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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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die Oktavverdoppelungen zählt, dann hat sie mehr Teile als ein Pianist Finger! Ich weiß, dass Sie das zu schätzen wissen, Constance, wie nur wenige.«
    »Antoine war nie ein großer Musikliebhaber. Ich habe ganz allein Geige spielen gelernt.«
    »Also wissen Sie das geistige und sinnliche Gewicht dieser Musik zu würdigen. Hören Sie doch nur! Und Gott sei Dank war dieser größte Musiker-Philosoph ein Romantiker, ein
decadent
– nicht so wie dieser selbstgefällige Mozart mit seinen pubertären falschen Kadenzen und vorhersehbaren Harmonien.«
    Constance hatte schweigend zugehört, jetzt sagte sie: »Sie haben offenbar recht hart daran gearbeitet, mir dieses Treffen angenehm zu machen.«
    Diogenes lachte leichthin. »Warum auch nicht? Ich kann mir nur wenige Beschäftigungen vorstellen, die lohnender wären, als Sie glücklich zu machen.«
    »Sie scheinen der Einzige zu sein«, sagte sie nach einer Pause, sehr leise.
    Das Lächeln wich aus Diogenes’ Gesichtszügen. »Warum sagen Sie das?«
    »Weil ich die bin, die ich bin.«
    »Sie sind eine schöne, brillante junge Frau.«
    »Ich bin eine Ausgestoßene, nichts wert.«
    Sehr schnell – doch mit außergewöhnlicher Zärtlichkeit – fasste Diogenes ihre Hände. »Nein, Constance«, sagte er leise und eindringlich. »Überhaupt nicht. Nicht für mich.«
    Sie wandte den Blick ab. »Sie kennen doch meine Lebensgeschichte.«
    »Ja.«
    »Dann verstehen Sie mich bestimmt besser als alle anderen. Sie wissen, wie ich gelebt habe – hier in diesem Haus, all dieJahre, finden Sie das denn nicht bizarr? Abstoßend?« Als sie ihn wieder anschaute, loderte in ihren Augen ein seltsames Feuer. »Ich bin ein altes Weib, gefangen im Körper einer jungen Frau. Wer will mich denn schon?«
    Diogenes rückte näher. »Sie haben das Geschenk der Erfahrung erhalten – ohne die furchtbaren Kosten des Alters. Sie sind jung und voller Leben. Das mag Ihnen jetzt wie eine Last erscheinen, aber so muss es nicht sein. Sie können sich davon befreien, wann immer Sie sich dazu entschließen. Sie können anfangen zu leben, wann immer Sie wollen.
Jetzt,
wenn Sie es möchten.«
    Wieder wandte sie den Blick ab.
    »Constance, sehen Sie mich an. Niemand außer mir versteht Sie. Sie sind eine unschätzbare Perle. Sie haben all die Schönheit und Frische einer Frau von einundzwanzig, und doch haben Sie einen Geist, der verfeinert wurde durch ein Leben …, nein, durch
mehrere Leben
des intellektuellen Hungers. Aber der Verstand kann Sie nur bis zu einer bestimmten Grenze führen. Sie sind wie ein nicht gewässerter Samen. Legen Sie Ihren Verstand beiseite und öffnen Sie sich für Ihren anderen Hunger – Ihr sinnliches Verlangen. Der Samen will begossen werden – erst dann kann er sprießen, wachsen und erblühen.«
    Constance weigerte sich, den Blick in die Vergangenheit zu richten, und schüttelte heftig den Kopf.
    »Sie leben hier in völliger Abgeschiedenheit – eingesperrt wie eine Nonne. Sie haben Tausende Bücher gelesen, tiefschürfende Gedanken gedacht. Aber Sie haben nicht
gelebt.
Dort draußen gibt es eine andere Welt: eine Welt voll Farbe und Geschmack und Berührungen. Constance, wir werden diese Welt gemeinsam erkunden. Fühlen Sie denn nicht die tiefe Verbundenheit zwischen uns? Lassen Sie mich Ihnen diese Welt hierherbringen, zu Ihnen. Öffnen Sie sich mir, Constance:
Ich
kann Sie retten. Weil ich der einzige Mensch bin,der Sie wahrhaft versteht. Ebenso wie ich der Einzige bin, der an Ihrem Schmerz teilhat.«
    Bei diesen Worten versuchte Constance abrupt, Diogenes ihre Hände zu entziehen. Sie blieben sanft – aber fest – von seinen umfasst. In dem kurzen Gerangel war jedoch ihr Ärmel etwas hochgerutscht, so dass mehrere längliche Narben zum Vorschein kamen: Narben, die nicht gut verheilt waren.
    Als Constance erkannte, dass ihr Geheimnis aufgedeckt war, erstarrte sie: Sie konnte kaum atmen, geschweige denn, sich bewegen.
    Auch Diogenes wurde ganz still. Und dann ließ er sanft eine von Constances Händen los, streckte den Arm aus und schob die Manschette von seinem Handgelenk. Dort war eine ähnliche Narbe zu sehen: älter zwar, aber unverkennbar.
    Constance starrte darauf und holte tief Luft.
    »Erkennen Sie nun«, murmelte Diogenes, »wie gut wir einander verstehen? Es ist wahr – wir sind uns ähnlich, sehr, sehr ähnlich. Ich verstehe Sie. Und Sie, Constance, Sie verstehen mich.«
    Langsam, sanft gab er Constances andere Hand frei. Sie fiel schlaff an ihrer Seite

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