Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
treten lassen.«
»Und genau darum brauchen Sie mich. Sie benötigen eine vollständige psychologische, kriminalistische Verhaltensanalyse dieses Mannes. Weil Sie sein Bruder sind, stehen Sie ihm natürlich zu nahe – Sie können das nicht selbst erledigen.«
»Korrekt. Diogenes hat das über Jahre planen können. Er ist mir ständig drei Schritte voraus. Er hinterlässt keinerlei Spuren an den Tatorten – jedenfalls keine, die nicht beabsichtigt sind. Es gibt nur eine Möglichkeit, ihn aufzuhalten: vorauszusehen, was er als Nächstes tun wird. Ich muss betonen, dass es sich hier um eine Notfallsituation handelt. Diogenes hat damit gedroht, morgen, am 28. Januar, sein Verbrechen zu krönen. Er hat diesen Tag als den Höhepunkt all seiner Planungen angegeben. Es ist nicht möglich, vorherzusagen, wie viele weitere Menschenleben in Gefahr sind.«
Mit der gesunden Hand schlug Glinn die Akte auf, blätterte sie durch, überflog die Seiten. »Ich kann nicht in vierundzwanzig Stunden ein Täterprofil erstellen.«
»Sie müssen.«
»Es geht nicht. Der früheste Zeitpunkt, zu dem ich es erstellen kann – vorausgesetzt, ich lasse alle anderen Arbeiten liegen und konzentriere mich ausschließlich auf das hier –, ist in drei Tagen, von jetzt an gerechnet. Sie sind zu spät zu mir gekommen, Mr Pendergast. Zumindest zu spät für das Datum, das Ihr Bruder genannt hat. Nicht zu spät, vielleicht, um im Nachhinein effektive Maßnahmen ergreifen zu können.«
Glinn legte den Kopf schief und musterte Pendergast. Der war einen Augenblick sehr still. »Also gut, machen wir’s so«, sagte er leise.
»Vergeuden wir also keine weitere Zeit.« Glinn legte die Hand auf die Mappe, die vor ihm auf dem Tisch lag, und schob sie Pendergast hin. »Hier ist unser Normvertrag. Mein Honorar beträgt eine Million Dollar.«
D’Agosta erhob sich von seinem Stuhl. »Eine Million Dollar? Sind Sie wahnsinnig?«
Pendergast brachte ihn mit einer knappen Handbewegung zum Schweigen. »Akzeptiert.« Er nahm die Aktenmappe, schlug sie auf, überflog rasch den Vertrag.
»Hinten«, sagte Glinn, »finden Sie unsere Haftungsausschlüsse und Garantieleistungen. Wir bieten eine hundertprozentige Erfolgsgarantie ohne Wenn und Aber.«
»Mr Glinn, Sie erwähnen nun schon zum zweiten Mal diese merkwürdige Garantie. Wie definieren Sie denn Erfolg?«
Wieder erhellte ein gespenstisches Lächeln Glinns Gesicht. »Natürlich können wir nicht garantieren, dass Sie Diogenes verhaften werden. Wir können auch nicht garantieren, dass wir ihn von weiteren Morden abhalten. Das liegt nicht in unserer Hand. Aber wir können Folgendes garantieren: Erstens: Wir werden Ihnen ein Täterprofil von Diogenes Pendergast liefern, das sein Tatmotiv präzise erhellt.«
»Sein Motiv kenne ich bereits.«
Glinn überhörte das. »Zweitens: Unser forensisches Täterprofil besitzt prognostische Fähigkeiten. Es wird Ihnen deutlich machen, innerhalb einer begrenzten Bandbreite von Optionen, wie Diogenes’ Taten in der Zukunft aussehen werden. Wir bieten auch Follow-up-Dienste – wenn Sie spezielle Fragen über die zukünftigen Taten der Zielperson haben, werden wir sie durch unser System laufen lassen und Ihnen verlässliche Antworten liefern.«
»Ich bezweifle, dass die bei irgendeinem Menschen möglich sind – das gilt erst recht für jemandem wie Diogenes.«
»Ich möchte mit Ihnen nicht über philosophische Fragen streiten, Mr Pendergast. Die Verhaltensweisen der Menschen sind abscheulich vorhersehbar, und dies gilt für Psychopathen ebenso wie für nette alte Damen. Wir werden unseren Worten Taten folgen lassen.«
»Hatten Sie schon einmal einen Misserfolg?«
»Nein, noch nie. Es gibt da nur einen Auftrag, der – sagen wir einmal so – noch offen ist.«
»Derjenige, bei dem es um die thermonukleare Einrichtung geht?«
Sollte Glinn von dieser Frage überrascht worden sein, so zeigte er es jedenfalls nicht. »Von was für einer thermonuklearen Einrichtung sprechen Sie?«
»Derjenigen, die Sie gerade im Untergeschoss entwickeln. Ich habe auf einem Flipchart mehrere Gleichungen gesehen, die sich auf die Kurve von Bindungsenergie beziehen. Auf einem Tisch in der Nähe lag eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Entwurf zur industriellen Erzeugung von Helium, das nur zur Kernfusion verwendet werden kann.«
»Ich werde mit meinem Chefingenieur ein Wörtchen reden, was seine Nachlässigkeit in Bezug auf unser anderes Projekt betrifft.«
»Zudem habe ich festgestellt,
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