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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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ein Karren mit Exponaten, die noch nicht an ihrem Platz waren. Überall auf dem Boden lagen Sägespäne, Bauholz, Stücke aus Plexiglas und Elektrokabel herum. Margo sah sich um und fragte sich, wie man die Ausstellung eigentlich in drei Tagen eröffnen wollte. Sie zuckte die Achseln und war froh, dass das Ashtons Problem war und nicht das ihre.
    Während sie den Eingangsraum der Ausstellung durchschritt, beschlich sie trotz aller Neugier ein deutliches Unbehagen. Beim letzten Mal hatte sie Nora gesucht und deshalb kaum auf ihre Umgebung geachtet. Selbst in seinem unvollendeten Zustand war klar, dass in diesem Raum ein außergewöhnlich dramatisches Exponat ausgestellt wurde: Es handelte sich um einen Nachbau der Grabkammer der ägyptischen Königin Nefertari aus dem Tal der Königinnen in Luxor. Anstatt das nicht geplünderte Grab zu zeigen, hatten die Ausstellungsmacher es so rekonstruiert, wie es aller Wahrscheinlichkeit nach ausgesehen hatte, kurz nachdem es ausgeraubt worden war. Der riesige Sarkophag aus Granit war in mehrere Stücke zerbrochen, die inneren Särge waren allesamt gestohlen. Die Mumie lag auf der Seite und wies ein klaffendes Loch in der Brust auf, dort, wo die Plünderer sie aufgeschnitten hatten, um den mit Gold und Lapislazuli besetzten Skarabäus zu stehlen, der – als Versprechen des ewigen Lebens – neben dem Herzen lag. Margo hielt inne und betrachtete die sorgsam unter Glas geschützte Mumie: Es war das Original, auf der Tafel stand, dass es sich bei der Mumie um die echte Königin handele, eine Leihgabe aus dem Ägyptischen Museum in Kairo.
    Während Margo weiter den erläuternden Text las, vergaß sie vorübergehend ihre Mission. Der Text erklärte dem Besucher, dass das Grab nicht lange nach der Beisetzung der Königin ausgeraubt worden war – und zwar von ebenjenen Priestern, deren Auftrag es gewesen war, es zu schützen. Wegen der Macht der toten Königin hatten die Priester Todesängste ausgestanden und deshalb versucht, diese Macht zu zerstören, indem sie alle Grabbeigaben zerschmetterten, um diese ihrer heiligen Kraft zu berauben. Infolgedessen war alles, was nicht gestohlen worden war, zerschlagen worden und lag in völliger Unordnung überall herum.
    Margo trat in geduckter Haltung durch einen niedrigen steinernen Torbogen, dessen dunkle Oberflächen mit zahlreichen Felsmalereien übersät waren, und fand sich plötzlich tief unter der Erde wieder, in den Katakomben der frühen Christen in Rom. Jetzt stand sie in einem schmalen Gang, der ins Gestein getrieben war. Die Nischen der Lokuli und Arkosolien, die strahlenförmig in mehrere Richtungen führten, waren randvoll mit Gebeinen. Einige Nischen wiesen gekritzelte lateinische Inschriften auf, daneben fanden sich Kreuze sowie andere heilige Symbole des Christentums. Alles wirkte auf fast beunruhigende Weise naturalistisch, bis hin zu den Modellen der Ratten, die zwischen den Gebeinen umherhuschten.
    Ashton hatte sich für das Sensationelle entschieden, aber es funktionierte, das musste sie neidlos anerkennen. Die Ausstellung würde mit Sicherheit die Massen anziehen.
    Margo eilte weiter in einen ganz anderen Ausstellungsraum, in dem eine japanische Teezeremonie dargestellt wurde. Man sah einen gepflegten Garten, die Pflanzen waren penibel getrimmt, der Kiesweg war sauber geharkt. Dahinter lag das Sukiya, das eigentliche Teezimmer. Margo fühlte sich wie befreit, als sie nach den klaustrophobischen Katakomben diesen offenen, ordentlichen Raum betrat. Das Teezimmer war der Inbegriff von Reinheit und Ruhe mit seinen Wänden aus poliertem Holz, Paravents aus Japanpapier, Intarsien aus Perlmutt und Tatamis, dazu die schlichten Gebrauchsgegenstände der eigentlichen Zeremonie: die eiserne Teekanne, der Bambusfächer, die Leinenserviette. Und dennoch – die Leere des Raums, die Schatten und dunklen Ecken und Winkel machten ihr allmählich wieder Angst. Höchste Zeit, den Gang durch die Ausstellung zu beenden und die Räume zu verlassen.
    Mit eiligen Schritten durchmaß Margo das Teezimmer und begab sich immer tiefer in die Ausstellung hinein, vorbei an einer Reihe unterschiedlicher Exponate, darunter eine dunkle indianische Totenhütte, ein Hogan voll mit Sandgemälden der Navajo und ein gewalttätiger schamanistischer Ritus der Tschuktschen, bei dem der Schamane an der Erde festgekettet sein musste, damit seine Seele nicht von Dämonen gestohlen werden konnte.
    Schließlich gelangte sie zu den vier Masken der Kiva-Gesellschaft.

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