Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
geholfen hat, ging es genauso. Er heißt übrigens gar nicht Pinketts, sondern Pinchetti – der Glücksfall eines Bediensteten, der mit mir die Gabe der Beredsamkeit und die Lust an Intrigen teilt. Uns blieben nur wenige Stunden, aber aus denen haben wir eine Menge gemacht. Ich war schon immer ein Bastler, Erfinder aller möglichen Apparate und ein begabter Designer von Feuerwerken – fuochi d’artificio, wie wir sie nennen. Es gibt in meinem Kastell viele Geheimgänge, hinter Verschalungen verborgene Keller und Falltüren, die uns bei unseren Vorbereitungen sehr von Nutzen waren. Es wurde eine denkwürdige Nacht! Sie hätten mal die Gesichter der amerikanischen Studiosi sehen sollen, als ich die Beschwörungsformel gesprochen und den Fürsten der Unterwelt angefleht habe, ihnen Reichtum und Wohlstand zuteil werden zu lassen, wofür er als Gegenleistung ihre Seelen einfordern könne. Dann habe ich einem nach dem anderen den Finger aufgeritzt, damit sie den Vertrag mit ihrem Blut besiegeln konnten, und am Schluss hat Pinketts sie mit seinem faulen Zauber das Fürchten gelehrt.«
Er bog sich wieder vor Lachen.
»Sie haben ihnen Angst eingejagt«, konstatierte Pendergast.
»Und bei Beckmann waren Sie damit so erfolgreich, dass es sein Leben zerstörte.«
»Das war doch alles nur übermütiger Spaß. Je mehr es ihnen unter die Haut gegangen ist, desto besser. Danach sind sie ihrer Wege gegangen und ich meiner. Und dann kam mir dreißig Jahre später ein unglaublicher Zufall zu Hilfe, als ich nämlich dahinter kam, dass sich einer der Studiosi von damals heimlich der Stormcloud bemächtigt hatte – meiner Stormcloud!«
»Wie haben Sie das herausgefunden?«
»Mein ganzes Leben lang war ich auf der Jagd nach der Violine, Mr Pendergast, ich hatte es mir zur Lebensaufgabe gemacht, sie in den Schoß der Familie zurückzuholen. Sie haben Lady Maskelene einen Besuch abgestattet, kennen also die Geschichte der Irrungen und Wirrungen. Mir war klar, dass Toscanelli sie nicht in die Schluchten des Großen Schiern geschleudert hatte. Niemals hätte er einen solchen Frevel begangen. So krank er auch war, er wusste besser als jeder andere, welchen Wert sie besaß. Wenn sie aber nicht zerstört worden war, was konnte mit ihr passiert sein? Die Antwort war gar nicht so schwer. Er war in einer einsam gelegenen Schäferhütte gestorben, und dann hatte es geschneit. Es gab keine Fußspuren im Schnee. Also musste ihn jemand mit der Violine erfroren aufgefunden und diese gestohlen haben, bevor der Schnee fiel. Und wer konnte das gewesen sein? Eigentlich nur der Mann, dem die Hütte gehörte.«
Pinketts huschte mit den Resten der Vorspeise in die Küche, um kurz darauf mit einem Teller mit in Butter geschwenkten Tortelloni mit Salbeiblättchen zurückzukehren und vor dem Hausherrn abzustellen. Fosco ließ es sich schmecken.
»Erinnern Sie sich noch, dass ich Ihnen mein Faible für Detektivarbeit gestanden habe? Ich bin in dieser Hinsicht recht talentiert. Ich spürte den Weg auf, den die Violine genommen hatte – vom Schäfer über dessen Neffen zu einer Gruppe von Landfahrern, weiter zu einem Laden in Spanien und einem Waisenhaus auf Malta. Sie kam viel herum. Mich schaudert noch jetzt bei dem Gedanken, wie oft sie der prallen Sonne ausgesetzt gewesen sein muss oder nur mit ein paar Strohhalmen gepolstert in ihrem Kasten gelegen hat. Mein Gott! Und doch hat sie das alles unbeschadet überstanden. Zu guter Letzt habe ich sie im Fundus einer französischen Schule entdeckt. Irgendein tollpatschiger Trottel ließ sie fallen, und dabei zerbrach eine ihrer Schnecken. Die Stormcloud wurde zur Reparatur in einen Musikalienladen gebracht. Der Mann, dem der Laden gehörte, erkannte den Wert der Violine, vertauschte sie und schickte ein anderes Instrument an die Schule zurück.« Fosco schnalzte missbilligend mit der Zunge.
»Wahrscheinlich ist er sich vorgekommen wie im Märchen. Ihm war klar, dass er sie niemals rechtmäßig in Besitz nehmen konnte, deshalb schmuggelte er sie nach Amerika und bot sie, ohne viel Aufhebens darum zu machen, zum Verkauf an. Es dauerte recht lange, bis sich ein Käufer fand. Wer wollte schon eine Stradivari, wenn er mit dem frisch erworbenen Kleinod nicht protzen, im Zweifelsfall seine Besitzrechte nicht nachweisen und daher ständig damit rechnen musste, dass ihm die Violine weggenommen würde? Er fand schließlich einen Käufer, der ihm die geradezu lächerlich geringe Summe von zwei Millionen Dollar für
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