Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
Basketball, bewegte sich dabei langsam im Halbkreis auf den Korb zu. Gerry schaute zu Benjy und sah, dass der genauso nervös war wie er. Die Begleitwärter winkten ihm kurz zu, er erwiderte die Geste und zeigte damit an, dass die Übergabe beendet war: Sie würden die Häftlinge übernehmen. Die Begleitwärter verließen den Hof und schlossen die zweiflügelige Metalltür hinter sich.
Gerry ließ den Sonderhäftling nicht aus den Augen, der an der Backsteinmauer entlang auf den Stacheldrahtzaun zuschlenderte. Er bewegte sich aufmerksam, aber ohne erkennbare Angst. Gerry fragte sich, ob der Mann noch ganz richtig im Kopf war. Wenn er selber hier als Häftling im Hof wäre, hätte er sich schon längst in die Hose gemacht.
Der Sonderhäftling ging zum Basketball-Korbbrett rüber, legte die eine Hand lässig auf den Maschendrahtzaun und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Er blickte auf, dann spähte er nach rechts und links, fast so, als warte er auf irgendwas. Die anderen Gefangenen umkreisten ihn langsam, wobei jedoch keiner direkt in seine Richtung blickte. Sie taten so, als gebe es ihn gar nicht.
Als sein Funkgerät quäkte, zuckte Gerry zusammen. »Fecteau hier.«
»Hier spricht Special Agent Spencer Coffey, FBI.«
»Wer?«
»Wachen Sie auf, Fecteau. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Mir wurde gesagt, dass Sie und der andere, Doyle, in Hof 4 Wache schieben.«
»Ja, ja, Sir«, stammelte Gerry. Warum zum Teufel redete Agent Coffey direkt mit ihm? Es musste stimmen, was man hinter vorgehaltener Hand redete: dass der Sonderhäftling vom FBI war – auch wenn er ganz bestimmt nicht so aussah.
»Ich will, dass Sie beide hierher in die Sicherheitszentrale raufkommen, und zwar im Laufschritt.«
»Ja, Sir, sobald wir die Hofwache übergeben haben …«
»Ich habe gesagt, und zwar im Laufschritt. Das bedeutet
sofort.
«
»Aber, Sir, es halten nur Doyle und ich hier im Hof Wache …«
»Ich habe Ihnen einen
direkten Befehl
erteilt, Fecteau. Wenn ich Sie nicht binnen
neunzig
Sekunden hier vor mir sehe, dann schwöre ich bei Gott, dass Sie morgen in North Dakota Dienst tun, in der Nachtschicht in Black Rock.«
»Aber Sie haben hier …«
Gerrys Antwort ging im Knistern seines Funkgeräts unter – der FBI-Agent hatte das Gespräch abgebrochen. Gerry blickte zu Benjy hinüber, der natürlich alles über sein Funkgerät mitbekommen hatte. Benjy kam achselzuckend zu ihm herüber. »Wir unterstehen dem Mistkerl nicht«, sagte Gerry. »Glaubst du, wir müssen machen, was der sagt?«
»Willst du so ein Risiko eingehen? Komm, gehen wir.«
Gerry steckte sein Funkgerät ein. Ihm war unwohl bei der ganzen Sache. Das war Mord, schlicht und ergreifend. Aber wenigstens würden sie nicht da sein, wenn’s passierte – deshalb konnte man ihnen ja auch nicht die Schuld geben, oder doch?
Neunzig Sekunden
… Gerry ging rasch über den Hof und öffnete die Metalltür. Dann drehte er sich um und warf einen letzten Blick auf den Sonderhäftling. Er lehnte noch immer am Maschendrahtzaun hinter dem Korbbrett. Pochos Gang rückte schon an, wie ein Rudel Wölfe.
»Gott steh ihm bei«, murmelte er Benjy zu, als die Tür mit metallischem Klicken hinter ihnen zuschwang.
43
Juggy Ochoa schlenderte über den asphaltierten Gefängnishof und schaute in den Himmel, auf den Zaun, das Basketball-Korbbrett, seine Brüder, die da und dort herumstanden. Sein Blick kehrte zur Metalltür zurück, die eben zugeschlagen worden war. Die beiden Wärter waren abgehauen. Einfach so. Er konnte es kaum fassen, dass die da oben den Albino in den Hof zurückgeschickt hatten – und ihn hier allein ließen.
Da stand der Arsch, er lehnte am Zaun, erwiderte gelassen seinen Blick.
Ochoa kniff die Augen zusammen, blickte sich noch mal um. Seine Gefängnisinstinkte sagten ihm, dass da irgendwas ablief. Das hier war eine Falle. Ochoa wusste, dass die anderen das Gleiche dachten. Sie mussten gar nicht miteinander reden; jeder kannte die Gedankengänge der anderen. Die Wärter hassten Albino genauso wie sie. Irgendjemand an hoher Stelle
wollte,
dass er krepierte.
Ochoa rotzte auf den Asphalt und rieb die Spucke mit seinem Schuh ein. Beobachtete, wie Borges den Basketball mit der Faust auf den Boden tippte, einmal, zweimal, und eine langsame Runde auf den Korb zu drehte. Borges würde als Erster bei Albino ankommen, und Ochoa wusste, dass man sich aufBorges verlassen konnte, er würde cool bleiben und abwarten. Sie hatten alle Zeit der Welt, um sich des
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