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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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zweiter Astroturf-Teppich lag über dem Haufen ausgehobener Erde. Der Sarg, der neben diesem grässlichen Loch stand, war an einer Apparatur befestigt, mit dem er ins Grab hinuntergelassen werden sollte. Überall standen riesengroße Sträuße frischer Blumen, die im Wind zitterten und diesem Bild der Erstarrung einen Anflug surrealer Fruchtbarkeit verliehen.
    Nora brachte es nicht fertig, den Blick von dem Sarg abzuwenden. Wohin sie sich auch wandte, sie fühlte sich immer wieder zu ihm hingezogen. Er war aus poliertem Holz ge fertigt, die Griffe und die Beschläge aus Messing. Dass ihre Freundin, ihre neue Freundin, darin lag, sie konnte es einfach nicht akzeptieren. Tot. Wie furchtbar, sich vorzustellen, dass sie beide erst vor wenigen Tagen in Margos Wohnung zu Abend gegessen und über die Verhältnisse am Museum geplaudert hatten. Nur Stunden später war sie ermordet worden.
    Und dann war gestern auch noch dieser höchst beunruhigende, überaus dringliche Anruf von Pendergast gekommen …
    Nora zitterte wie Espenlaub und holte ein paar Mal tief Luft. Obwohl sie Handschuhe trug, waren ihre Finger fast gefühllos, und ihre Nase machte den Eindruck, als wäre sie völlig taub. Ihr war derart kalt, dass sie glaubte, die Tränen könnten ihr auf den Wangen gefrieren.
    Der Pfarrer trug einen langen schwarzen Daunenmantel; seine Stimme erhob sich in die eiskalte Luft. Es war eine große Trauergemeinde – erstaunlich groß, wenn man bedachte, wie kalt es war. Enorm viele Leute aus dem Museum waren gekommen. Margo hatte zweifellos Eindruck hinterlassen, auch wenn sie erst seit kurzem dort fest angestellt gewesen war; aber schließlich hatte sie vor Jahren ja schon als Doktorandin im Museum gearbeitet. Ganz vorn am Grab stand Direktor Collopy, neben sich seine umwerfend schöne Ehefrau, die noch jünger als Nora war. Die meisten Mitarbeiter der Ethnologischen Abteilung waren gekommen, bis auf jene, die die hektischen Last-minute-Arbeiten an der Bildnisse des Heiligen-Ausstellung überwachten: die Eröffnung war am selben Abend. Sie selbst hätte eigentlich auch arbeiten müssen, aber sie hätte es sich nie verziehen, wenn sie Margos Beerdigung verpasst hätte. Da war Prine, eingepackt wie ein Eskimo, er betupfte sich die hellrote Nase mit einem Stofftaschentuch; Manetti, der Sicherheitschef, wirkte aufrichtig bestürzt, vermutlich hielt er Margos Tod für ein Versagen, das er persönlich zu verantworten hatte. Nora ließ den Blick über die Trauergemeinde schweifen. Vorn am Grab stand eine leise weinende Frau, die von zwei Friedhofsangestellten gestützt wurde: das war sicherlich Margos Mutter. Sie hatte das gleiche hellbraune Haar, die gleichen Gesichtszüge und die gleiche schlanke Figur. Offenbar hatte Margo keine weiteren Angehörigen – und plötzlich fiel Nora ein, dass Margo beim Essen erwähnt hatte, sie sei Einzelkind.
    Ein besonders kräftiger Windstoß fegte über den Friedhof und übertönte vorübergehend die Stimme des Pfarrers. Dann war sie wieder zu hören: »Gütiger Vater, in deine Hände empfehlen wir deine Dienerin Margo und hoffen zuversichtlich, dass sie bei Christus ist…«
    Nora neigte den Kopf, um sich vor dem Wind zu schützen, und schlang den Mantel enger um sich, während sie den traurigen, tröstenden Worten lauschte. Sie wünschte sich von ganzem Herzen, dass Bill bei ihr wäre. Der bizarre Anruf von Pendergast – und es war Pendergast gewesen, sie hatte da keinen Zweifel – hatte sie tief erschüttert. Bills Leben war in Gefahr, und er war untergetaucht? Und nun sollte sie selbst in Gefahr sein? Das Ganze kam ihr so unglaublich, so beängstigend vor, als hätte eine dunkle Wolke ihre Welt eingehüllt. Und doch lag der Beweis direkt vor ihren Füßen. Margo war tot.
    Ein summendes Geräusch riss Nora aus ihren Gedanken. Mittels der elektrischen Vorrichtung wurde der Sarg ins Grab hinabgelassen. Zahnräder knirschten, ein kleiner Motor surrte. Die Pfarrer hob leicht die Stimme, während der Sarg in die Grube hinabfuhr. Er schlug das Zeichen des Kreuzes und verlas die letzten Worte des Trauergottesdienstes. Mit einem dumpfen Aufprall setzte der Sarg auf der Erde auf, dann forderte der Pfarrer Margos Mutter auf, etwas Erde auf den Sarg zu werfen. Sie tat, wie ihr geheißen, einige andere folgten ihrem Beispiel. Nacheinander prallten die gefrorenen Klumpen mit einem beunruhigend hohlen Geräusch auf den Sargdeckel.
    Nora hatte das Gefühl, als würde ihr das Herz entzweibrechen. Ihre

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