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Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Titel: Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Seit Commissioner Rocker die Gleichstellung von Frauen und Männern im Dienst durchgesetzt hat, haben Frauen bei der Polizei einige Vorteile. Weil eben niemand in den Verdacht kommen will, sie womöglich zu benachteiligen. Du siehst: Ich war zur rechten Zeit am rechten Ort und hatte die richtigen Testergebnisse und Zeugnisse.«
    »Und Ehrgeiz und Talent spielten gar keine Rolle bei dem Ganzen?«
    Laura lächelte. »Das würde ich nicht sagen.«
    »Ich auch nicht«, versicherte Vincent. »Und wenn ich schon mal die Gelegenheit habe, dich auszufragen: Wo bist du aufgewachsen?«
    »In Macon in Georgia. Mein Dad war Schweißer, meine Mutter Hausfrau. Ich hatte einen älteren Bruder. Er fiel in Vietnam. Erschossen von den eigenen Leuten. Ich war damals acht.«
    Vincent sah sie betroffen an. »Das tut mir aufrichtig Leid.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Meine Eltern haben sich nie von diesem Schlag erholt. Mein Dad ist ein Jahr später gestorben, meine Mom im Jahr darauf. Beide an Krebs, aber ich glaube, es war eher der Schmerz, mit dem sie nicht fertig wurden. Mein Bruder war ihr ganzer Stolz.« Sie brauchte einige Sekunden, bis sie sich wieder gefangen hatte. »Nun, das ist alles lange her, und ich will nicht jammern. Ich hatte eine wundervolle Großmutter, sie hat mich zu sich nach Islip geholt. Und heute denke ich manchmal, dass ich in dieser Zeit gelernt habe, wie allein wir im Grunde alle auf dieser Welt sind. Es gab niemanden, der mir helfen konnte. Ich würde mir alles selbst erarbeiten müssen.«
    Er nickte. »Ich kann dir bestätigen, dass du das großartig hingekriegt hast.« Und nachdem er ein paar Sekunden gezögert hatte, fragte er: »Willst du wirklich Commissioner werden?«
    Sie beantwortete seine Frage nicht, lächelte nur, hob ihr Glas und trank ihm zu. »Schön, dich wieder im Big Apple zu haben. Da gehörst du nämlich hin, Vinnie.«
    »Darauf stoße ich an. Du glaubst gar nicht, wie sehr mir die Stadt gefehlt hat.« Und dann gestand er Laura: »Weißt du, als ich Lieutenant war, habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als mich irgendwo auf dem Land zu verkriechen. Ich habe mir das wunderbar vorgestellt: Ringsum frische Luft, zuhören, wie die Vögel zwitschern, miterleben, wie sich das Laub im Herbst verfärbt, und jeden Sonntag angeln gehen. Aber Angeln ist langweilig, die Vögel wecken einen mit ihrem Spektakel im Morgengrauen auf, und statt ins Le Cirque geht man in Radium Hot Springs in Betty Daye’s Familienrestaurant, in dem einem alles Mögliche, aber mit Sicherheit keine einfallsreiche Speisekarte erwartet.«
    Laura lachte. »Gibt es dort wirklich einen Ort, der Radium Hot Springs heißt? Oder hast du den erfunden?«
    »Nein, er heißt wirklich so, du kannst es mir glauben. Ich war oft genug dort. Jetzt mach ich Witze darüber, aber eigentlich lebte es sich dort gar nicht schlecht. Eine Kleinstadt, in der noch die alten Werte gelten, und die Kanadier sind freundliche, nette Leute. Aber ich habe mich nie wirklich zu Hause gefühlt, eher wie im Exil. Und es war einfach zu still. Ich dachte, ich werd noch verrückt. Ich konnte mich bei dem ewigen Vogelgezwitscher einfach nicht konzentrieren. Mir fehlte das Gehupe und Gedränge eines Freitagnachmittags im Stau!«
    Hayward lachte. Wenig später wurde ihnen mit viel Getue der Hauptgang serviert.
    »Daran könnte ich mich tatsächlich gewöhnen«, sagte D’Agosta und lehnte sich genießerisch im Stuhl zurück. Hayward nahm den ersten Bissen ihres Fischgerichts und ließ ihn sich auf der Zunge zergehen.
    »Das hast du gut gemacht, Vinnie«, sagte sie mit einem Lächeln. »Wirklich gut.«

44
    D’Agosta war noch nie hier gewesen, aber alles wirkte auf ihn vertraut. Wenigstens half der scharfe Geruch nach Alkohol, Formaldehyd und weiß der Himmel welchen anderen Chemikalien, seinen leichten Kater zu bekämpfen. Er und Laura hatten das Le Cirque erst eine halbe Stunde vor Mitternacht verlassen. Auf Empfehlung des Sommeliers hatten sie noch eine halbe Flasche Dessertwein bestellt. Der 1990er Château d’Yquem kostete Vincent ein Wochengehalt, aber es war ein so köstlicher Tropfen, dass sie ihn beide als krönenden Abschluss eines wundervollen Abends empfanden. Es war fast schon tragisch zu nennen, dass er jetzt hier sein musste.
    Über dem Raum lag der strenge Geruch der Verwesung. Der Dienst habende Pathologe hatte bereits mit der Autopsie begonnen und den Leichnam seziert. Die entnommenen Organe lagen in diversen Plastikcontainern, das Hirn, das

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