Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
haben Fasern aus demselben Ballen Cashmere-Merino-Wolle gefunden, die auch beim Mord an Hamilton gefunden wurden.« Sie legte D’Agosta noch einen Bericht vor.
»Um etwa zwei Uhr morgens des 26. Januar wurde Margo Green im New Yorker Naturhistorischen Museum erstochen. Ich bin die Personalliste des Museums durchgegangen. Green war die Letzte, die die Ausstellungsräume betreten hat. Aber sie ist auch als Letzte rausgegangen – der Mörder muss also ihre Karte benutzt haben, um den Raum zu verlassen. Dieser Tatort war nicht im Entferntesten so sauber wie die anderen. Green war eine beachtliche Gegnerin, sie hat sich heftig zur Wehr gesetzt. Sie hat sich mit einem Teppichmesser verteidigt und ihren Angreifer damit verletzt. Blut, das nicht zum Opfer gehört, wurde am Tatort sichergestellt, sowohl am Teppichmesser, das nicht hinreichend sauber gewischt worden war, als auch als einzelner Blutfleck auf dem Fußboden.« Hayward machte eine kleine Pause. »Die Ergebnisse der DNA-Analysen sind gestern Abend eingetroffen.«
Sie nahm ein Blatt Papier in die Hand und ließ es ebenfalls vor D’Agosta auf den Tisch klatschen. »Hier sind sie.«
D’Agosta brachte es einfach nicht fertig, einen Blick darauf zu werfen. Er kannte die Antwort bereits.
»Ganz recht. Das Blut stammt von Special Agent Pendergast.«
Er hütete sich, etwas darauf zu erwidern.
»Womit wir beim Motiv angekommen wären. Alle diese Personen hatten etwas gemeinsam – sie waren gute Bekannte von Pendergast. Hamilton war an der Highschool Pendergasts Sprachenlehrer. Duchamp war Pendergasts engster und vielleicht einziger Jugendfreund. Michael Decker war Pendergasts Mentor beim FBI. Allein ihm war zu verdanken, dass Pendergast trotz des ganzen Ärgers, den er sich durch seine unorthodoxen Arbeitsmethoden einhandelte, beim FBI überhaupt überlebt hat. Und schließlich Margo Green: Sie wurde, wie du genau weißt, nach den Museums- und den U-Bahn-Morden vor ein paar Jahren eine enge Freundin von Pendergast. All diese Indizien, all diese Tests, sind überprüft und noch einmal überprüft worden. Es kann kein Irrtum vorliegen. Special Agent Pendergast ist ein psychopathischer Mörder.«
D’Agosta war innerlich ganz kalt geworden. Endlich war ihm klar, warum Diogenes Pendergast gerettet hatte, weshalb er geholfen hatte, ihn nach den Ereignissen im Castello Fosco zu pflegen, so dass Pendergast überlebte. Es genügte ihm nicht, einfach nur die Freunde seines Bruders zu ermorden. Nein – er wollte ihm diese Verbrechen auch noch anhängen.
»Und nun das hier«, sagte Hayward. Sie zeigte D’Agosta noch einen Bericht. Er steckte in einer Klarsichthülle, so dass der Titel zu erkennen war.
Psychologisches Profil
des Mörders von Hamilton / Duchamp / Decker / Green
Abteilung für Verhaltenswissenschaften
Federal Bureau of Investigation, Quantico
»Ich habe denen nicht verraten, dass ich einen von ihren Leuten unter Verdacht habe. Ich habe nur gesagt, dass die Verbrechen unseres Erachtens zusammenhängen könnten, und sie gebeten, ein Profil zu erstellen. Wegen des Mordes an Decker habe ich’s schon nach vierundzwanzig Stunden erhalten. Du kannst es lesen, wenn du willst, aber ich kann dir auch die Kurzversion geben: Der Mörder ist ein hochintelligenter Mann mit mindestens vier Jahren Universitätsstudium bis zur Promotion. Er kennt sich hervorragend mit chemischen Substanzen aus. Er ist durch und durch vertraut mit kriminaltechnischen und polizeilichen Ermittlungsverfahren und hat vermutlich früher einmal bei der Polizei gearbeitet – oder arbeitet dort immer noch. Er verfügt über ein breites Allgemeinwissen in Naturwissenschaften, Literatur, Mathematik, Geschichte, Musik und Kunst – kurzum, er ist ein Renaissancemensch. Sein IQ liegt irgendwo zwischen hundertachtzig und zweihundert. Er dürfte zwischen dreißig und fünfzig Jahre alt sein. Er ist weitgereist und vermutlich mehrsprachig. Vermutlich war er früher mal beim Militär. Es handelt sich um eine Person mit erheblichen finanziellen Mitteln. Sie kann sich äußerst geschickt tarnen.« Sie sah D’Agosta in die Augen. »Erinnert dich das an irgendjemanden, Vincent?«
Er erwiderte nichts.
»Das sind die äußeren Details. Kommen wir nunmehr zur psychologischen Analyse.« Hayward hielt kurz inne, dann hatte sie die entsprechende Stelle in dem Bericht gefunden. »Der Mörder ist eine selbstbeherrschte und kontrollierende Person. Er ist äußerst penibel, ordentlich und legt großen
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