Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
besorgten.
Sie saßen in einem Netz, das sich immer dichter um sie zusammenzog.
Trotzdem setzte Pendergast seine Suche fort, er hielt an einer Raststätte mit 24-Stunden-Service nach der anderen und weigerte sich aufzugeben. D’Agosta kam es wie eine aussichtslose Aufgabe vor, wie jene Art frenetischer Polizeiarbeit, bei der man mit rohen Kräften vorging und die viele Arbeitsstunden auffraß und selten Ergebnisse produzierte. Es war ein Glücksspiel, bei dem die Chancen einfach verdammt schlecht standen.
In Yapbank steuerte Pendergast den Camry mit quietschenden Bremsen auf das Gelände einer Raststätte, die genauso aussah wie die zwei Dutzend anderen, die sie bereits abgeklappert hatten: Glasfassade, blässlich grüne Neonbeleuchtung, die die Dunkelheit abweisen sollte. Irgendwann, dachte D’Agosta, würden sie an einen Angestellten geraten, der von der Fahndungsmeldung gehört hätte. Und das wär’s dann gewesen.
Dennoch sprang Pendergast wieder mal katzengleich aus dem Camry. In dem Mann brannte offenbar eine schier unauslöschliche Flamme. Da waren sie inzwischen seit über zwölf Stunden unterwegs, und während der ganzen Zeit, in der sie abwechselnd gesucht hatten und geflohen waren, hatte Pendergast kaum ein Wort mit ihm gewechselt, das sich nicht unmittelbar auf die anstehende Aufgabe bezog. D’Agosta fragte sich, wie lange Pendergast das wohl noch durchzuhalten vermochte.
Pendergast war in dem kleinen Laden verschwunden und hatte sich vor dem Angestellten aufgebaut, ehe der sich überhaupt aus seinem Sessel hinter der Theke erheben konnte; wie’s schien, hatte er sich gerade einen Kung-Fu-Film angesehen.
»Special Agent Pendergast, FBI«, sagte Pendergast in seinem üblichen kühlen Ton, der zwar ein wenig bedrohlich, aber nicht beleidigend wirkte, und hielt dem Mann seine Dienstmarke ins Blickfeld. Gleichzeitig griff D’Agosta über den Tresen und schaltete den Fernseher aus, wodurch eine jähe, irritierende Stille entstand.
Die Stuhlbeine schlugen auf den Fußboden. Der Mann richtete sich hastig auf. »FBI? Sicher, ja, okay. Was kann ich für Sie tun?«
»Wann haben Sie Ihre Schicht angefangen?«, fragte Pendergast.
»Um Mitternacht.«
»Ich möchte, dass Sie sich das hier anschauen.« Er zog die Ausdrucke, die er sich am Flughafen besorgt hatte, hervor und hielt einen davon dem Angestellten hin. »Haben Sie diesen Mann gesehen? Er könnte letzte Nacht hier gewesen sein, irgendwann zwischen eins und drei.«
Der Angestellte nahm das Foto in die Hand und verzog das Gesicht. D’Agosta sah genau hin und entspannte sich wieder etwas. Keine Frage, der Typ hatte keine Ahnung von der Fahndungsmeldung. D’Agosta blickte hinaus auf den nachtdunklen Highway. Es war fast vier Uhr morgens. Es war nur eine Frage der Zeit. Pendergast und er würden nie eine Spur finden, sie suchten die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen. Die Polizei würde sie finden, und dann …
»Ja«, sagte der Mann. »Den hab ich gesehen.«
Plötzlich schien die Atmosphäre in dem kleinen Laden wie elektrisiert.
»Schauen Sie sich bitte auch dieses Foto an.« Pendergast reichte dem Mann ein zweites Foto. »Ich möchte ganz sicher sein.« Er sprach leise und ruhig, aber innerlich war er gespannt wie eine Sprungfeder.
»Ja, das ist er«, sagte der Mann. »Ich erinnere mich an seine komischen Augen, haben mir echt Angst gemacht.«
»Haben Sie diesen Wagen gesehen?« Pendergast zeigte ihm ein drittes Foto.
»Na ja, das ist ein bisschen viel verlangt. Der Mann hat selbst getankt.«
Pendergast nahm die Fotos wieder an sich. »Und Ihr Name ist…?«
»Art Malek.«
»Mr Malek, können Sie uns sagen, ob jemand mit dem Mann zusammen war?«
»Er ist allein in den Laden gekommen. Und wie gesagt, ich bin nicht rausgegangen, deshalb kann ich wirklich nicht sagen, ob noch jemand im Wagen saß. Tut mir Leid.«
»Ist schon in Ordnung.« Pendergast steckte die Fotos in die Jackentasche zurück und baute sich noch dichter vor dem Mann auf. »Und nun erzählen Sie mir mal genau, an was Sie sich erinnern – vom Zeitpunkt an, als der Mann angekommen ist, bis zu dem Zeitpunkt, als er wieder weggefahren ist.«
»Also… es war gestern Nacht, wie Sie sagten, muss so gegen drei Uhr morgens gewesen sein. An der Sache war nichts ungewöhnlich – er ist vorgefahren, hat selbst getankt und ist reingekommen, um zu zahlen.«
»Bar?«
»Genau.«
»Ist Ihnen sonst noch etwas an dem Mann aufgefallen.«
»Eigentlich nicht. Er hatte einen
Weitere Kostenlose Bücher