Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
Teufel manchmal auf eine versprochene Seele verzichte, wenn ihm im Gegenzug ein Geschenk gemacht werde. Dabei müsse es sich aber um etwas Einzigartiges handeln – etwas, dessen Verlust die ganze Welt beklagen würde. Und dann habe ich behauptet, ich hätte meinen Vermeer geopfert.
Der arme Bullard war völlig aus dem Häuschen. Er habe keinen Vermeer, beteuerte er, und auch sonst nichts von Wert, abgesehen von seinen Schiffen, Autos, Häusern und Firmen. Er flehte mich an, ihm einen guten Rat zu geben, aber ich sagte ihm, dass ich das nicht könne, und wiederholte noch einmal, dass Luzifer sich nicht mit einem wohlfeilen Ersatzopfer abspeisen ließe, es müsse schon etwas wie mein Vermeer sein, mit meinem Carvaggio hätte er sich sicher nicht zufrieden gegeben. Der Clou bei unserem Gespräch war, dass ich wusste, wo die Stradivari abgeblieben war, und er nicht wusste, dass ich es wusste.«
Bei dieser vermeintlich geistreichen Formulierung brach der Graf in schallendes Gelächter aus.
»Ich erinnerte ihn daran, dass er – was immer er anzubieten gedenke – den Handel unverzüglich abschließen müsse, denn der dreißigste Jahrestag des ursprünglichen Pakts rücke immer näher, und Grove und Cutforth seien bereits tot. Mit irgendeiner hastig aufgetriebenen angeblichen Rarität dürfe er dem Fürsten der Unterwelt auf keinen Fall aufwarten, zumal der in das Herz des Schuldners zu blicken vermöge und sich bestimmt kein X für ein U vormachen lasse. Er müsse, um sich freizukaufen, schon tief in die Tasche langen, wenn er nicht riskieren wolle, dass seine Seele bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren muss …
Das war der Moment, in dem Bullard seine Ausflüchte aufgegeben und mir gestanden hat, dass er eine Violine von unschätzbarem Wert besitze, eine Stradivari, allgemein unter dem Namen Stormcloud bekannt. Ob die den Teufel wohl zufrieden stellen werde? Ich erwiderte, ich könne natürlich nicht für Luzifer sprechen, hege aber mit allem Vorbehalt die Hoffnung, dass er sich auf den Handel einlassen werde, vorausgesetzt, es sei wirklich ein Instrument von hohem Wert. Zu guter Letzt versprach ich, ihm eingedenk der alten Zeiten die Daumen zu drücken.«
Fosco schob sich ein vor Fett triefendes Stück Fleisch zwischen die Zähne und mümmelte schmatzend.
»Ich selbst kehrte deutlich vor dem Zeitpunkt, den ich Ihnen nannte, nach Italien zurück. Ich wollte da sein, wenn Bullard eintraf. Ich hatte mir ein altes Beschwörungsbuch aus meiner Bibliothek beschafft, das habe ich ihm in die Hand gedrückt und ihm eingeschärft, die Rituale genau zu befolgen, darauf zu achten, dass die Violine sich innerhalb des offenen Kreises befand, sich selbst aber in dem geschlossenen Kreis aufzuhalten, wo er geschützt sei. Aber er müsse alle Bediensteten wegschicken, die Alarmanlage ausschalten und darauf achten, dass es auch sonst keine Störungen gebe, so etwas möge der Teufel nämlich nicht. Der arme Tropf befolgte brav alle Anweisungen. Dann übertrug ich Pinketts die Rolle des Teufels, und der legte sich so ins Zeug, dass bei all seinem theatralischen Getue und dem vorgetäuschten Hinkefuß selbst der Leibhaftige vor Neid erblasst wäre. Er nahm die Violine als Sühnegroschen entgegen, und ich entledigte mich Bullards mit Hilfe meiner kleinen Erfindung.«
»Warum das ganze Theater?«, fragte Pendergast leise.
»Wäre eine Kugel nicht viel einfacher gewesen? Es gab keine Veranlassung mehr, Ihr Opfer weiterhin einzuschüchtern.«
»Das habe ich Ihretwegen getan, Verehrtester! Dadurch wurde die Polizei in die Irre geführt, und Sie mussten länger in Italien bleiben, wo ich mich Ihrer leichter entledigen kann.«
»Ob Sie sich unserer leicht entledigen werden, steht noch zur Debatte.«
Fosco gluckste vor Vergnügen, er sprühte geradezu vor guter Laune. »Sie sind offensichtlich der Ansicht, Sie könnten mir ein Tauschgeschäft anbieten, sonst wären Sie meiner Einladung nicht gefolgt.«
»Das sehen Sie völlig richtig.«
»Was auch immer Sie zu haben glauben, es ist nicht gut genug. Sie sind bereits so gut wie tot. Ich kenne Sie besser, als Sie denken, und zwar, weil Sie mir so ähnlich sind. Oh ja, Sie sind mir sehr ähnlich.«
»Noch mehr könnten Sie sich gar nicht irren, Graf. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich nämlich kein Mörder.«
D’Agosta sah verblüfft, dass sich das Gesicht des Agents zornrot gefärbt hatte.
»Aber Sie könnten einer sein. Es liegt Ihnen im Blut, das sehe ich Ihnen an.«
»Sie sehen
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