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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Speisekarte, erst die eine, dann die andere Seite, mit größtem Misstrauen überflogen. Sie war handgeschrieben, auf Französisch, und zu allem Überfluss waren die Gerichte auch noch mit unaussprechbaren Namen versehen. Er hatte sich für etwas entschieden, das steak tatare hieß. Verdammt, wie übel konnte das schon sein? Selbst die Franzosen waren kaum in der Lage, ein Steak zu ruinieren. Und Tatarsauce auf gegrillten Fischspießen schmeckte ihm.
    »Es macht Ihnen doch sicher nichts aus, wenn ich nochmals einen kurzen Blick darauf werfe, bevor ich unterschreibe?«, fragte der Kunde und hielt die Verträge hoch.
    Sawtelle nickte. »Nur zu, kein Problem.« Dabei hatten sie in den letzten beiden Stunden die Verträge praktisch mit der Lupe durchgesehen. Man hätte meinen können, der Bursche würde eine Immobilie in Palm Springs im Wert von einer Million kaufen anstatt Maschinenteile für läppische fünfzig Riesen.
    Der Kunde vertiefte sich in den Papierkram; Sawtelle sah sich um und knabberte gelangweilt an einem angewärmten Brötchen herum. Sie saßen in einem Raum, der ihm wie ein verglastes Straßencafé vorkam, es reichte vom Hauptrestaurant bis auf den Bürgersteig hinaus. Alle Tische waren besetzt: Diese bleichgesichtigen New Yorker brauchten wohl so viel Sonne, wie sie nur kriegen konnten. Am Nachbartisch saßen drei Frauen, schwarzhaarig und hager, und stocherten in riesigen Schüsseln mit Obstsalat herum. Ganz hinten an der Wand löffelte ein dicker Geschäftsmann irgendwas glibberiges Gelbes in sich hinein.
    Ein Lkw fuhr vorbei und wechselte geräuschvoll die Gänge, scheinbar nur Zentimeter entfernt von der Fensterfront, und Sawtelles Hand schloss sich reflexartig um das Brötchen und zerquetschte es. Angewidert wischte er sich die Hand am Tischtuch ab. Warum hatte der Kunde darauf bestanden, ausgerechnet hier draußen zu essen, bei dieser Januarkälte? Durch die gläserne Decke sah er eine rosafarbene Markise, auf der in weißen Lettern La Vieille Ville gestickt war. Darüber erhob sich einer dieser gigantischen Affenfelsen, die in New York als Wohngebäude galten. Sawtelle betrachtete die Reihen identischer Fenster, die dem vom Smog verfärbten Himmel entgegenstrebten. Wie ein verdammtes Hochhausgefängnis. Da waren wahrscheinlich tausend Insassen eingesperrt. Wie hielten die Bewohner es bloß darin aus?
    Hektische Aktivitäten nahe dem Durchgang zur Küche ließen Sawtelle desinteressiert dorthin blicken. Vielleicht war’s ja endlich sein Essen. Am Tisch zubereitet, hatte auf der Speisekarte gestanden. Und wie wollten die das hinkriegen? Einen Grill reinrollen und die Holzkohle anfachen? Aber tatsächlich, da kamen sie, eine ganze verdammte Prozession von Männern in langen weißen Schürzen, die etwas vor sich herschoben, das wie eine kleine Krankentrage aussah.
    Der Oberkellner stellte den Rolltisch neben Sawtelle mit stolzem Aplomb ab. Dann rief er in maschinengewehrschnellem Französisch ein paar Anweisungen, und mehrere Handlanger fingen an herumzuhuschen, der eine hackte Zwiebeln, ein anderer schlug ein rohes Ei auf. Sawtelle warf einen Blick auf den Rolltisch. Da lagen kleine weiße Toastecken, ein Häufchen grüner Dinger, bei denen es sich wohl um Kapern handelte, Gewürze und Schälchen mit ihm unbekannten Flüssigkeiten und eine Tasse mit kleingehacktem Knoblauch. In der Mitte thronte ein faustgroßer roher Hamburger. Kein Steak, keine Tatarsauce.
    Mit großem Brimborium warf der Oberkellner den Hamburger in eine Metallschüssel auf dem Rolltisch, rührte das rohe Ei, den Knoblauch und die Zwiebeln hinein und vermanschte das Ganze. Nach ein paar Augenblicken holte er die klebrige Masse heraus, ließ sie wieder in die Schüssel fallen und vermischte alles langsam mit den Händen. Sawtelle wandte den Blick ab und nahm sich vor, darum zu ersuchen, dass der Hamburger besonders gut durchgebraten werden sollte. Man weiß ja nie, was für Krankheiten diese New Yorker mit sich herumschleppen. Und wo war eigentlich der verdammte Grill?
    In diesem Moment erschien ein Kellner neben dem Kunden und schob einen Teller auf den Tisch. Als Sawtelle noch überrascht hinüberblickte, kam noch ein Kellner ins Spiel und stellte schwungvoll etwas zwischen sein eigenes Besteck. Ungläubig erkannte Sawtelle, dass der glänzende Klumpen rohen Rindfleischs – inzwischen war er zu einem hübschen kleinen Haufen modelliert worden – vor ihm lag, umgeben von Toastecken, gehacktem Ei und Kapern.
    Rasch sah er

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