Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
waren. Colonnello Esposito führte Pendergast und D’Agosta durch die verwinkelten, nach Moder riechenden Flure, bis er zu guter Letzt eine Tür aufschloss und seine Besucher mit der ironischen Bemerkung »Willkommen im einundzwanzigsten Jahrhundert« hineinkomplimentierte. In den schlichten Holzregalen reihte sich ein Aktenordner an den anderen. Esposito deutete auf einen langen Holztisch, um den einige Stühle gruppiert war. »Machen Sie es sich bequem.« Er winkte einen jungen Uniformierten zu sich und sprach kurz mit ihm. Wenig später brachte dieser ihnen etwa ein Dutzend Aktenmappen und legte sie vor ihnen auf den Tisch.
»Hier sind die Zusammenfassungen der Fälle, um die Sie gebeten haben: ungeklärte Todesfälle des letzten Jahres, bei denen die Leiche teilweise verbrannt ist. Ich habe sie mir selbst bereits angesehen und muss Ihnen leider mitteilen, dass ich nichts von Bedeutung entdecken konnte. Viel mehr beunruhigt mich, was heute Morgen oben in La Verna vorgefallen ist.«
Pendergast nahm die erste Mappe, schlug sie auf und zog die Zusammenfassung heraus. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich diesen Zwischenfall bedauere.«
»Und ich erst. Bei uns war es schön ruhig und friedlich, ehe Sie hier aufgetaucht sind. Und jetzt …« Er machte eine hilflose Handbewegung.
»Wir sind fast am Ziel, Colonnello.«
»Dann lassen Sie uns beten, dass Sie Ihr Ziel, was auch immer das sein möge, so bald wie möglich erreichen.«
Pendergast hatte den ersten Ordner durchgeblättert, reichte ihn an D’Agosta weiter und griff zum nächsten. Nach etwas mehr als einer Stunde hatten sie den ganzen Stapel samt aller beigefügten Fotos sorgfältig gesichtet.
»Irgendwas gefunden?«, fragte der Agent D’Agosta.
»Nichts, was uns weiterhelfen könnte.«
Pendergast nickte. »Gut, dann gehen wir alles noch einmal durch.«
Der Colonnello seufzte vernehmlich, sah auf die Uhr und zündete sich eine Zigarette an.
»Sie müssen nicht unbedingt hier bleiben«, versuchte ihm Pendergast eine Brücke zu bauen.
Esposito winkte ab. »Ich fühle mich hier unten pudelwohl, zumal hier nicht dauernd mein Handy klingeln kann. Oben ruft mich sowieso nur alle halbe Stunde irgendjemand an und will den letzten Stand der Ermittlungen erfahren. Das Einzige, was hier unten fehlt, ist eine Espressomaschine.« Dann bat er den Uniformierten, ihnen Kaffee zu besorgen. Pendergast und D’Agosta vertieften sich wieder in ihre selbst auferlegte Sisyphusarbeit. Und plötzlich stutzte D’Agosta. Er musste beim ersten Durchgang das Schwarz-Weiß-Foto einer männlichen Leiche übersehen haben, die in sich zusammengekrümmt auf dem Zementboden eines anscheinend leer stehenden Hauses lag und schwere Verbrennungen aufwies. Es war ein typisches Polizeifoto: brutal und ohne Rücksicht auf empfindsame Betrachter.
Aber es kam noch etwas dazu: Irgendetwas konnte mit dem Foto nicht stimmen.
Pendergast war D’Agostas plötzliches Interesse an dem Foto nicht entgangen. »Haben Sie etwas gefunden?«
Der Sergeant reichte ihm stumm das Bild. Pendergast betrachtete es eingehend, dann schaute er überrascht auf. »Ja. Jetzt sehe ich es auch.«
»Was ist?«, fragte der Colonnello und beugte sich widerstrebend vor.
»Sehen Sie die kleine Blutlache unter diesem Mann?«, wollte ihm Pendergast auf die Sprünge helfen. »Er wurde zuerst verbrannt und dann erschossen.«
»Na und?«
»Gewöhnlich werden Mordopfer erschossen und dann verbrannt, um die Beweise zu verschleiern. Haben Sie je gehört, dass jemand erst verbrannt und danach erschossen wurde?«
»Nun, so etwas kommt hier hin und wieder vor. Um Informationen zu erhalten.«
»Dann ist die Leiche aber nicht nahezu vollständig verbrannt«, gab Pendergast zu bedenken. »Brandspuren, die von einer Folterung herrühren, sind sehr begrenzt.«
Esposito sah noch einmal auf das Foto, dann zuckte er die Achseln. »Das muss nichts zu bedeuten haben. Vielleicht war der Mörder ein Irrer.«
»Dürften wir uns die vollständige Akte ansehen?«
Der Colonnello seufzte genervt, bequemte sich aber, das dicke Aktenbündel aus dem Archiv zu holen und die Verschnürung mit seinem Taschenmesser zu lösen. Pendergast blätterte das dicke Bündel durch und übersetzte die interessanten Passagen für D’Agosta ins Englische. »Carlo Vanni, neunundsechzig, Landwirt im Ruhestand. Seine Leiche wurde in einem abrissreifen Bauernhaus in den Bergen bei Abetone gefunden. Beweismittel konnten am Fundort nicht sichergestellt
Weitere Kostenlose Bücher
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Online Lesen
von
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska