Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
Herz, die Lunge, die Leber, die Nieren und einige dunkle Klumpen, die D’Agosta weder identifizieren konnte noch wollte.
Und doch war es dieses Mal nicht so schlimm. Vielleicht lag es daran, dass Herden von Insekten bereits über den Körper hergefallen waren und die Leiche zu einem größeren Teil aus Knochen als aus Fleisch bestand. Oder daran, dass der Geruch der Verwesung fast vom Geruch nach Erde verdrängt wurde. Möglicherweise hatte er sich aber auch endlich einfach nur daran gewöhnt. D’Agosta schluckte. Er spürte, wie sich seine Kehle verengte. Wenigstens war er schlau genug gewesen, das Frühstück ausfallen zu lassen.
Der Pathologe stand am Kopfende des von einem Punktscheinwerfer angestrahlten Leichnams. Seine dunkle Brille saß auf seiner Nasenspitze, und er hakte auf dem Klemmbrett gewissenhaft die Punkte ab, bei denen er bereits zu eindeutigen Feststellungen gekommen war. Er wirkte irritiert. »Soso«, murmelte er und blätterte in seinem Bericht.
»Soso!«
Pendergast umrundete immer wieder den Leichnam, und schließlich wandte er sich in fragendem Ton an den Pathologen: »Im Totenschein ist Lungenkrebs als Todesursache vermerkt.«
»Das ist mir durchaus bekannt«, erwiderte der Arzt ungehalten. »Ich habe ihn selbst ausgestellt. Und jetzt hat man mich auf Ihr Verlangen hierher beordert, damit ich die Autopsie vornehme.« Die Stimme des Mannes war voller Groll.
»Danke, dass Sie gekommen sind.«
Der Mann nickte abweisend, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinen Unterlagen zu. »Ich habe eine vollständige Autopsie an der Leiche vorgenommen. Die Laborergebnisse sind gerade zurückgekommen. Worum geht es Ihnen eigentlich?«
»Nun, fangen wir mit den einfachen Dingen an. Ich nehme an, Sie konnten bestätigen, dass es sich bei der Leiche tatsächlich um Ranier Beckmann handelt.«
»Das steht außer Frage. Ich habe alle Unterlagen über den Dentalbefund sorgfältig geprüft.«
»Ausgezeichnet. Wären Sie so freundlich fortzufahren?«
»Lassen Sie mich kurz den Inhalt meiner ursprünglichen Diagnose zusammenfassen.« Der Pathologe blätterte in seinen Aufzeichnungen. »Am vierten März 1995 wurde Ranier Beckmann in die Notaufnahme des Elisabethenhospitals eingeliefert. Die Symptome deuteten auf Krebs im fortgeschrittenen Stadium hin. Bei weitergehenden Untersuchungen haben wir Lungenkrebs im Endstadium festgestellt. Ein hoffnungsloser Fall, da sich auch in anderen Organen bereits Metastasen gebildet hatten. Mr Beckmann hat das Hospital nicht mehr verlassen, er starb zwei Wochen nach seiner Einlieferung.«
»Sind Sie sicher, dass er im Krankenhaus gestorben ist?«
»Natürlich. Ich habe ihn bis zu seinem Tod jeden Tag bei der Visite gesehen.«
»Und Ihre Erinnerung, die sich immerhin über ein Jahrzehnt erstreckt, ist über jeden Zweifel erhaben?«
Der Arzt musterte Pendergast empört über den Rand seiner Brille. »Natürlich.«
»Bitte fahren Sie fort.«
»Ich habe die Autopsie heute gewissermaßen in zwei Stufen durchgeführt. Die erste diente der Überprüfung meiner ursprünglichen Einschätzung hinsichtlich der Todesursache. Damals ist keine Obduktion durchgeführt worden. Das ist in einem solchen Fall das Übliche. Die Todesursache war offensichtlich, es gab keine Angehörigen, die eine verlangt hätten, und auch keinen Hinweis auf Manipulationen. Der Staat ist in solchen Fällen knauserig, er zahlt nicht gern für aufwändige Autopsien, wenn sie nicht zwingend notwendig sind.«
Pendergast nickte.
»Auf Ihren ausdrücklichen Wunsch hin habe ich in einer zweiten Stufe dieser Autopsie überprüft, ob irgendwelche außergewöhnlichen Umstände vorliegen, darunter Verletzungen oder Spuren von Gift oder Drogen.«
»Und zu welchem Ergebnis sind Sie dabei gekommen?«, fragte Pendergast gespannt.
»Meine ursprüngliche Einschätzung wurde bestätigt: Beckmann starb an allgemeinem Organversagen im Zusammenhang mit Lungenkrebs.«
Pendergast sagte nichts, aber sein skeptischer Blick sprach Bände.
Der Arzt hielt seinem Blick stand. Und dann fügte er mit ruhiger Stimme hinzu: »Der primäre Tumor war etwa so groß wie eine Grapefruit und saß im linken Lungenflügel. Dazu kamen Metastasen in Nieren, Leber und Gehirn. Es ist mir ein Rätsel, warum der Mann nicht früher in die Notaufnahme gekommen ist. Er muss ungeheure Schmerzen gehabt haben.«
»Bitte fahren Sie fort«, bat Pendergast leise.
»Neben dem Krebs litt Beckmann an einer fortgeschrittenen Leberzirrhose und
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