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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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ähnelt mir sehr – his auf die Tatsache, dass er einen gepflegten, kurz gestutzten Vollbart trägt. Am auffallendsten an ihm ist, dass er infolge eines Unfalls während der Kindheit verschiedenfarbige Augen hat: das eine ist haselnussbraun, das andere milchig blau. Er wird ein Schild bei sich haben, und da er natürlich nicht weiß, wie Sie aussehen, müssen Sie ihn selbst finden. Ich würde Sie niemand anderem als meinem Bruder anvertrauen, der absolut diskret ist.
    Diogenes wird Sie zu meinem Cottage auf Long Island bringen, in eine kleine Ortschaft an der Gardiners Bay, wo ich auf Sie warten werde. Auf diese Weise werden wir einige Tage ganz für uns allein haben. Das Cottage ist gut ausgestattet, obschon rustikal, und bietet einen prächtigen Ausblick auf Shelter Island auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht. Sie werden selbstverständlich ein eigenes Zimmer haben, und wir werden uns würdig benehmen – es sei denn natürlich, die Umstände diktieren etwas anderes.
     
    Bei den letzten Sätzen lachte Viola unwillkürlich laut auf. Pendergast war ja so altmodisch, aber im Grunde genommen hatte er ihr einen Antrag gemacht, und zwar auf eine ziemlich leicht zu durchschauende Art und Weise – und er hatte das mit seinem staubtrockenen Humor sehr geschmackvoll hinbekommen.
     
    Drei Tage nach Ihrer Ankunft wird der Fall, mit dem ich beschäftigt bin, abgeschlossen sein. Hinterher werden wir uns in der Öffentlichkeit zeigen, und ich werde (wie ich hoffe) mit Ihnen am Arm zu den Lebenden zurückkehren. Als Nächstes werden wir gemeinsam eine famose Woche verbringen – angefüllt mit Theater-, Konzert-, Museumsbesuchen und kulinarischen Erkundungen in New York –, ehe Sie dann nach Capraia zurückkehren.
    Viola, ich flehe Sie nochmals an, niemandem davon zu erzählen. Bitte schicken Sie mir Ihre Antwort per Telegramm an die untenstehende Adresse:
     
    A. Pendleton
    15 Glover’s Box Road
    The Springs, NY 10.511
     
    und unterschreiben Sie mit »Anna Livia Plurabelle«.
    Sie werden mich sehr glücklich machen, wenn Sie meine Einladung annehmen. Gewiss, ich bin nicht sehr geschickt im Ausdrücken großer Gefühle und in der Verwendung blumiger Formulierungen – das ist nicht meine Art. Deshalb möchte ich mir weitere Bezeugungen meiner Zuneigung für unser persönliches Zusammentreffen aufsparen.
    Hochachtungsvoll
    Aloysius
     
    Viola musste abermals lächeln. Sie konnte Pendergast geradezu hören, wie er auf seine elegante, aber recht strenge Art diese Sätze aussprach. Anna Livia Plurabelle, in der Tat; es war schön, zu wissen, dass sich Pendergast nicht zu schade war, eine humorvolle, literarische Anspielung einzufügen, und dazu noch eine derart esoterisch-intellektuelle. Wie anziehend er doch war; sie bebte fast bei dem Gedanken, ihn wiederzusehen. Und dann dieser leise Hauch von einer gewissen Gefahr, auf die er angespielt hatte – er machte dieses Abenteuer einfach noch spannender. Wieder musste sie daran denken, wie merkwürdig es war, dass sie ihn offenbar schon sehr gut kannte, obwohl sie nur jenen einen Nachmittag miteinander verbracht hatten. Sie hatte an diesen Unsinn über Seelenverwandtschaft und Liebe auf den ersten Blick, darüber, dass manche Paare füreinander geschaffen seien, zwar nie geglaubt. Aber irgendwie …
    Sie faltete den Brief zusammen und zog ein zweites Schreiben aus ihrer Tasche. Es war ein Telegramm, in dem lediglich stand:
     
    Freue mich riesig, dass Sie kommen. Mein Bruder holt Sie ab. Ich weiß, ich kann auf Ihre Diskretion vertrauen. Liebe Grüße, A.X.L.P.
     
    Sie legte beide Briefe sorgsam in ihre Handtasche zurück und trank einen Schluck Champagner, während ihre Gedanken zu jener Begegnung auf Capraia zurückkehrten. Sie erinnerte sich, dass sie gerade Mist in den Boden ihres Weinbergs eingebracht hatte, als sie einen Mann im schwarzen Anzug, der vorsichtig den Erdklumpen auswich, auf sich zukommen sah; ein amerikanischer Polizist in Uniform hatte ihn begleitet. Der Anblick war derart seltsam gewesen, dass sie lachen musste. Die beiden Männer hatten ihr etwas zugerufen, weil sie sie für eine Landarbeiterin hielten. Und dann waren sie näher gekommen, und sie hatte zum ersten Mal Pendergasts irritierend schönes Gesicht gesehen. So etwas wie dieses plötzliche, sonderbare Gefühl war ihr noch nie widerfahren. Und trotz seiner Bemühungen, es zu verbergen, konnte sie die gleiche Erfahrung in seinem Mienenspiel ablesen. Es war ein kurzer Besuch gewesen – eine

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