Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
nichts, absolut nichts, weshalb du dir Sorgen machen musst.
Sie hatte gerade wieder einen Schritt gemacht, als sie erneut das Klappern eines Bretts hörte. Diesmal kam es aus dem Raum, den sie soeben durchquert hatte. Das Geräusch klang fast so, als wäre es bewusst erzeugt worden – als wollte ihr jemand absichtlich Angst einjagen.
»Wer ist da?«, rief sie und drehte sich um. Plötzlich war sie wütend. Doch im vor ihr liegenden Saal – einem Grabgewölbe mit blutrot gestrichenen Wänden, in dem eine schwarze Messe mit all ihren finsteren Elementen nachgestellt wurde – war niemand zu sehen. »Wenn das eine Art Scherz sein soll, dann finde ich ihn gar nicht witzig.«
Sie wartete, gespannt wie eine Feder, aber es war nichts zu hören.
Konnte es sich um einen Zufall handeln? Bedeutete das Geräusch vielleicht lediglich, dass einfach nur noch ein Brett zu Boden gefallen war, das die Ausstellungsmacher in der Hektik nicht richtig hingestellt hatten? Margo griff in ihre Handtasche und tastete nach etwas, das sie als Waffe einsetzen könnte. Nichts drin. Damals, nach der traumatischen Erfahrung der Museumsmorde, hatte sie es sich angewöhnt, immer eine Pistole bei sich zu haben. Aber diese Gewohnheit hatte sie abgelegt, als sie dem Museum gekündigt hatte, um ihre Stelle bei GeneDyne anzutreten. Jetzt verfluchte sie sich, weil sie unachtsam geworden war.
Da entdeckte sie ein Teppichmesser. Es lag auf einem Arbeitstisch, am anderen Ende des Exponats. Sie rannte hin, griff sich das Messer und schritt weiter in Richtung Ausgang, wobei sie die Waffe kampfeslustig vor sich ausstreckte. Wieder ein Klappern, diesmal lauter als vorher, als hätte jemand etwas auf den Boden geworfen.
Jetzt war sich Margo sicher, dass sich noch jemand in den Ausstellungsräumen aufhielt: jemand, der ganz bewusst versuchte, ihr einen Mordsschreck einzujagen. Vielleicht ein Gegner ihres Editorials, der versuchte, ihr Angst zu machen? Sie würde sich an den Sicherheitsdienst wenden, herausfinden, wer sonst noch in der Halle gewesen war, und den Betreffenden sofort anzeigen.
Sie eilte weiter, rannte fast, hastete durch das japanische Teezimmer und hatte gerade die geplünderte ägyptische Grabkammer betreten, als sie erneut ein durchdringendes Schnapp! vernahm. Diesmal ging die Notbeleuchtung aus, so dass der fensterlose Saal in tiefes Dunkel getaucht wurde.
Margo blieb stehen, war wie gelähmt vor Angst und wegen des Déjà-vu-Erlebnisses; denn sie erinnerte sich an einen ähnlichen Augenblick in einer anderen Ausstellung, Jahre zuvor, in diesem Museum.
»Wer ist da?«, rief sie.
»Nur ich«, sagte eine Stimme.
32
Smithback erstarrte. Alle seine Sinne waren in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Er blickte nach links und rechts und versuchte angestrengt, in dem grünlichen Dunkel irgendetwas zu erkennen. Aber er konnte nichts sehen; niemand rannte auf ihn zu, alles war Schwarz in Schwarz.
Wahrscheinlich hab ich mir das alles nur eingebildet, dachte er. Aber in diesen gruseligen Räumen musste doch jeder eine Gänsehaut bekommen.
Sosehr er es auch hasste, den zumindest schwach beleuchteten Kesselraum zu verlassen, er musste einfach weitersuchen und die Laderampe und – was ebenso wichtig war – ein gutes Versteck in der Nähe finden. Wenn er an die letzten zehn Minuten zurückdachte, konnte das allerdings eine Weile dauern.
Smithback wartete gut fünf Minuten, horchte und vergewisserte sich, dass die Luft rein war. Dann wandte er sich um und ging in die Richtung zurück, in der sich seiner Einschätzung nach die Rückseite der Klinik-Villa befand. Das fahle Licht verblasste, worauf Smithback erneut seinen Schritt verlangsamte, die Arme ausstreckte und vorsichtig weiterschlurfte, damit er sich nicht ein zweites Mal das Schienbein stieß.
Er blieb stehen. War da wieder ein Geräusch gewesen? War außer ihm noch jemand hier unten im Keller?
Das Herz hämmerte unangenehm in seiner Brust, und er blieb stehen, um erneut zu warten. Aber außer dem leisen Quieken der Ratten war nichts zu hören, und nach einer weiteren Minute setzte er seinen Weg langsam fort.
Plötzlich berührten seine Hände wieder eine Wand: raues Gestein, feucht und glatt. Er folgte der Wand nach rechts und kam zu einer Mauer, die im rechten Winkel abbog und in die offenbar eine Stahltür eingesetzt war. Er tastete an ihrem Rahmen entlang, bis er den Türknauf gefunden hatte, legte die Hand darauf und drehte.
Der Knauf bewegte sich keinen
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