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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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näherte, bemerkte sie ein wenig abseits einen Tumult. Dort standen mehrere kleine, untersetzte Männer im Kreis. Sie trugen wildlederne Hosen und farbenprächtig gemusterte Decken, schlugen Trommeln und stimmten einen Sprechgesang an – manche wedelten auch mit Bündeln aus qualmendem Wüstenbeifuß. Nachdem sie einen Augenblick nicht wusste, was das alles zu bedeuten hatte, wurde ihr plötzlich klar, was sich hier gerade abspielte: Die Tano-Indianer waren eingetroffen. Sie konnte Manetti erkennen, den Sicherheitschef, der mit ihnen redete und gestikulierte, flankiert von ein paar Cops der New Yorker Polizei und einigen Museumswachleuten. Offenbar waren die geladenen Gäste der Ausstellungseröffnung auf den Tumult bereits aufmerksam geworden, und einige kamen herüber, um sich anzusehen, was da eigentlich los war.
    »Entschuldigen Sie bitte!« Nora drängte sich durch die Menge der Gaffer, duckte sich unter die Samtkordel, hielt einem protestierenden Wachmann ihre Museumsdienstmarke unter die Nase und näherte sich der Gruppe der Indianer. Im selben Augenblick kam eine extrem auffallend attraktive junge Frau herangerauscht: irgendein Star oder ein Sternchen, nach dem Rattenschwanz von Paparazzi zu urteilen, der ihr dicht auf den Fersen folgte.
    »Das ist hier Privateigentum«, sagte Manetti soeben zu einem Mann, bei dem es sich vermutlich um den Anführer der Tano handelte. »Wir haben ja nichts dagegen, dass Sie demonstrieren, aber Sie müssen das da unten machen, auf dem Bürgersteig…«
    »Sir«, begann der Anführer mit leiser Stimme, »wir demonstrieren nicht, wir beten…«
    »Was auch immer. Das hier ist Privateigentum.«
    Die Prominente drängte sich vor. Auf einmal erkannte Nora die Frau: Das war Wanda Meursault. Die hochgewachsene und schlanke, exotisch und vage ausländisch wirkende Filmschauspielerin war Gerüchten zufolge bei den bevorstehenden Oscarverleihungen als beste Darstellerin nominiert worden.
    »Halt! Warum sollen diese Leute denn nicht das Recht haben zu beten«, wollte sie wissen, während gleichzeitig ein Dutzend Blitzlichter aufflammten. Ein Dickicht aus Galgenmikrofonen schwang herum, damit die Reporter jedes unsterbliche Wort einfangen konnten, das ihr vielleicht über die Lippen kam. Sofort richteten sich mehrere TV-Scheinwerfer auf sie.
    Nora ahnte, dass sich hier eine PR-Katastrophe anzubahnen drohte.
    »Ich sage ja nicht, dass diese Leute nicht beten dürfen«, erklärte Manetti mit deutlicher Verärgerung in der Stimme. »Sondern nur, dass das hier Privateigentum ist…«
    »Diese amerikanischen Ureinwohner beten.« Meursault drehte sich um und fragte nach einer kurzen Pause: »Aber wofür beten Sie?«
    »Wir beten für unsere heiligen Masken, die in einem Schaukasten im Museum eingeschlossen sind«, antwortete der Anführer der Demonstrantengruppe.
    »Man hat Ihre heiligen Masken in eine Vitrine gesperrt?« Das Gesicht der Schauspielerin erblühte in gespieltem Entsetzen. Die Kameras hielten drauf.
    Irgendetwas musste getan werden – und zwar schnell! Nora drängelte sich nach vorn, schubste einen Polizisten zur Seite und rempelte Manetti weg.
    »He, Moment mal!«, begann der Sicherheitschef.
    »Nora Kelly, Assistenzkuratorin der Ausstellung«, erklärte Nora dem Polizisten und hielt ihren Dienstausweis jedem Offiziellen unter die Nase, der in der Nähe stand. Dann wandte sie sich an den Sicherheitschef. »Ich regele das hier, Mr Manetti.«
    »Dr. Kelly, diese Leute haben unerlaubt den Privatgrund des Museums betreten …«
    »Das weiß ich. Ich regele das.«
    Manetti verstummte. Erstaunlich, dachte Nora, wie rasch man mit einem schärferen Tonfall und der Anmaßung einer gewissen Amtsgewalt – die sie überhaupt nicht besaß – den Spieß umdrehen konnte.
    Sie wandte sich dem Anführer der Tano zu und stellte verblüfft fest, dass es sich um einen mindestens siebzig Jahre alten Mann handelte. Sein Gesicht strahlte eine erstaunliche Ruhe und Würde aus. Das war gar nicht der junge, zornige Aktivist, mit dem sie gerechnet hatte. Die anderen Männer waren ungefähr genauso alt, alle ein wenig rundlich, und in Wolldecken mit indianischen Motiven gehüllt. Der alte VW-Bus, in dem sie angekommen waren, eine echte Schrottkiste, stand im Halteverbot am Museum Drive und würde garantiert bald abgeschleppt werden.
    »Y’aah shas slił dz’in nitsa«, begrüßte sie den Anführer.
    Der starrte sie wie vom Donner gerührt an und erwiderte, als er sich wieder im Griff hatte, etwas

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