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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Familie.«
    Constance schüttelte den Kopf. »Ich bin nur ein Mündel.«
    »Für mich sind Sie mehr – sehr viel mehr.«
    Sie waren vor dem Porträt von Augustus stehengeblieben. Schließlich sagte Diogenes, um das Schweigen zu brechen, das peinlich zu werden drohte: »Wie schmeckt Ihnen der Cocktail?«
    »Interessant. Zunächst ein wenig bitter, aber dann entwickelt sich der Geschmack auf der Zunge zu … nun ja, etwas ganz anderem. Ich habe so etwas noch nie geschmeckt.«
    Sie schaute Diogenes an, um festzustellen, ob er ihr zustimmte; er lächelte. »Reden Sie weiter.«
    Sie trank noch einen kleinen Schluck. »Ich schmecke da Lakritze und Anis, Eukalyptus, Fenchel vielleicht – und Duftnoten von etwas anderem, das ich nicht bestimmen kann.« Sie senkte das Glas. »Was ist es?«
    Diogenes lächelte, nippte an seinem Glas. »Absinth. Von Hand mazeriert und destilliert, der beste, den es gibt. Ich habe ihn aus Paris einfliegen lassen, für meinen Eigenbedarf. Ich verdünne ihn leicht mit Zucker und Wasser, wie es die klassische Zubereitung vorsieht. Der Geschmack, den Sie nicht bestimmen können, ist Thujon.«
    Constance blickte verwundert auf ihr Glas. »Absinth? Hergestellt aus Wermut? Ich dachte, das sei illegal?«
    »Wir sollten uns nicht mit solchen Kleinigkeiten befassen. Absinth erweitert das Bewusstsein. Deswegen haben ihn ja auch große Künstler, von van Gogh über Monet bis Hemingway, zum Getränk ihrer Wahl gemacht.«
    Vorsichtig nahm Constance noch einen Schluck.
    »Schauen Sie in Ihr Glas, Constance. Haben Sie je ein Getränk von einer solch reinen, unverfälschten Farbe erblickt? Halten Sie es ins Licht. Es ist, als betrachte man den Mond durch einen makellosen Smaragd.«
    Einen Augenblick lang verharrte Constance regungslos, als suche sie in den grünen Tiefen des Likörs nach einer Antwort. Dann nahm sie noch einen, diesmal etwas größeren Schluck.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Warm. Leicht.«
    Sie gingen weiter langsam die Galerie entlang.
    »Ich finde es erstaunlich«, sagte sie nach einer Weile, »dass Antoine diese Räumlichkeiten zu einer vollkommenen Kopie des Familiensitzes in New Orleans gemacht hat. Und zwar bis ins kleinste Detail – einschließlich dieser Gemälde.«
    »Er hat sie von einem berühmten Maler der damaligen Zeit neu erschaffen lassen. Er hat mit dem Maler fünf Jahre lang zusammengearbeitet und die Gesichter anhand einiger verblichener Stiche und Zeichnungen aus dem Gedächtnis rekonstruiert.«
    »Und der Rest des Hauses?«
    »Ist fast identisch mit dem Original, bis auf die Auswahl der Bücher in der Bibliothek. Die Verwendungsweise, die er sämtlichen Räumen im Untergeschoss zukommen ließ, war jedoch …
einzigartig,
um das Mindeste zu sagen. Das Haus in New Orleans lag quasi unter dem Meeresspiegel, deshalb war das Untergeschoss mit Bleiplatten ausgeschlagen; das war hier nicht notwendig.« Diogenes trank einen Schluck. »Nachdem mein Bruder dieses Haus übernommen hatte, wurden zahlreiche Änderungen vorgenommen. Es ist nicht mehr der Ort, den Onkel Antoine sein Zuhause nannte. Aber das wissen Sie ja nur zu gut.«
    Constance schwieg.
    Sie gelangten ans Ende der Galerie, dort befand sich eine lange Sitzbank ohne Rücken, die mit feinem Samt gepolstert war. In der Nähe stand eine elegante englische Jagdtasche von John Chapman, in der Diogenes die Flasche Absinth mitgebracht hatte.
    Constance setzte sich neben Diogenes und stellte ihr Glas auf ein Tablett in der Nähe. »Und die Musik?«, fragte sie und nickte, als wolle sie auf die perlenden Dreiklangkaskaden hinweisen, die die Luft erfüllten.
    »Ach ja. Das ist Alkan, ein vergessenes musikalisches Genie des 19. Jahrhunderts. Nie werden Sie einen extravaganteren, vergeistigteren, technisch anspruchsvolleren Komponisten hören – niemals. Als dieses Stück zum ersten Mal aufgeführt wurde – was übrigens nur selten vorkam, da nur wenige Pianisten dieser Herausforderung gewachsen waren –, glaubten die Leute, dass die Pianisten vom Teufel inspiriert wären. Noch heute veranlasst Alkans Musik die Zuhörer zu seltsamen Verhaltensweisen. Manche meinen, sie würden Rauch riechen; andere zittern oder fühlen sich der Ohnmacht nahe. Dieses Stück ist die Grande Sonate
Les Quatre Ages.
Die Hameln-Aufnahme natürlich. Ich habe noch nie eine selbstbewusstere Virtuosität, nochnie eine eindrucksvollere Fingertechnik gehört.« Diogenes hielt inne und lauschte einen Augenblick gespannt. »Diese Fuge zum Beispiel: Wenn man

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