Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
sportlichen Highlight, von dem der Sergeant noch nichts gehört hatte und auch nichts hören wollte, wohingegen Proctor und Pendergast offenbar kein spannenderes Thema einfiel. Schließlich wurde es D’Agosta zu dumm. »Wo treffen wir uns noch mal mit diesem Beckmann?«, platzte er mitten in die Unterhaltung der beiden Männer.
Pendergast drehte sich halb zu ihm um. »Er befindet sich derzeit in Yonkers.«
»Sind Sie eigentlich sicher, dass er mit uns reden will? Ich meine, weil sich Cutforth und Bullard doch ziemlich zugeknöpft gegeben haben.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass er uns viel zu sagen hat«, erwiderte Pendergast, kehrte D’Agosta den Rücken zu und widmete sich wieder Proctor und den Red Sox. Während er die vorbeiziehende Landschaft betrachtete, überlegte D’Agosta, ob er in seinem Bericht über das Feuergefecht mit den Chinesen auch wirklich nichts vergessen hatte. Heutzutage konnte man bei solchen Protokollen nicht pingelig genug sein. Ob Pendergast sich um solche Dinge nicht kümmern musste? D’Agosta hatte ihn jedenfalls noch nie beim Erledigen von Papierkram gesehen. Vielleicht war er in einer Position, dass man ihn mit solchen Dingen nicht behelligte – oder aber er arbeitete die ganze Nacht am Ausfüllen von irgendwelchen Formularen. Der Rolls hatte Manhattan über die Wills Avenue Bridge hinter sich gelassen, war dann im späten Samstagvormittagsverkehr weiter nach Norden gefahren und bald auf den Mosholu Parkway abgebogen. Sie fuhren jetzt durch den südlichen Zipfel Westchester Countys. Pendergast hatte wie immer ein großes Geheimnis daraus gemacht, wohin sie eigentlich wollten. Sie passierten grau-braune Sozialwohnungsbauten, in die Jahre gekommene Industrieanlagen, Tankstellen. Nach ein, zwei Meilen nahmen sie die Ausfahrt nach Yonkers. D’Agosta lehnte sich seufzend zurück. Yonkers. Die Stadt mit dem hässlichsten Namen Amerikas. Was trieb Beckmann hier? Vielleicht bewohnte er eines der in Stand gesetzten alten Herrenhäuser über dem Hudson.
Aber der Hudson war nicht ihr Ziel. Stattdessen fuhren sie Richtung Osten. D’Agosta musterte die Straßenschilder, an denen sie vorbeikamen, ohne großes Interesse. Prescott Street. Elm Street. Je weiter sie kamen, desto übler wurde die Gegend. Säufer und Fixer saßen jetzt auf den Treppen vor den Häusern. Jeder Quadratzentimeter Fläche war mit unleserlichem Graffiti beschmiert, sogar die Baumstämme. Der Himmel hatte die Farbe von Blei angenommen, und es war kühl geworden. Hin und wieder kamen sie an brachliegenden Grundstücken vorbei, auf denen sich undurchdringliches Gestrüpp breit machte. Urwaldflecken mitten in der Stadt.
»Hier bitte links«, wies Pendergast Proctor an. Der Rolls bog in eine Sackgasse ein und blieb vor dem letzten Gebäude stehen. Pendergast und D’Agosta stiegen aus, während Proctor im Wagen sitzen blieb. Mit dem üblichen strammen Schritt ging Pendergast auf das Ende der Gasse zu, eine gut vier Meter hohe Mauer. Ein schmiedeeisernes Tor war in sie eingelassen, das aussah, als sei es jahrelang nicht mehr geöffnet worden.
Pendergast versuchte die Klinke niederzudrücken, dann kniete er sich hin, kramte eine winzige Taschenlampe und irgendein kleines Metallwerkzeug aus den Tiefen seines Jacketts und inspizierte das Schloss. D’Agosta runzelte die Stirn. »Wollen Sie’s knacken?«
Pendergast richtete sich auf. »Was sonst?« Er zog seine Waffe und schoss auf das Schloss. Einmal, zweimal.
»Mein Gott, ich dachte, Sie wollten es knacken!«
»Das habe ich doch. Mit meinem Dietrich für die ganz harten Fälle.« Pendergast steckte die 45 er wieder weg. »Nur damit kann man einen soliden Rosthaufen knacken. Dieses Tor ist seit Jahren verschlossen.« Er versetzte der Tür einen Tritt, und sie schwang quietschend auf. D’Agosta schaute durch die Öffnung und staunte. Vor ihnen lag eine sanft ansteigende, von Wildkräutern überwucherte riesige Wiese, an deren Rand verwahrloste Mietshäuser standen. Am Ende des Anstiegs ragten die Ruinen eines griechischen Tempels auf. Die vier Säulen waren noch intakt, aber das Dach war eingefallen und das gesamte Gebäude von Efeu überwuchert. Vom Tor, durch das sie gerade getreten waren, bis zum Tempel führte einst eine schmale Straße, doch war diese inzwischen von Unkraut und Gestrüpp überwuchert. Die vor langer Zeit zu beiden Seiten der Straße angepflanzten Bäume waren allesamt verdorrt, ihre kahlen Äste reckten sich wie anklagende Knochenfinger in den
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