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Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Titel: Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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grauen Himmel. D’Agosta fröstelte. »Was um alles in der Welt ist das denn? Ein Park?«
    »So etwas in der Art«, antwortete Pendergast und schickte sich an, den Hügel hinaufzugehen. D’Agosta folgte ihm. Sie stiegen über vom Frost aufgebrochenen Asphalt und wanden sich durch mannshohes Gestrüpp. Falls Pendergast durch den gestrigen Streifschuss in irgendeiner Form beeinträchtigt war, ließ er es sich nicht anmerken. Zu beiden Seiten der Straße, hinter den Reihen abgestorbener Bäume, breitete sich scheinbar undurchdringliches Dickicht aus. Alles war von intensivem Grün und wuchs mit geradezu unnatürlicher Kraft und Vitalität.
    Nach ungefähr sechzig Metern blieb der Agent stehen, zog eine Karte zu Rate und entschied: »Dort drüben geht’s weiter.«
    Sie bogen im rechten Winkel nach links ab. D’Agosta hatte alle Mühe, Pendergast durch das hüfthohe Gestrüpp zu folgen. Bald war seine Uniform voller Blütenstaub. Der Agent ging langsam, schaute immer wieder nach rechts und links und konsultierte hin und wieder seinen Plan. Er schien zu zählen. Erst nach und nach wurde D’Agosta bewusst, was Pendergast zählte: Im Gestrüpp kaum auszumachen, lagen schnurgerade ausgerichtete Reihen von niedrigen Granitblöcken – und jeder trug einen Namen und ein Zahlenpaar. D’Agosta schluckte. »Gott, das ist ja ein Friedhof!«
    »Ein Armenfriedhof, um genau zu sein«, bestätigte Pendergast. »Hier wurden die Heimatlosen und armen Teufel beerdigt, die weder Angehörige noch Freunde hatten. Eine genormte Grube und ein einfacher Grabstein auf Staatskosten. Der Friedhof war vor etwa zehn Jahren voll.«
    D’Agosta pfiff durch die Zähne. »Und Ranier Beckmann?«
    Pendergast sagte nichts. Er zwängte sich weiter durchs Gestrüpp und fing wieder an zu zählen. Plötzlich blieb er vor einem niedrigen Grabstein stehen, der aussah wie alle anderen auch. Mit dem Fuß wischte er das Unkraut beiseite.
     
    Ranier Beckman 1952-1995
     
    Ein eisiger Wind kam auf und peitschte die wuchernden Wildkräuter, als wären es Ähren. Passend zu der düsteren Stimmung drang aus der Ferne Donnergrollen zu ihnen herüber.
    »Tot!«, stellte D’Agosta fest.
    »Sehr richtig«, sagte Pendergast trocken, während er sein Handy aufklappte und eine Nummer eintippte. »Sergeant Baskin? Wir haben das Grab, um das es geht, lokalisiert und können jederzeit mit der Exhumierung beginnen. Ich habe die erforderlichen Papiere dabei. Wir warten hier auf Sie.«
    D’Agosta konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Sie haben einen ausgeprägten Sinn für theatralische Effekte, wissen Sie das, Pendergast?«
    Pendergast klappte sein Handy zu. »Ich wollte Ihnen nichts davon sagen, ehe ich selber sicher war, und dazu musste ich erst das Grab finden. Die Informationen, die uns über Mr Beckmann vorlagen, waren äußerst dürftig. Wie Sie sehen, wurde sogar sein Name auf dem Grabstein falsch geschrieben.«
    »Aber Sie haben doch gesagt, er werde uns viel zu erzählen haben?«
    »Das wird er auch. Tote reden nicht, das ist wahr, aber ihre sterblichen Überreste sprechen Bände. Daher bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass Ranier Beckmann uns viel zu erzählen hat.«

39
    Locke Bullard stand auf der Brücke der Stormcloud, genoss den frischen, scharfen Wind und hielt den Blick fest auf den Ozean gerichtet, der wie ein ruhiges, unbewegtes Tuch vor ihm lag. Es war einer der Momente, in dem die Welt auf das reduziert war, was wirklich zählte. Unter seinen Füßen vibrierte das Schiff, während es in voller Fahrt Europa zustrebte. Er ließ die Zigarre in den Mundwinkel rutschen und starrte auf den Punkt, an dem der Himmel mit der Kante des Ozeans zu verschmelzen schien. An einem klaren Herbstmorgen wie diesem sah es wirklich so aus, als wäre die Welt an dieser Stelle zu Ende und danach käme nichts als die unendliche Weite des Weltalls. Ein Teil von ihm sehnte sich danach: dass er einfach so von der Erde verschwinden könnte und das alles ein Ende hätte.
    Er könnte es tun, jetzt. Und es wäre noch nicht einmal besonders schwierig. Er könnte zum Heck gehen und sich ins eiskalte Wasser gleiten lassen. Selbst sein Steward würde erst nach einiger Zeit merken, dass er nicht mehr an Bord war. Den größten Teil der Reise hatte er ohnehin in seiner Kabine verbracht. Dorthin ließ er sich auch die Mahlzeiten servieren. Gesehen hatte er schon lange niemanden mehr. Ein Zittern überlief ihn, jeder einzelne Muskel war zum Zerreißen angespannt, seine Gefühle

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