Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
Lasergeräts durch die Nacht: der Beweis dafür, dass er es mit Profis zu tun hatte. Er rannte, so schnell er konnte, auf den Spielplatz zu, der vor ihm in einer Mulde lag. Als ihm die Luft wegblieb, nahm er im Sandkasten Deckung.
Verdammt, er war völlig außer Puste! Ausgepowert! Weil er nicht mehr regelmäßig trainierte! Er raffte sich wieder auf, überquerte einen kleinen Platz mit einem Wasserspeier, nahm hinter einer Trockenmauer Deckung und wartete. Wenn sie weiter nach ihm suchten, mussten sie eine offene Fläche überqueren, und dann konnte er sie unter Beschuss nehmen.
Fummle ja nicht am Abzug herum, ermahnte er sich. Ruhig zielen und nicht das Visier verreißen! Jeder Schuss muss sitzen! Und da kamen sie auch schon. Ihre dunklen Schatten tauchten unter den Bäumen auf. Die roten Punkte tanzten wie Irrlichter durch die Äste.
Jetzt! Er drückte ab. Einmal, zweimal, dreimal … Hören konnte er nichts, das Knallen seiner eigenen Waffe übertönte alles. Aber er merkte natürlich, dass sich unmittelbar vor ihm Splitter von der Steinmauer lösten und ihm um die Ohren spritzten.
Allein die Tatsache, dass die Scheißkerle in der Lage waren zurückzufeuern, war Beweis genug, dass er seine guten Vorsätze vergessen und sich wie ein Anfänger verhalten hatte! Er verfluchte sein eigenes Ungeschick.
Das hatte er nun davon, dass er seit sage und schreibe drei Jahren nicht mehr auf der Schießanlage gewesen war, sondern allenfalls hin und wieder einen Blick auf die Medaille für ausgezeichnete Schießleistungen geworfen hatte, die man ihm auf der Polizeischule verliehen hatte. Als ob das nach so langer Zeit noch zählte!
Er stemmte sich hinter der Mauer hoch, rannte los und hoffte inständig, dass sein Rücken den Kerlen kein Ziel bot. Während einer kurzen Verschnaufpause ließ er das Magazin aus dem Griffstück seiner Pistole rutschen. Wie viele Patronen waren ihm noch geblieben? Das Magazin war leer. Er konnte also nur noch einen einzigen Schuss abgeben. Vierzehn Mal hatte er seine Munition sinnlos vergeudet! Auf einmal machte er durch die Baumwipfel einen hellen Lichtschein aus. Die Hochbrücke, auf der man die 110th Street überqueren konnte!
Aber noch während er auf die gleißenden Scheinwerfer der Autos starrte, wurde ihm klar, dass er sich einer trügerischen Hoffnung hingab. Wenn er zurückrannte, sich über die Steinmauer schwang und versuchte, den Verfolgern auf den von allen Seiten einzusehenden Kiesweg zu entkommen, war das praktisch Selbstmord. Und selbst wenn er die Hochbrücke wie durch ein Wunder erreichte: Das verdammte Ding war links und rechts von hohen, massiven Stahlgittern eingezäunt. Es gab nur eine Möglichkeit, die eigene Haut zu retten: sich tief geduckt an den West Side Highway heranarbeiten und dort über Funk Verstärkung anzufordern oder ein vorbeikommendes Auto zu stoppen und dem Fahrer seine Dienstmarke unter die Nase zu halten. Bis zum Highway würden ihm die Kerle nicht folgen, und ein Feuergefecht auf offener Straße wäre selbst abgebrühten Ganoven zu riskant. Wuiii – ein Schuss zischte ihm um die Ohren. Das Gelände vor ihm fiel leicht ab. Er duckte sich auf den Boden, rollte sich seitlich ab, stemmte sich wieder hoch und rannte los. Hinter ihm knackten Äste, die Killer hatten also die Verfolgung aufgenommen. D’Agosta schlug verzweifelt einen Haken nach dem anderen und rannte weiter. Noch zwanzig Meter. Der Highway lag direkt vor ihm. Die Lichter der vorbeifahrenden Autos erfassten ihn und machten ihn zu einer weithin gut sichtbaren Zielscheibe. Wuiii, wuiii … Noch zehn Meter.
Und auf einmal traf D’Agosta wie aus dem Nichts ein wuchtiger Schlag, der ihn zu Boden schleuderte. Er lag benommen da. Einer der beiden Killer musste ihn getroffen haben. Die Hetzjagd war vorbei, er hatte verloren.
Aber irgendwie wollte er es einfach nicht glauben. Er blinzelte gegen die Fahrbahnbeleuchtung des Highways und das grelle Scheinwerferlicht der Autos an. Und plötzlich wurde ihm klar, was geschehen war: Auf der Flucht vor seinen beiden Verfolgern war er genau in den stabilen Stahlzaun mit dem aufgesetzten Stacheldrahthäubchen gerannt! Natürlich, daran hätte er denken müssen! In seiner New Yorker Zeit war er weiß Gott wie oft hier vorbeigefahren und hatte den Zaun deutlich gesehen! Aber nein, er war wie ein ahnungsloser Trottel darauf zugerannt! Das war’s. Aus und vorbei, er hatte sich selber in die Falle manövriert. Er stemmte sich langsam hoch, drehte sich um und
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