Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
solange ich Ihnen nichts anderes sage, dürfen Sie diese Spekulationen niemandem gegenüber erwähnen. Nicht einmal gegenüber Ihrer Frau. Und mit Sicherheit nicht gegenüber der
New York Times.
Haben wir uns da verstanden?« Smithback nickte seufzend.
»Gut. Jetzt muss ich Manetti suchen. Aber zuerst lassen Sie mich den versprochenen Streifenwagen anfordern, damit Sie endlich ins Krankenhaus kommen.« Sie lächelte. »Sie haben es sich verdient.«
37
Im großen, holzvertäfelten Büro von Frederick Watson Collopy, dem Direktor des
New York Museum of Natural History
, herrschte Stille. Alle waren gekommen: Beryl Darling, die Justiziarin des Museums, Josephine Rocco, die Chefin der PRAbteilung, und Hugo Menzies. Die wenigen Leute, denen Collopy am meisten vertraute. Sie hatten Platz genommen, blickten ihn erwartungsvoll an und warteten darauf, dass er etwas sagte.
Schließlich legte Collopy die Hand auf seinen Schreibtisch mit der Lederoberfläche und schaute in die Runde. »Noch nie in seiner langen Geschichte«, begann er, »hat sich das Museum einer Krise dieses Ausmaßes gegenübergesehen. Noch nie.« Er wartete die Wirkung seiner Worte ab. Das Schweigen, die Reglosigkeit seiner Zuhörerschaft, blieb bestehen.
»In kurzer Folge sind uns mehrere Schläge versetzt worden, von denen ein jeder eine Einrichtung wie die unsere lahm legen könnte. Der Diebstahl und die Vernichtung der Diamantensammlung. Der Mord an Theodore DeMeo. Der unerklärliche Angriff auf Dr. Kelly und die anschließende Erschießung des Angreifers – des überaus angesehenen Dr. Adrian Wicherly vom Britischen Museum – durch einen schießwütigen Wachmann.«
Eine Pause.
»Und in vier Tagen soll eine der größten Ausstellungseröffnungen in der Geschichte des Museums stattfinden. Und zwar ebenjene Eröffnung, mit der wir den Diamantendiebstahl hinter uns lassen wollten. Die Frage, die ich Ihnen jetzt stelle, ist folgende: Wie reagieren wir? Verschieben wir die Eröffnung? Halten wir eine Pressekonferenz ab? Zwanzig Leute aus dem Kuratorium haben mich heute Morgen bereits angerufen, und jeder Einzelne hatte eine andere Idee. Und in zehn Minutenmuss ich vor eine Kommissarin der Mordkommission treten, die – ich habe da keinen Zweifel – verlangen wird, dass wir die Eröffnung verschieben. Es liegt jetzt an uns vieren, eine Entscheidung zu fällen und uns nicht davon abbringen zu lassen.«
Er faltete die Hände auf dem Schreibtisch. »Beryl? Was denken Sie?«
Collopy wusste, dass die Justiziarin des Museums kein Blatt vor den Mund nehmen würde.
Darling beugte sich vor, den Bleistift gezückt. »Als Erstes, Frederick, würde ich alle Museumswachleute im Gebäude entwaffnen.«
»Ist bereits erledigt.«
Darling nickte zufrieden. »Als Nächstes würde ich, anstelle einer Pressekonferenz, die außer Kontrolle geraten kann, umgehend eine Pressemitteilung herausgeben.«
»Welchen Inhalts?«
»Sie müsste eine ungeschönte Aufzählung der Fakten enthalten, gefolgt von einem
mea culpa
und dem Ausdruck tiefsten Mitgefühls für die Familien der Opfer – DeMeo, Lipper und Wicherly …«
»Verzeihen Sie, aber Lipper und Wicherly? Opfer?«
»Der Ausdruck des Bedauerns müsste streng neutral erfolgen. Das Museum darf auf keinen Fall mit irgendeiner Schuldzuweisung anfangen. Wir lassen die Polizei die Fakten klären.« Frostiges Schweigen.
»Und die Eröffnung?«, fragte Collopy.
»Sagen Sie ab. Schließen Sie das Museum für zwei Tage. Und sorgen Sie dafür, dass niemand – und ich meine wirklich
niemand
– aus dem Museum mit der Presse redet.«
Collopy wartete einen Moment, dann wandte er sich der Leiterin der PR-Abteilung zu. »Ihr Kommentar, Josephine?«
»Ich bin der gleichen Ansicht wie Ms. Darling. Wir müssender Öffentlichkeit zeigen, dass wir nach dem, was geschehen ist, nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.«
»Danke.« Collopy wandte sich an Menzies. »Haben Sie dem irgendetwas hinzuzufügen, Dr. Menzies?« Es verwunderte ihn, wie gelassen, gefasst und ruhig Menzies aussah. Er wünschte, er hätte die gleiche Seelenruhe.
Menzies nickte in Richtung von Darling und Rocco. »Ich möchte Ms. Darling und Ms. Rocco für ihre wohlüberlegten Kommentare danken, die unter fast allen anderen Umständen ausgezeichnete Ratschläge gewesen wären.«
»Aber Sie sind anderer Meinung?«
»Ja. Und zwar ganz entschieden.« Menzies’ blaue Augen, die so voller ruhiger Selbstgewissheit waren, beeindruckten Collopy.
»Lassen Sie
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