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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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bis zur Decke mit Gegenständen voll gestellt: mit Fratzen bemalte Kisten, alte Hüte, Seile und mottenzerfressene Schals; verrostete Ketten und Messingringe; Schränke, Spiegel, Umhänge und Zauberstäbe. Auf allem lag eine dicke Staubschicht und Spinnweben. An der einen Wand lehnte ein Schild, bemalt mit grellbunten Farben und viel Geschnörkel, einem Paar zeigender Hände und anderen Jahrmarktsbildern, wie sie im Amerika des 19. Jahrhunderts üblich waren.
    Weltneuheit aus den Großen Sälen Europas
Der berühmte und gefeierte Hypnotiseur
Professor Comstock Pendergast präsentiert
DAS GROSSE THEATER UND DIE ILLUMINIERTE
PHANTASMAGORIE DER MAGIE, ILLUSION UND
FINGERFERTIGKEIT
    Pendergast stand in den Schatten seiner eigenen Erinnerung. Erfüllt von der lähmenden Vorahnung, dass etwas Alptraumhaftes geschehen würde, sah er zu, wie sich die Szene entfaltete. Zunächst erkundeten die beiden Jungen vorsichtig den Raum, während der Schein ihrer Kerzen längliche Schatten auf die Kisten und Stapel der bizarren Geräte warfen.
    »Weißt du, was das alles hier ist?«, flüsterte Aloysius.
    »Nein.«
    »Wir haben den ganzen Krempel aus der Zaubershow von Ururonkel Comstock gefunden.«
    »Wer war Ururonkel Comstock?«
    »Der berühmteste Zauberer aller Zeiten. Bei ihm hat Houdini gelernt.«
    Aloysius strich mit der Hand über einen Schrank, bis hinunter zu einem Griff, und zog vorsichtig eine Schublade heraus. Ein Paar Handschellen kam zum Vorschein. Er öffnete noch eine Schublade, die erst klemmte, dann aber plötzlich nachgab. Zwei Mäuse sprangen heraus und huschten davon.
    Aloysius ging, dichtauf gefolgt von seinem jüngeren Bruder, zum nächsten Gegenstand hinüber. Es handelte sich um einen aufrecht stehenden, sargähnlichen Kasten, auf dessen Deckel ein schreiender Mann gemalt war, dessen Leib mit zahlreichen blutenden Löchern übersät war. Als Aloysius den Kasten öffnete – wobei die rostigen Angeln knarrten –, sah man, dass er innen mit gusseisernen Nägeln gespickt war.
    »Das sieht eher nach Folter als nach Zauberei aus«, befand Diogenes.
    »An den Nägeln ist getrocknetes Blut.«
    Diogenes beugte sich vor und betrachtete die Dornen genauer; seine Angst war einem seltsamen Eifer gewichen. Dann trat er einen Schritt zurück. »Das ist bloß Farbe.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich erkenne getrocknetes Blut, wenn ich es sehe.«
    Aloysius ging weiter. »Schau dir das mal an.« Er zeigte auf ein Gerät in der anderen Ecke. Ein riesiger Kasten stand da, viel größer als die anderen. Er reichte vom Boden bis zur Decke und war fast so groß wie ein kleines Zimmer. Er war grell angemalt in Rot und Gold, die Vorderseite zierte eine Dämonenfratze. Zu beiden Seiten des Dämons waren merkwürdigeDinge zu erkennen – eine Hand, ein blutunterlaufenes Auge, ein Finger –, die vor dem blutroten Hintergrund fast aussahen wie abgetrennte Körperteile, die in einem Meer von Blut trieben. Über einer Tür, die in die Seite geschnitten war, befand sich ein mit goldener und schwarzer Farbe aufgemalter, halbkreisförmiger Schriftzug:
    DER EINGANG ZUR HÖLLE
    »Wenn das meine Show wäre«, sagte Aloysius, »hätte ich ihr einen viel tolleren Namen gegeben. ›Das Tor der ewigen Verdammnis‹, zum Beispiel. ›Der Eingang zur Hölle‹ klingt langweilig.« Er drehte sich zu Diogenes um. »Diesmal gehst du als Erster rein.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil ich letztes Mal als Erster gegangen bin.«
    »Dann kannst du auch noch mal als Erster reingehen.«
    »Nein«, sagte Aloysius. »Das will ich nicht.« Er legte die Hand an die Tür und verpasste Diogenes einen Rippenstoß.
    »Mach sie nicht auf. Es könnte was passieren.«
    Aloysius zog die Tür auf – und man sah das schummrige, erstickende Innere des Kastens, der wohl mit schwarzem Samt ausgeschlagen war. Gleich vorn befand sich eine Messingleiter, die durch eine Luke in einer falschen Decke nach oben führte.
    »Wir könnten Hölzchen ziehen, wer als Erster reingeht«, fuhr Aloysius fort, »aber das will ich nicht. Ich halte nichts von kindischen Spielchen. Wenn du reingehen willst, dann mach’s doch.«
    »Warum gehst
du
nicht rein?«
    »Ich geb’s dir gegenüber freimütig zu: weil ich Angst habe.« Pendergast erkannte beschämt, dass er seine Vorliebe, psychologischen Druck auszuüben, bereits als Junge entwickeltund gegenüber seinem jüngeren Bruder angewendet hatte. Er wollte zwar wissen, was sich in dem Kasten befand – aber er wollte auch, dass Diogenes

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