Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
dem Versuch, sein Verbrechen zu vertuschen, indem er die Leichen zerteilte und sie hinterm Haus an die Krokodile im Buyimai-Fluss verfütterte. Er wurde gefasst, und im Laufe der gerichtlichen Ermittlungen, zu denen unter anderem gehörte, dass man etwa ein Dutzend Flusskrokodile erlegte und ihren Mageninhalt untersuchte, wurde ein Polizist von einem erzürnten Reptil getötet, und ein zweiter ertrank bei dem Versuch, seinen Kollegen zu retten.
Auf verschlungenen Wegen (die angeblich von weiteren Leichen gepflastert waren) gelangte der immer noch ungeschliffene Stein auf den Schwarzmarkt und tauchte schließlich in Belgien im Besitz eines berüchtigten Schwarzmarkthändlers auf. Der Mann pfuschte an dem Stein herum, hinterließ bei dem Versuch, ihn zu schneiden, einen hässlichen Riss darin und beging daraufhin Selbstmord. Der beschädigte Rohdiamant kursierte eine Weile in der Halbwelt der Juwelenschieber und landete schließlich in den Händen eines israelischen Diamantenschleifers namens Arens, der zu den besten der Welt zählte. Seine meisterhafte Bearbeitung des Steins sollte später als der brillanteste Schliff aller Zeiten gerühmt werden. Es gelang Arens, einen herzförmigen Diamanten aus dem gesprungenen Stein zu schleifen, und zwar so kunstfertig, dass der Fehler beseitigt wurde, ohne dass weitere Risse entstanden oder zu viel Material verloren ging. Für die Vollendung dieses inzwischen legendär gewordenen Schliffs brauchte Arens volle acht Jahre. Drei Jahre lang tat er nichts anderes, als den Stein von allen Seiten zu betrachten; drei weitere Jahre lang schleifte und polierte er versuchsweise nicht weniger als zweihundert Plastikmodelle des Originals, um herauszufinden, wie er Größe, Schliff und Design vervollkommnen und dabei den äußerst gefährlichen Riss entfernen könnte. So wie Michelangelo seinen David aus einem rissigen Marmorblock erschaffen hatte, den andere Bildhauer als unbrauchbar abgelehnt hatten, erschuf auch Arens schließlich ein Meisterwerk.
Als Arens seine Arbeit beendet hatte, waren aus ein und demselben Rohdiamanten neben dem außergewöhnlichen herzförmigen Stein etwa ein Dutzend kleinerer Steine hervorgegangen. Den größten Diamanten taufte er wegen seiner bewegten Geschichte auf den Namen Luzifers Herz und erklärte gegenüber der Presse, der Schliff sei eine so höllische Arbeit gewesen, dass er den Stein wiederholt zum Teufel gewünscht habe.
In einem Akt beispielloser Großzügigkeit überließ Arens den Stein dem Naturhistorischen Museum von New York, das er einmal als Kind besucht hatte und dessen Diamantensaal über die Wahl seiner künftigen Lebensaufgabe entschieden hatte. Die etwa ein Dutzend kleineren Steine aus demselben Rohschliff verkaufte er angeblich für eine schwindelerregende Summe, doch merkwürdigerweise war keiner der Steine je wieder auf dem Markt aufgetaucht. Kaplan vermutete, dass man sie zu einem einzigen, spektakulären Schmuckstück verarbeitet hatte. Wahrscheinlich befand es sich immer noch im Besitz der ursprünglichen Käuferin, die ihre Identität geheim halten wollte.
Kaplan bog um die Ecke von Gramercy Park und ging Richtung Westen, auf die Park Avenue zu, wo die Wahrscheinlichkeit, ein Taxi in den nördlichen Teil Manhattans zu erwischen, am höchsten war. Er hatte noch eine halbe Stunde, aber um die Mittagszeit war der Verkehr unberechenbar, und zu diesem Termin wollte er auf gar keinen Fall zu spät kommen.
Als er an der Lexington Avenue an einer roten Ampel wartete, hielt neben ihm plötzlich ein schwarzer Wagen mit heruntergekurbelten Scheiben. Der Fahrer trug ein grünes Sportsakko.
»Mr George Kaplan?«
»Ja?«
Der Mann beugte sich herüber, zeigte ihm die Dienstmarke eines Lieutenants der New Yorker Polizei und öffnete die Beifahrertür. »Steigen Sie bitte ein.«
»Ich habe einen wichtigen Termin, Officer. Was hat das zu bedeuten?«
»Ich weiß. Transglobal-Versicherung. Ich bin Ihr Begleitschutz.«
Kaplan schaute sich die Dienstmarke noch einmal genauer an: Sie war echt – in diesen Dingen kannte er sich aus –, und trotz der ungewöhnlichen Kleidungswahl konnte der Mann am Steuer nur ein Cop sein. Wer sonst sollte von seiner Verabredung wissen?
»Das ist sehr freundlich von Ihnen.« Kaplan stieg ein, die Tür schloss und verriegelte sich automatisch und das Auto fuhr langsam an.
»Höchste Sicherheitsstufe«, erklärte der Polizist. Dann deutete er mit einer Kopfbewegung auf eine graue Plastikkiste, die zwischen
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