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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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hat den Diamanten nicht bekommen. Er leidet, ist nervös – hört zu, wartet ab, denkt nach. Und sobald er einmal erfahren hat, was geschehen ist, steht ihm nur eine einzige Handlungsmöglichkeit offen.«
    »Sie meinen, er wird annehmen, dass Sie den Stein gestohlen haben?«
    »Hundertprozentig. Zu welcher anderen Schlussfolgerung könnte er gelangen?« Pendergast lächelte freudlos. »Er wird es wissen. Und da er keine andere Möglichkeit der Kontaktaufnahme hat, wird er mich anrufen.«
    Die Natriumdampflaternen waren angegangen und warfen ihr gelbes Licht über die gesamte Länge der leeren Straße. Die Temperatur war deutlich unter null gefallen. Ein heftiger Wind, der vom Hudson heraufblies, trieb vereinzelte glitzernde Schneeflocken vor sich her.
    Das Handy klingelte.
    Pendergast zögerte nur eine Sekunde. Dann drehte er es um und drückte auf die kleine Lautsprechertaste auf der Rückseite. Er sagte nichts.
    »Ave, frater«, kam die Stimme aus dem Lautsprecher.
    Schweigen. D’Agosta sah zu Pendergast hinüber. Im Widerschein der Straßenlaternen hatte sein Gesicht die Farbe von Alabaster. Er bewegte die Lippen, brachte aber keinen Ton heraus.
    »Begrüßt man so einen lange verloren geglaubten Bruder? Mit missbilligendem Schweigen?«
    »Ich bin hier«, sagte Pendergast mit gepresster Stimme.
    »Du bist da. Ich fühle mich tief geehrt, dass du mir die Gunst deiner Anwesenheit gewährst. Das lässt mich doch fast vergessen, dass du mich auf niederträchtige Weise zu diesem Anruf genötigt hast. Aber verschwenden wir unsere Zeit nicht mit dem Austausch von Höflichkeiten. Ich habe nur eine einzige Frage: Hast du Luzifers Herz gestohlen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Das weißt du.«
    Diogenes verstummte einen Moment, dann hörte man ihn langsam ausatmen. »Bruder, Bruder, Bruder…«
    »Ich bin nicht dein Bruder. Wir haben nichts gemein.«
    »Oh, da irrst du dich. Wir sind Brüder, ob es uns gefällt oder nicht. Und diese Beziehung macht uns zu dem, was wir sind. Das weißt du doch, Aloysius, oder?«
    »Ich weiß nur, dass du ein kranker Mann bist, der dringend Hilfe braucht.«
    »Stimmt: Ich bin krank. Niemand erholt sich von jener Krankheit, die mit der Geburt beginnt. Für diese Krankheit gibt es keine Heilung außer dem Tod. Doch wenn man der Sache ins Auge sieht, sind wir alle krank, du mehr als die meisten. Ja, wir sind Brüder – im Kranken wie im Bösen.«
    Wieder antwortete Pendergast nicht.
    »Aber da tauschen wir schon wieder Höflichkeiten aus! Wollen wir zur Sache kommen?«
    Keine Antwort.
    »Dann werde ich eben die Gesprächsleitung übernehmen. Zunächst ein dickes, fettes Bravo! Immerhin ist es dir gelungen, an einem einzigen Nachmittag einen Coup durchzuziehen, an dessen Planung ich zwei Jahre gearbeitet habe und trotzdem gescheitert bin.« D’Agosta vernahm ein gedämpftes Händeklatschen über den Lautsprecher. »Ich nehme an, dir schwebt ein kleiner Handel vor. Eine bestimmte Person im Austausch für den Diamanten. Warum sonst solltest du diese doch nicht unbeträchtlichen Mühen auf dich genommen haben?«
    »Deine Annahme ist zutreffend. Aber zuerst …« Pendergast stockte.
    »Du möchtest wissen, ob sie noch lebt?« Diesmal war es Diogenes, der das Schweigen in die Länge zog. D’Agosta warf Pendergast einen verstohlenen Blick zu. Er saß bewegungslos da, nur unter dem rechten Auge zuckte ein kleiner Muskel. »Ja, sie lebt – noch.«
    »Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, jage ich dich bis ans Ende der Welt.«
    »Ts, ts. Aber wo wir gerade beim Thema Frauen sind, lass uns doch ein bisschen über dieses junge Ding reden, das du in klösterlicher Abgeschiedenheit in der Villa unseres kürzlich verblichenen Ahnen wohnen lässt. Wenn sie tatsächlich jung ist, was ich zu bezweifeln beginne, bin ich ausgesprochen neugierig auf sie. Auf sie ganz besonders, um genau zu sein. Ich habe das Gefühl, dass das, was man äußerlich wahrnimmt, nur die besagte Spitze des Eisbergs ist, nur ein winziger Bruchteil. Sie hat verborgene Facetten, die sich alle ineinander spiegeln. Und tief in mir drin spüre ich, dass etwas in ihr zerbrochen ist.«
    Pendergast hörte den Worten mit sichtlich wachsender Anspannung zu. »Hör zu, Diogenes. Halt dich von ihr fern. Wenn du dich ihr noch einmal in irgendeiner Weise näherst, werde ich …«
    »Was tun? Mich umbringen? Dann würde mein Blut an deinen Händen kleben – noch mehr als ohnehin schon – ebenso wie das deiner vier toten Freunde. Denn du, frater,

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