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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Tode stürzt? Was kann man Duchamp gesagt haben, das ihn veranlasst hat, auf diese Weise in den Tod zu springen? Und vor allem: Warum macht man sich die ganze Mühe, einen harmlosen Maler umzubringen, der keiner Fliege etwas zuleide getan hat? Ich habe allmählich den Eindruck, dass es für dieses Verbrechen ein tiefes, geheimnisvolles Motiv gibt, aber bis jetzt haben wir noch nicht mal eine Vermutung, worum es sich dabei handeln könnte. Ich habe die Psychologen bereits darauf angesetzt, ein Profil zu erstellen. Ich kann nur hoffen, dass wir erfahren, wie der Täter tickt. Wenn wir nämlich das Motiv nicht finden, wie sollen wir dann den Mörder suchen?«

12
     
    Einen Augenblick lang erstarrte D’Agosta vor Schreck und Unglauben. Die Stimme kam ihm vertraut und dennoch fremd vor. Instinktiv versuchte er, wieder etwas zu sagen, doch im selben Moment schloss sich die Hand noch fester über seinem Mund.
    »Schsch.«
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich mit einem leisen Klingelton. Der Mann, der D’Agosta nach wie vor die Arme auf den Rücken gedreht hielt, spähte vorsichtig in den dunklen Kellergang und blickte aufmerksam in beide Richtungen. Nachdem er D’Agosta sanft in den schäbigen Flur hinausgestoßen hatte, dirigierte er ihn durch eine Abfolge schmaler Korridore mit hohen Decken aus gelbem Schlackenstein. Schließlich führte er D’Agosta bis kurz vor eine zerschrammte, unbeschriftete Metalltür, die in der gleichen Farbe gestrichen war wie die Wände. Sie befanden sich nahe dem Heizungskeller des Gebäudes: das leise Bollern der Kessel war deutlich zu hören. Der Mann blickte sich noch einmal um, dann blieb er stehen und begutachtete eine kleine Spinnwebe, die sich über den Rand des Türrahmens spannte. Erst danach holte er einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Tür auf, schob D’Agosta rasch hindurch und sperrte vorsichtig wieder zu.
    »Freut mich, dass Sie so gut aussehen, Vincent.«
    D’Agosta verschlug es die Sprache.
    »Meine aufrichtigste Entschuldigung für mein brüskes Benehmen.« Der Mann durchmaß den Raum mit raschen Schritten und überprüfte das einzige Kellerfenster. »Hier können wir ganz offen sprechen.«
    D’Agosta staunte nach wie vor über die Diskrepanz zwischen der Stimme mit ihrem unüberhörbaren, weichen Südstaatenakzent und dem Mann selbst: einem Wildfremden in fleckiger Doorman-Uniform, stämmig, mit dunklem Teint, braunem Haar, braunen Augen und rundem Gesicht. Selbst die Körperhaltung und der Gang waren D’Agosta fremd.
    »Pendergast?«, fragte er, als er schließlich seine Sprache wiedergefunden hatte.
    Der Mann verbeugte sich. »Höchstpersönlich, Vincent.«
    »Pendergast!« Und ehe ihm klar war, was er da tat, schloss er den FBI-Agenten fest in die Arme.
    Pendergast erstarrte ein paar Sekunden. Dann löste er sich sanft, aber entschlossen aus der Umarmung und trat einen Schritt zurück. »Vincent, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, Sie wiederzusehen. Sie haben mir gefehlt.«
    D’Agosta ergriff die ihm gereichte Hand und schüttelte sie. Verlegenheit mischte sich mit Überraschung, Erleichterung und Freude. »Ich dachte, Sie wären tot. Wie …?«
    »Ich muss mich wegen meines Täuschungsmanövers bei Ihnen entschuldigen. Eigentlich hatte ich vor, noch länger ›tot‹ zu sein. Aber die Umstände haben mich zum Handeln gezwungen.« Er wandte sich um. »Also dann, wenn Sie nichts dagegen haben …« Er schlüpfte aus dem Doorman-Mantel, der – wie D’Agosta jetzt erkannte – an den Schultern und um den Bauch herum geschickt wattiert war, und hängte ihn an die Rückseite der Tür.
    »Wie ist es Ihnen ergangen?«, fragte D’Agosta. »Wie sind Sie entkommen? Ich habe Foscos Schloss auf der Suche nach Ihnen praktisch auf den Kopf gestellt. Wo haben Sie denn bloß gesteckt?« Nachdem sich sein erster Schreck gelegt hatte, merkte D’Agosta, dass ihm Tausende Fragen durch den Kopf schossen.
    Pendergast quittierte seine Fragen mit einem müden Lächeln. »Sie werden noch alles erfahren, ich verspreche es Ihnen. Aber jetzt machen Sie es sich doch erst mal bequem – ich bin gleich wieder da.« Und damit drehte er sich um und verschwand in einem angrenzenden Raum.
    D’Agosta nahm seine Umgebung erstmals in Augenschein. Er befand sich im Wohnzimmer einer kleinen, schäbigen Wohnung. An der einen Wand stand ein abgewetztes Sofa, flankiert von zwei Sesseln mit fleckigen Lehnen. Auf einem billigen Sofatisch lag ein Stapel

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