzlich konnte sie den einen Fuß herausziehen – und gleich den Strick vom anderen streifen.
    Ihr erster Impuls war: Schnapp dir die Laterne und renn weg! Sie brauchte nur der ausgetretenen Spur zu folgen, irgendwohin musste die ja führen.
    Ja, machte sie sich Mut, sie würde sich die Laterne schnappen und rennen, was die Lunge hergab! Er würde ihr natürlich folgen, aber sie war schnell, die zweitschnellste Läuferin in ihrer Schulklasse. Vielleicht schaffte sie es, ihm davonzulaufen.
    Sie atmete tief durch und fühlte ihr Herz wie einen Schmiedehammer klopfen, so sehr erschreckte sie ihr eigener Mut. Es war eben einfach, Pläne zu schmieden, aber wenn man sie dann in die Tat umsetzen will, fallen einem ein Dutzend Gründe ein, warum es viel vernünftiger wäre, einfach hier liegen zu bleiben und keinen Mucks von sich zu geben. Andererseits, das Ungeheuer war mit Tad beschäftigt, vielleicht hatte er sie sogar völlig vergessen.
    Nein! So oder so, sie musste hier rauskommen!
    Sie sah sich noch einmal gründlich um. Es war wichtig, sichden Fluchtweg genau einzuprägen. Dann pumpte sie sich die Lunge voll, zählte bis drei, sprang hoch, schnappte sich die Laterne und stürmte los. Hinter sich hörte sie einen unartikulierten, bellenden Laut.
    Sie ließ sich an dem feuchten Fels hinunterrutschen, wäre um ein Haar gestürzt, konnte aber im letzten Moment auf die Beine kommen und rannte wie von Furien gehetzt los: auf gut Glück ins verschwommene Dunkel hinein, dahin, wo sie das Ende der Höhle vermutete.
    Die Engstelle führte an einer Felswand entlang, die sich aber bald öffnete, immer breiter wurde und in eine merkwürdige Galerie tröpfelnder, bedrohlich tief hängender Kalksteinfelsen einmündete. Dahinter lag ein offenbar flacher Teich, in dem sich das Sickerwasser gesammelt hatte. Sie gab sich einen Ruck, reckte die Laterne so hoch wie möglich und patschte kurz entschlossen durch den Teich zum anderen Ufer. Nach wenigen Metern fand sie sich in einer größeren Höhle wieder, in der vom ständig tröpfelnden Wasser zu bauchigen Kolossen geformte Stalagmiten aufragten, die aussahen, als wären sie hier und da mit den von der Decke herabhängenden Stalaktiten zusammengewachsen.
    Kam ihr Peiniger hinter ihr her? War er ihr vielleicht schon so dicht auf den Fersen, dass er im nächsten Moment zupacken und sie wieder in seine Gewalt bringen konnte?
    Mehr als einmal prallte sie in ihrer Hast auf irgendeinen Felsen, was nicht nur höllisch wehtat, sondern auch die Laterne zum Schaukeln brachte und das Kerzenlicht flackern ließ. Ein jäher Schreck durchzuckte sie: Wenn die Kerze erlosch, war ihre Flucht zu Ende!
    Lass dir mehr Zeit, geh langsamer!
    Aber sie hörte nicht auf ihre innere Stimme, hastete blindlings um einen ausladenden Felsblock herum, prallte prompt auf einen von der Decke heruntergestürzten Felsbrocken und schrammte sich das Knie auf. Vom Schmerz benommen, blieb sie stehen, rang nach Luft und sah sich suchend um.
    Sie war fast am Ende der Höhle angekommen, von hier aus führte ein mit Steinsplitt übersäter Pfad nach oben. Und auf einmal entdeckte sie etliche ungelenk in den Fels geritzte Markierungen: plump aneinander gereihte Wellenlinien, wie von Kinderhand mit einem Stein eingeritzte

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