Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
das Buch in die Hand, zog eine
Times
aus dem Zeitungsständer und ging mit seinen Einkäufen zur Kassiererin, die er mit einem herzlichen »Guten Tag« begrüßte, wobei Akzent und Sprechweise seine australische Herkunft verrieten.
    Anschließend suchte sich der Herr einen Platz nahe am Gate, setzte sich und schlug die Zeitung auf. Er las die Nachrichten aus den USA und aus aller Welt, wobei er die Seiten mit knapper, geübter Bewegung umblätterte. Im Lokalteil fiel sein Blick auf eine kleine Meldung:
Mysteriöse Schüsse in Amtrak-Zug.
    Rasch nahm er die relevanten Details in sich auf: Auf einen Passagier des
Lake Champlain
waren, kurz nachdem der Zug an der Penn Station abgefahren war, mehrere Schüsse abgefeuert worden; Zeugen beschrieben den Schützen als ältere Frau; der Mann war aus dem Zug gehechtet und in den Tunneln unterhalb der Penn Station verschwunden; trotz einer gründlichen Suchaktion hatte man weder den Schützen identifiziert noch die Waffe gefunden. Die Polizei ermittele noch in dem Fall.
    Der gutgekleidete Herr blätterte um und überflog die Leitartikel. Wegen irgendeiner Meinung, mit der er offenbar nicht übereinstimmte, zeigte sich ein leichtes Runzeln auf seiner Stirn, das aber rasch wieder verflog.
    Ein aufmerksamer Beobachter – und es gab tatsächlich einen – hätte nichts Bemerkenswerteres wahrgenommen alseinen wohlhabenden Australier, der auf seinen Flug wartete und währenddessen die
Times
las. Doch der angenehme, ein wenig ausdruckslose Gesichtsausdruck war nur eine Maske. Im Kopf des Australiers herrschte ein brodelndes Durcheinander aus Wut, Unglauben und wüsten Selbstvorwürfen. Seine Welt war auf den Kopf gestellt, seine sorgfältige Planung zerstört. Nichts war ihm geglückt. Der Eingang zur Hölle: zerstört. Margo Green: immer noch am Leben. Sein Bruder: auf freiem Fuß. Und, was völlig inakzeptabel war, Constance Greene: nicht tot.
    Lächelnd wandte er sich dem Sportteil zu.
    Constance – sie hatte nicht Selbstmord begangen. Er hatte sich katastrophal verschätzt. Alles, was er über die menschliche Natur wusste, hatte darauf hingedeutet, dass sie sich nach dem, was geschehen war, das Leben nehmen würde. Sie war eine Ausgestoßene, psychisch instabil; stolperte sie denn nicht schon seit Jahrzehnten mit verbundenen Augen am Klip penrand des Wahnsinns entlang? Er hatte ihr einen Schubs versetzt, einen festen Stoß. Warum war sie nicht gestürzt? Er hatte jede Stütze ihres Lebens zerstört, all ihre Überzeugungen untergraben. Er hatte ihr Dasein mit Nihilismus überschwemmt.
    Grob und hastig das blühende Mädchen entblättert
Zart, wehrlos und leicht überwältigt.
    In ihrem langen, behüteten, ereignislosen Leben hatte sich Constance stets zögernd treiben lassen, unsicher hinsichtlich ihrer Bestimmung, verwirrt über die Sinnhaftigkeit ihres Lebens. Verbittert und klarsichtig erkannte Diogenes nun, dass er ihre Verwirrung geklärt und ihr das eine gegeben hatte, das ihr niemand sonst geben konnte: etwas, für das sich zu leben lohnte. Sie hatte ein Ziel im Leben.
    Ihn
zu töten.
    Normalerweise wäre das kein Problem. Diejenigen, die ihm bislang in die Quere gekommen waren, hatten nicht lange genug überlebt, dass sie einen zweiten Versuch hätten unternehmen können. Er hatte seine Sünden mit ihrem Blut abgewaschen. Doch schon jetzt sah er, dass Constance nicht wie die anderen war. Es war ihm absolut unbegreiflich, wie sie ihn im Zug hatte identifizieren können – es sei denn, sie war ihm irgendwie aus dem Museum gefolgt. Und er war noch immer völlig außer sich über die absolute Geistesgegenwart, mit der sie auf ihn geschossen hatte. Sie hatte ihn dazu gezwungen, aus einem Fenster zu springen, würdelos und panisch zu flüchten, seine Reisetasche mit ihrem hochgeschätzten Inhalt zurückzulassen.
    Zum Glück trug er seine diversen Pässe, die Brieftasche, die Kreditkarten und Ausweise noch bei sich. Die Polizei würde die Reisetasche und das Gepäck zu Menzies zurückverfolgen; aber sie konnte aus ihnen nicht ablesen, dass er unter seinem Alter Ego reiste: Mr. Gerald Boscomb aus South Penrith, Sydney, New South Wales. Jetzt war es an der Zeit, alle nicht zur Sache gehörigen Gedanken beiseitezuschieben, all die kleinen willentlichen und unwillentlichen geistigen Tics und Fanfaren und Flüsterstimmen, die seine innere Landschaft ausmachten – und einen Handlungsplan zu entwerfen.
    Er faltete den Sportteil zusammen und wandte sich dem Wirtschaftsteil zu.
    Kein

Weitere Kostenlose Bücher