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Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Titel: Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Augenblick hinsetzen. Schließlich sah er hoch und fragte Pendergast: »Das mag schon sein, aber was wurde aus den anderen drei?«

68
    Reverend Buck saß an dem Klapptischchen in seinem Zelt, die weit zurückgeschlagenen Planen ließen Sonnenlicht hereinfluten, das einen ganz ungewohnten Glanz auf die nüchterne Ausstattung warf. Alle im Lager waren noch ganz aufgeregt vom Showdown mit der Polizei und voller Energie. Buck fühlte dieselbe Energie durch seinen eigenen Körper strömen. Die Leidenschaft und der Glaube seiner Anhänger hatten ihn erstaunt und in seinem eigenen Vorhaben bestärkt. Es war offensichtlich, dass der Geist Gottes mit ihnen war. Und mit Gottes Hilfe war alles möglich. Das Problem lag darin, dass die Polizeikräfte bestimmt keine Ruhe geben, sondern entschlossen handeln würden, und zwar sehr bald. Der große Augenblick war gekommen: der Augenblick, für den er so hart gearbeitet hatte und dessen Erfüllung er bereits so lange entgegenblickte.
    Es blieb die Frage: Welcher Augenblick? Und wie würde er ihn erfüllen?
    Diese Frage beschäftigte ihn schon seit langem, sie war in ihm gewachsen und nagte an ihm. Zuerst war es nur eine dumpfe Unruhe gewesen, wie eine warnende innere Stimme, die ein vages Unbehagen in ihm auslöste. Sie hatte nie ganz verstummen wollen, trotz seiner Gebete, seines Fastens und seiner Bußbereitschaft. Gottes Weg blieb unklar, Sein Wille mysteriös.
    Und doch beugte er sein Haupt zum Gebet und flehte Gott an, ihm den rechten Weg zu weisen.
    Das Stimmengemurmel, das von draußen hereindrang, ließ ihn aufhorchen. Alle redeten über den gescheiterten Versuch der Polizei, ihn festzunehmen. Merkwürdig, dass sie nur zu zweit angerückt waren. Vermutlich hatten sie keine Aggressionen wecken wollen, um ein Blutbad zu verhindern.
    Ein Blutbad. Die Polizistin hatte ganz nebenbei von dieser Möglichkeit gesprochen und ihn damit zur Besinnung gebracht. Überhaupt, die Polizistin. Sie konnte nicht viel älter als fünfunddreißig sein, eine richtige Schönheit, selbstbewusst bis zum Gehtnichtmehr. Der andere, ihr Kollege, war ein Maulheld; solche Typen hatte er im Knast zur Genüge kennen gelernt. Sie hingegen hatte eine Form der Entschlossenheit und Durchsetzungsvermögen offenbart, das eindeutig teuflischer Natur war.
    Sollte er Widerstand leisten? Es auf einen Kampf ankommen lassen? Er hatte eine starke Phalanx hinter sich, hunderte Gefolgsleute, die ihm blindlings vertrauten. Er hatte die Macht der Überzeugung und des Geistes, aber die andere Seite verfügte über die Macht physischer Gewalt. Sie hatten den Staat hinter sich, verfügten über Waffen, Tränengas und Wasserwerfer. Wenn er sich widersetzte, würde es zu einem Gemetzel kommen.
    Was war der Wille Gottes? Er beugte abermals das Haupt und betete.
    Es klopfte an einem der Holzpfosten seines Zeltes.
    »Es wird Zeit für Ihre Morgenpredigt und die rituelle Handauflegung, Reverend.«
    »Danke, Todd, ich komme in wenigen Minuten raus.«
    Er brauchte eine Antwort, ehe er vor seine Anhänger trat, und sei es nur um seines eigenen Seelenfriedens. Er war ihr geistlicher Führer, und er musste es erst recht in kritischen Situationen sein. Er war so stolz auf sie, auf ihren Mut und ihre Überzeugung. Soldaten Roms hatten sie die beiden Cops so passend genannt … Soldaten Roms – das war’s!
    Wie in einem Puzzlespiel fügten sich seine Gedanken plötzlich zusammen. Pilatus. Herodes. Golgatha. Die Antwort auf seine Frage – sie war die ganze Zeit zum Greifen nah gewesen. Er hatte nur die Kraft des Glaubens gebraucht, um sie zu finden. Er verharrte noch ein, zwei Minuten auf den Knien und murmelte leise: »Ich danke Dir, mein Herr und mein Gott.«
    Und als er sich aufrichtete, spürte er, dass Gott mit ihm war.
    Jetzt wusste er genau, wie er den Soldaten Roms begegnen würde.
    Er trat aus dem Zelt ins gleißend helle Sonnenlicht. Er schaute sich um. Hier war sie, die Schönheit von Gottes Erde. Das Leben war so kostbar, eine flüchtige Gabe. Als er den Pfad zum Felsen hinaufstieg, erinnerte er sich selbst daran, dass die nächste Welt noch viel besser und viel schöner sein würde. Wenn die Ungläubigen zu tausenden kamen, so wusste er nun genau, wie er sie ihrem Verderben entgegenführen würde.
    Wie zur Bestätigung brandete nicht enden wollender Jubel auf, als er am Felsen stand und die Arme in die Höhe reckte.

69
    Die winzigen Kellerräume in der Carabinierikaserne erinnerten stark an die Kerker, die sie einst gewesen

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