Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
geballter Faust auf die Tastatur ein, bis der Monitor nach dem fünften Schlag verlosch.
Bullard saß lange schwer atmend im Halbdunkel und zog in Gedanken Bilanz. Die Kerle vom FBI hatten also in Paterson auf sie gewartet. Womit klar war, dass sie von dem geplanten Waffengeschäft mit Raketentechnologie gewusst haben mussten. Nun gut, noch vor kurzem wäre das ein Desaster gewesen, aber inzwischen war es nahezu irrelevant geworden. Die Feds konnten ihm nichts anhaben, er hatte seine Pläne gerade noch rechtzeitig geändert. BAI war sauber. Nicht, dass ihn das noch irgendwie interessierte. Er hatte im Moment Wichtigeres zu tun. Tatsache war, dass die Feds nie dahinter kommen würden, was wirklich lief. Er war gerade noch einmal davongekommen. Grove und Cutforth und möglicherweise auch. Beckmann hatten ins Gras beißen müssen, aber er, Bullard, war am Leben, und nur das zählte. Er merkte, wie er zu hyperventilieren begann. Gott im Himmel, er brauchte frische Luft! Er entriegelte die Tür, stieg die Stufen zur Brücke hinauf und starrte Richtung Osten ins blaue Nichts.
40
D’Agosta vernahm das ferne Quäken des Polizeifunks und schaute auf. Zunächst konnte er nichts durch das dichte Unterholz erkennen. Doch innerhalb weniger Minuten leuchtete es zwischen den Büschen blau und silbern auf. Schließlich erblickte er einen Cop, oder vielmehr dessen Kopf und Schultern, die aus dem Gestrüpp aufragten, während er sich durch die üppige Vegetation bis zu ihnen durchkämpfte. Hinter ihm kamen zwei Sanitäter mit einem blauen Plastikcontainer, gefolgt von zwei Männern in Trainingsanzügen, die eine Menge schwerer Werkzeuge mit sich schleppten, und schließlich dem Polizeifotografen.
»Pendergast?«, fragte der Cop kurz angebunden.
»Ja«, bestätigte der Agent. »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Sergeant Baskin.«
»Gut. Ist das das Grab?«
Pendergast registrierte im Stillen, dass der für Yonkers zuständige Cop kein Freund von vielen Worten war. »Exakt.«
Er nahm einige Papiere aus der Innentasche seines Jacketts und hielt sie Baskin hin. »Die richterliche Anordnung für die Exhumierung, die Kopie ist für Sie bestimmt.«
Baskin überflog den Text, steckte die Kopie ein und gab Pendergast das Original zurück. »In Ordnung. Und jetzt Ihre Ausweise, bitte.«
Pendergast und D’Agosta hielten sie ihm hin.
»Gut.« Der Polizist drehte sich zu den beiden Männern im Trainingsanzug um, die gerade ihre Ausrüstung abluden. »Er gehört euch, Jungs.«
Während die beiden Totengräber sich an die Arbeit machten, fragte D’Agosta den Agent leise: »Wie sind Sie drauf gekommen, dass wir ihn hier finden?«
»Anfangs wusste ich nur, dass er tot ist und seine letzten Lebensjahre als Obdachloser oder in geistiger Verwirrung verbracht haben musste, sonst hätten wir ihn übers Internet aufspüren müssen. Erst später habe ich erfahren, dass er auf der Straße gelebt hat, zeitweise sogar unter falschem Namen. Am Schluss hat er im Pappkarton genächtigt und hin und wieder auch in irgendeinem Obdachlosenheim im Umkreis von Yonkers.«
Die Männer hatten inzwischen den Grabstein entfernt und den Erdboden vom gröbsten Unkraut befreit. Jetzt begannen sie zu graben. Die beiden Sanitäter standen plaudernd daneben und übten sich im Kettenrauchen. In der Ferne grollte der Donner. Es begann leicht zu regnen.
»Anscheinend hat Beckmanns Leben recht viel versprechend begonnen«, fuhr Pendergast fort. »Sein Vater war Zahnarzt, die Mutter Hausfrau. Aber beide Eltern sind früh gestorben. Nach dem College wusste er dann wohl nicht so recht, was er mit sich anfangen sollte. Eine Weile hat er sich in Europa herumgetrieben. Als er wieder in die Staaten zurückkam, hat er auf Flohmärkten Bilder und Skulpturen verhökert. Er war ein Trinker, der zum Säufer wurde, aber seine Probleme waren eher psychischer als physischer Natur – eine verlorene Seele, die ihren Weg zu sich selbst nicht fand. Dort drüben hat er zuletzt gewohnt.« Pendergast deutete auf eines der halb verfallenen Mietshäuser am Rande des Friedhofs. Die beiden Arbeiter gruben sich methodisch tiefer. Sie verstanden sich darauf, Kraft sparend und mit der Präzision von Maschinen ans Werk zu gehen.
»Woran ist er gestorben?«, fragte D’Agosta.
»Nach dem Totenschein an unbehandeltem Lungenkrebs. Die Wahrheit wird sich bald herausstellen.«
»Sie glauben nicht daran?«
Pendergast lächelte verkniffen. »Nun, ich bin skeptisch.«
Eine der Schaufeln traf auf
Weitere Kostenlose Bücher