Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
witzig!«
Im selben Augenblick klingelte Pendergasts Handy. D’Agosta beobachtete, wie der Agent es aus der Tasche zog.
»Ja«, sagte Pendergast. »Verstehe. Ja, ausgezeichnet. Vielen Dank.« Damit legte er auf.
»Wir haben drei Stunden, um nach Manhattan zu kommen«, sagte er mit einem Blick auf seine Uhr. »Glauben Sie, dass Sie das schaffen?«
»Kein Problem.« D’Agosta zögerte. »Würden Sie mir jetzt vielleicht erzählen, wer das war, und was zum Teufel Sie vorhaben?«
»Das war William Smithback.«
»Der Journalist?«
»Genau. Wissen Sie, Vincent, möglicherweise haben wir jetzt doch endlich noch die Chance erhalten, auf die wir so lange gewartet haben.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Der Einbrecher, der gestern die Astor-Halle ausgeraubt hat – das war Diogenes.«
D’Agosta drehte sich verblüfft zu ihm um. »Diogenes? Sind Sie sicher?«
»Absolut sicher. Er war schon immer von Diamanten besessen. Die ganzen schrecklichen Morde waren allesamt nur ein entsetzliches Ablenkungsmanöver, das mich beschäftigt halten sollte, während er sein eigentliches Verbrechen plante: den Raub der Diamanten. Und er hat Viola als letztes Opfer ausgewählt, um sicherzugehen, dass ich in höchster Aufregung und ganz besonders abgelenkt bin, während er sich die Diamanten holt. Vincent, es war ein perfektes Verbrechen in einem spektakulären, allgemeinen Sinn – kein Verbrechen, das speziell mir galt.«
»Und wieso verschafft uns das einen Vorteil?«
»Diogenes konnte nicht wissen, dass der kostbarste Stein von allen, ohne Zweifel derjenige, den er am meisten begehrte, nicht ausgestellt war. Er hat nicht Luzifers Herz gestohlen, sondern eine Kopie.«
»Ach ja?«
»Deshalb werde ich den echten für ihn stehlen und ihm einen Tauschhandel vorschlagen. Ist der Motor warm? Zurück nach New York. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
D’Agosta lenkte den Wagen vom Bordstein weg. »Ich weiß ja, dass Sie immer ein paar Kaninchen aus dem Hut zaubern, aber wie zum Teufel wollen Sie so mir nichts, dir nichts den berühmtesten Diamanten der Welt stehlen? Sie wissen nicht, wo er ist, Sie wissen nichts darüber, wie er gesichert ist.«
»Vielleicht. Doch wie der Zufall es will, werden meine Pläne bereits in die Tat umgesetzt.« Pendergast klopfte auf die Tasche, in der sein Handy steckte.
D’Agosta sah auf die Straße. »Es gibt da ein Problem«, sagte er mit ruhiger Stimme.
»Das da wäre?«
»Wir gehen davon aus, dass Diogenes noch etwas zum Tauschen hat.«
Nach einem kurzen Schweigen sagte Pendergast: »Wir können nur beten, dass es so ist.«
61
Laura Hayward lief mit großen Schritten die Stufen zum FBI-Gebäude in Lower Manhattan hoch. Hinter ihr folgte Captain Singleton, der wie immer todschick gekleidet war: Kamelhaarmantel, Burberryschal, dünne schwarze Lederhandschuhe. Auf der Fahrt hierher hatte er nicht viel gesprochen, aber das war okay: Hayward war ohnehin nicht nach Reden zu Mute gewesen.
Es waren gerade einmal vierundzwanzig Stunden vergangen, seit sie D’Agosta ihr Ultimatum gestellt und er ihr Büro verlassen hatte, aber es kam ihr vor wie ein Jahr. Hayward war immer ein außergewöhnlich bodenständiger Mensch gewesen, aber als sie jetzt das FBI-Gebäude betrat, hatte sie ein fast überwältigendes Gefühl der Unwirklichkeit. Vielleicht war nichts von dem, was hier geschah, real. Vielleicht war sie nicht auf dem Weg zu einer dringenden Einsatzbesprechung des FBI, vielleicht war Pendergast nicht der meistgesuchte Verbrecher in New York und D’Agosta nicht sein Komplize. Vielleicht würde sie einfach aufwachen, es wäre wieder der 21. Januar und ihre Wohnung würde immer noch nach Vinnies angebrannter Lasagne riechen.
An der Sicherheitskontrolle zeigte Hayward ihre Marke vor, gab ihre Waffe ab und trug sich in die Besucherliste ein. Die Geschichte konnte nicht gut ausgehen, denn wenn D’Agosta nicht Pendergasts Komplize war, dann war er sein Opfer.
Der Konferenzraum war ein großer, mit dunklem Holz getäfelter Saal. Zu beiden Seiten des Eingangs standen Fahnenstangen aus Messing mit schlaff herunterhängenden amerikanischen und New Yorker Flaggen, an den Wänden reihten sich Fotos mehrerer Präsidenten aneinander. Ein riesiger ovaler Tisch, umgeben von schweren Lederstühlen, beherrschte den Raum. Die Kaffeemaschine und die Donutsberge, die bei keiner Besprechung der New Yorker Polizei fehlten, waren hier nirgends zu entdecken. Stattdessen stand vor jedem Stuhl eine kleine Flasche
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