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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Ortskundige nur ein Katzensprung bis zu den sagenumwobenen drei Grabhügeln war.
    Irgendwo vor sich roch Pendergast Wasser, und nach wenigen Metern sah er den Flusslauf. Das Wasser war vor vielen Jahrhunderten unter dem gewaltigen Druck bei den Verschiebungen des Urgesteins aus der Tiefe nach oben gepresst worden. Der Agent ging in die Knie, schöpfte mit der hohlen Hand ein wenig Wasser und kostete es.
    Es war dasselbe Wasser, das bei Winifred Kraus aus derLeitung floss. Nach dem zweiten Schluck war er überzeugt, dass es genau die Qualitäten aufwies, die Lu Yu in seinem berühmten Buch über die Kultur des Teetrinkens empfahl: sauerstoffhaltig und reich an Mineralien. Im Grunde hatte diese Entdeckung ihn dazu veranlasst, nach Topeka zu fahren und sich – mit Hilfe eines kleinen Tricks – die Karte zu beschaffen, die er jetzt in der Hand hielt. Nachträglich betrachtet war der Preis, den er dafür zahlen musste, erschreckend hoch. Er hatte einfach nicht damit gerechnet, dass Corrie aus der Qualität des Leitungswassers denselben Schluss ziehen könne wie er, und dass sie, weil sie ihn nicht erreichte, in ihrem Übereifer auf eigene Faust handeln würde. Ein kapitaler Fehler, er hätte sie besser kennen müssen.
    Er kam hoch, und als er schon weitergehen wollte, fiel ihm eine schlauchartige Höhle auf – etliche Meter entfernt, am äußersten Radius, den der Lichtkegel seiner Stablampe gerade noch erfasste. Irgendetwas machte ihn neugierig.
    Er setzte über den schmalen Bach, ging auf den Höhleneingang zu und zupfte mit der Spitze seines goldenen Kugelschreibers das verklumpte, wie ein Pfropf in den Höhleneingang gestopfte Bündel Kleidung auseinander. Dahinter lagen kunstvoll gearbeitete, zu Bündeln geflochtene Indianerpfeile und alte Tonscherben.
    Als er den Lichtstrahl schließlich tiefer in die Höhle richtete, machte er eine grausige Entdeckung: ein gewaltsam ausgerissenes blond gefärbtes Haarbüschel mit schwarzen Wurzeln – Sheila Swegg.
    Sie musste beim illegalen Graben in den Hügeln zufällig die Erdspalte entdeckt haben, die in den hinteren Teil des Höhlensystems führte. Der Eingang war zwar gut getarnt, aber nachdem sie die verkeilten kleineren Steine weggeräumt hatte, bedurfte es nur noch einer kurzen Kletterpartie, um in die Höhle einzudringen und eine wahre Schatzkammer zu entdecken: die reich mit Grabgaben ausgeschmückte letzte Ruhestätte der Geisterkrieger.
    Der Rest war leicht zu erraten: Sie hatte wohl gehofft, noch mehr Schätze zu finden, wenn sie tiefer in das verborgene Höhlensystem eindrang. Nur, dort war sie nicht auf neue Schätze, sondern auf ihren Mörder gestoßen.
    Pendergast hatte keine Zeit, sich länger mit Sheila Sweggs Geschick zu beschäftigen. Nach einem letzten mitleidigen Blick auf die spärlichen Spuren, die Zeugnis von der Brutalität des Mörders gaben, wandte er sich um und folgte dem Flusslauf, der sich in sanften Windungen ein Bett in das Gestein gegraben hatte. Doch nach etwa dreißig, vierzig Metern endete der Flusslauf plötzlich. Sein Wasser stürzte in einem gewaltigen Sprühnebel aus Millionen winziger Tropfen gurgelnd in eine tiefer gelegene, unerforschte Höhle.
    Die ins Gestein geritzten Markierungen waren nun klarer auszumachen und häuften sich: ein Indiz dafür, dass er sich einem bewohnten oder zumindest regelmäßig als Unterschlupf genutzten Bereich näherte.
    Pendergast war von Anfang an überzeugt gewesen, dass der Mörder ein Ortsansässiger sein müsse. Sein Irrtum hatte in der Annahme gelegen, es sei jemand aus der Stadt. Oh nein, der Mörder stand nicht in Margery Tealanders Steuerliste. Er lebte nicht
mitten unter
den Bürgern von Medicine Creek, und doch lebte er in gewisser Weise
mit
ihnen. Nur aus dieser Erkenntnis heraus war es möglich, seine Identität näher zu bestimmen.
    Wichtiger war es freilich, zu begreifen, dass sie es mit einer außergewöhnlich gefährlichen, ihrem ganzen Wesen nach bösartigen und amoralischen Kreatur zu tun hatten. Selbst Pendergast, der sich auf die Erfahrungen vieler Jahre stützen konnte und tiefe Einblicke in die abstruse Gedankenwelt von Verbrechern gewonnen hatte, wagte nicht vorherzusagen, wann und wo dieser Mörder das nächste Mal zuschlagen würde.
    Er kam an eine Engstelle, an der der Felsboden mit glitzernden Kristallen überzogen war – ein spektakuläres Naturschauspiel,das dem Zusammenwirken von hoher Luftfeuchtigkeit, kaltem Wind und dem ständigen Zersetzungsprozess des Kalkspats zu

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