Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
kam. Hätte der Mörder einen Tag länger gewartet, wäre ich jetzt um vierzig Millionen reicher.«
»Vierzig Millionen? Haben Sie nicht vorhin von fünfzehn Millionen gesprochen?«
»Das war Sotheby’s Schätzpreis vor zwanzig Jahren. Jetzt würde es spielend für vierzig Millionen weggehen, wenn es da nicht Groves Einschätzung des Gemäldes als Fälschung gäbe.« Fosco seufzte. »Ein unsignierter Artikel neben dem Computer eines toten Mannes hat keine Bedeutung. Allerdings hat das alles ein Gutes: Bis ich sterbe, wird dieses wunderbare Gemälde mir gehören, und ich werde es mir anschauen können, wann immer ich Lust dazu habe. Ich weiß, dass es echt ist, und Sie wissen es auch.«
»Und das ist letzten Endes alles, was zählt«, sagte Pendergast.
»Wie Recht Sie doch haben!«, seufzte der Graf.
»Und der Vermeer in Ihrem Salon?«
»Der ist echt.«
»Tatsächlich?«
»Es ist im Jahr 1671 entstanden und befindet sich seit mehreren hundert Jahren im Besitz meiner Familie. Die Grafen Fosco haben zu keiner Zeit das Bedürfnis verspürt, mit ihren Kunstschätzen zu protzen. Möchten Sie vielleicht den Rest meiner Sammlung sehen?«
Pendergast zögerte nur einen Atemzug lang. »Ja, das würde ich tatsächlich gern tun.«
Der Graf stand auf, ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und ermahnte seinen mechanischen Kakadu: »Pass gut auf alles auf, Bucephalus, mein Liebchen!« Eine Aufforderung, die dem Vogel nur ein gelangweiltes blechernes Krächzen wert war.
14
D’Agosta hastete unter den Bäumen entlang. Er wollte so rasch wie möglich den dunkleren Teil des Parks erreichen, wo er im dicht wuchernden Unterholz und unter den tief hängenden Ästen bessere Deckung fand. Er blieb stehen und warf hastig einen Blick nach hinten. Verdammt! Zwei bewaffnete Gestalten kamen hinter ihm hergerannt. Tief geduckt schlug er sich ins Unterholz und zog seine Glock aus dem Holster. Eine zuverlässige Waffe, im Geiste dankte er dem Police Department, dass es sich für diese moderne Pistole entschieden hatte. Er selbst besaß eine 45er, aber die Glock war angenehm leicht, obwohl das Magazin fünfzehn Schuss fasste. Das Reservemagazin hatte er heute Morgen nicht mitgenommen. Natürlich nicht, wer steckt sich so was schon ein, wenn er lediglich ein paar Befragungen durchführen will! Die Männer schlugen ein hohes Tempo an, sie kamen immer näher. D’Agosta rannte weiter, obwohl er dadurch das Risiko einging, seinen Standort zu verraten. Das Unterholz war ohnehin nicht dicht genug, ihm länger als ein, zwei Minuten Schutz zu geben. Die einzige Chance, sie abzuschütteln, lag wahrscheinlich darin, sich zurück zum Riverside Drive durchzuschlagen und irgendwo in Manhattan unterzutauchen. Auf den belebten Straßen würden sie sich nicht auf eine Schießerei einlassen. Rasch überlegte er sich seinen ungefähren Standort. Die nächste Wache lag in der 95th Street zwischen Broadway und Amsterdam Avenue. Dorthin müsste er es schaffen.
Hinter sich hörte er immer noch die schweren Schritte der Männer. Einer rief etwas, der andere antwortete aus der Ferne. D’Agosta wusste sofort, was das bedeutete. Sie hatten sich getrennt und verfolgten ihn zu beiden Seiten des schmalen Parks.
Scheiße!
Ihm blieb keine Zeit, über sein Funkgerät Verstärkung anzufordern. Es brachte auch nichts, lange darüber nachzudenken, was er tun könnte. Er rannte um sein Leben. Links von ihm schimmerten die Lichter des Riverside Drive durch das Unterholz. Vor ihm lichtete sich der Baumbestand. Und der Mond schien es boshaft darauf anzulegen, ihn zur wehrlosen Zielscheibe zu machen.
Wer, zum Teufel, machte da eigentlich Jagd auf ihn? Gewöhnliche Straßenräuber? Polizistenhasser? Das ergab keinen Sinn. Er war schon lange kein willkürliches Opfer mehr. Diese Männer hatten es auf ihn abgesehen und waren entschlossen, ihn abzuknallen. Ein Laserstrahl erfasste ihn.
Er konnte sich gerade noch wegducken, als der Schuss brach und die Kugel dicht neben ihm von der metallenen Sitzfläche einer Parkbank abprallte. Er rollte sich seitlich ab, kam auf die Knie und feuerte zurück. Er riskierte noch einen Schuss, dann wurde es höchste Zeit, in Deckung zu gehen. Getroffen hatte er offenbar niemanden. Aber auch Fehlschüsse sollen ja angeblich etwas Gutes haben, weil sie den Gegner zwingen, vorsichtig zu sein. So lautete jedenfalls die ziemlich fragwürdige Theorie, die sie ihnen an der Polizeischule beigebracht hatten.
Wieder tanzte ein roter Punkt des
Weitere Kostenlose Bücher