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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Äste.
    Kaplan verspürte ein angenehmes Kribbeln. Der Anruf, den er erhalten hatte, war ebenso überraschend wie willkommen gewesen. Die meisten Edelsteinkundler verbrachten ihr gesamtes Leben, ohne je das Glück zu haben, einen Diamanten zu begutachten, der auch nur annähernd so selten oder so berühmt war wie Luzifers Herz. Kaplan hatte ihn natürlich hinter dem dicken Panzerglas im Museum gesehen, unter miserablen Lichtbedingungen, auch wenn ihm jetzt klar war, wieso das Licht so schlecht gewesen war. Bei richtiger Beleuchtung hätten zumindest einige Gemmologen – einschließlich seiner Wenigkeit – den Stein als Fälschung erkannt. Eine sehr gute Fälschung, kein Zweifel: ein echter Diamant, den man bestrahlt hatte, um ihm diese unglaubliche Zimtfarbe zu verleihen, die sicherlich durch entsprechende Lichttechnik unter dem Stein verstärkt worden war. Kaplan hatte in seiner vierzigjährigen Tätigkeit als Gemmologe alle Tricks und Kniffe der Branche kennen gelernt. Er schalt sich selbst, weil ihm nicht in den Sinn gekommen war, dass ein Diamant wie Luzifers Herz gar nicht öffentlich ausgestellt werden konnte. Keine Versicherungsgesellschaft der Welt würde sich bereit erklären, einen Stein zu versichern, der derart im Blick der Öffentlichkeit stand und dessen Aufenthaltsort allseits bekannt war.
    Luzifers Herz. Wie viel mochte er wert sein? Der letzte qualitativ hochwertige rote Diamant, der zum Verkauf gestanden hatte, war der Red Dragon gewesen, ein Fünfkaräter. Er hatte einen Preis von sechzehn Millionen Dollar erzielt. Luzifers Herz war neunmal so groß, von besserer Qualität und Farbe, zweifelsohne der kostbarste farbige Diamant, der zurzeit existierte.
    Sein Wert? Astronomisch.
    Nachdem er den Anruf erhalten hatte, war er für eine Weile in seine Bibliothek gegangen und hatte seine Kenntnisse über die Geschichte des Diamanten aufgefrischt. Bei Diamanten war es normalerweise so, dass sie als umso wertvoller galten, je klarer und farbloser sie waren, doch das traf nur bis zu einem gewissen Grad zu. Hatte der Stein eine auffällig schöne und intensive Färbung, ließ dies seinen Wert sprunghaft steigen. Er wurde zur Rarität unter den Raritäten – und von allen Farben, die ein Diamant aufweisen konnte, war Rot bei weitem die seltenste. Kaplan wusste, dass sich unter allen Rohdiamanten, die gefördert wurden, nur alle zwei Jahre ein hochwertiger roter Diamant befand. Luzifers Herz gab dem Wort »einzigartig« einen abgedroschenen Klang. Fünfundvierzig Karat, ein riesiger, herzförmiger Stein, den das weltweit führende Edelsteininstitut GIA als VVS1 Fancy Vivid eingestuft hatte, das hieß, er hatte eine der höchsten Reinheitsstufen mit sehr, sehr kleinen Einschlüssen und die höchste Farbsättigungsstufe eines naturfarbenen Diamanten. Kein anderer Stein auf der Welt reichte auch nur ansatzweise an diese Bewertung heran. Und dann diese Farbe: Er war nicht rubin- oder granatrot, was beides bereits ausgesprochen selten war, sondern vielmehr von einem intensiven, dunklen Orangerot, einer so ungewöhnlichen Farbe, dass sie sich jeder Einordnung entzog. Einige bezeichneten den Stein als zimtfarben, und obgleich Kaplan fand, dass die Farbe stärker ins Rötliche ging als ins Zimtfarbene, fiel ihm selbst auch keine bessere Beschreibung dafür ein. Seiner Meinung nach ließ sich der Rotton noch am ehesten mit dem von Blut in hellem Sonnenlicht vergleichen, aber die Farbe war womöglich noch kräftiger als die von Blut. Kein anderer Gegenstand auf der ganzen Welt wies diese Farbe auf – kein einziger. Dieses rötliche Feuer stellte auch die Wissenschaft vor ein Rätsel. Um herauszufinden, wodurch Luzifers Herz in dieser einzigartigen Farbe erstrahlte, müsste man einen Teil des Diamanten zerstören – was natürlich völlig unvorstellbar war.
    Der Stein hatte eine kurze, blutige Geschichte. Der Rohdiamant, ein Monstrum von etwa einhundertundvier Karat, war Anfang der Dreißigerjahre von einem Diamantengräber im Kongo gefunden worden. Da er den Stein auf Grund der Farbe nicht einmal als Diamanten erkannte, hatte er ihn benutzt, um seine seit langem bestehenden Zechschulden bei einem Barkeeper zu bezahlen. Als der Mann später erfuhr, was es mit seinem Fund auf sich hatte, versuchte er, den Barkeeper zur Rückgabe des Steins zu bewegen, erhielt aber eine Abfuhr. Daraufhin brach er eines Nachts in dessen Haus ein, tötete den Mann, dessen Frau und ihre drei Kinder und verbrachte den Rest der Nacht mit

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