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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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ihn finde.«
    Er wandte sich einem iBook zu, das aufgeklappt auf dem Tisch stand, und fing an zu tippen. Wenige Minuten später blickte er auf. »Constance hat einen Flug nach Florenz gebucht und ist heute um 17 Uhr von Logan Airport in Boston abgeflogen.« Er drehte sich um. »Proctor? Packen Sie bitte meine Sachen, und buchen Sie mir einen Flug nach Florenz, wenn ich bitten darf.«
    »Ich komme mit Ihnen«, sagte D’Agosta.
    Wieder richtete Pendergast den Blick auf ihn – sein Gesicht wirkte grau. »Sie können mich zum Flughafen begleiten. Aber mit mir nach Italien kommen – nein, Vincent, das dürfen Sie nicht. Ihnen steht ein Disziplinarverfahren ins Haus, auf das Sie sich vorbereiten müssen. Außerdem ist das hier … eine Familienangelegenheit.«
    »Ich kann Ihnen helfen«, sagte D’Agosta. »Sie brauchen mich.«
    »Sie haben vollkommen recht. Und trotzdem muss ich – und
werde
ich – dies allein erledigen.«
    Pendergasts Tonfall war so eisig und endgültig, dass D’Agosta wusste, dass jeder Widerspruch zwecklos war.

70
     
    Diogenes Pendergast, alias Mr. Gerald Boscomb, ging am Palazzo Antinori vorbei und bog in die Via Tornabuoni; als er die feuchte Florentiner Winterluft einatmete, erfasste ihn eine gewisse bittere Nostalgie. So viel war geschehen, seit er das letzte Mal hier gewesen war, nur Monate zuvor, als er voller Pläne gewesen war. Jetzt hatte er gar nichts mehr – nicht einmal mehr seine Kleidung. Er hatte sie im Zug zurücklassen müssen.
    Nicht einmal mehr seine hochgeschätzte Reisetasche.
    Er schlenderte am Geschäft von Max Mara vorbei und erinnerte sich wehmütig an die Zeit, als dort noch die schöne alte Libreria Seeber untergebracht war. Er betrat den Laden von Pineider, erstand einige Schreibwaren und Reisegepäck bei Beltrami und kaufte bei Allegri einen Regenmantel und einen Schirm – das meiste ließ er sich ins Hotel schicken; er behielt nur den Regenmantel und den Schirm, die er bar bezahlte. Dann schaute er bei Procracci vorbei, setzte sich an einen der winzigen Tische in dem überfüllten Café und bestellte ein Trüffelsandwich mit einem Glas Vernaccia. Er trank nachdenklich, in kleinen Schlucken, und beobachtete durch das Fenster die Passanten.
    Fourmillante cité, cité pleine de rêves
Où le spectre en plein jour raccroche le passant
    Der Himmel war düster, verhieß Regen, die Stadt wirkte dunkel und eng. Vielleicht hatte ihm Florenz im Winter ja deshalb immer so gut gefallen: Die Stadt war grau in grau, die Gebäude waren blass, die umgebenden Hügel graue Höcker, gespickt mit Zypressen, der Arno ein träger Strom von stumpfer Eisenfarbe, die Brücken fast schwarz.
    Er legte einen Geldschein auf das Tischchen und verließ das Café, schlenderte weiter die Straße hinunter. Er blieb stehen und sah ins Schaufenster von Valentino, nutzte die Spiegeleffekte der Scheibe, um die andere Straßenseite zu beobachten. Er betrat den Laden und kaufte zwei Anzüge, einen davon aus Seide, der andere ein schwarzer doppelreihiger Dreiteiler mit breitem Nadelstreifen, der ihm wegen des ein wenig gangsterhaften Dreißiger-Jahre-Looks besonders gut gefiel – und ließ auch diese ins Hotel schicken.
    Als er wieder auf der Straße stand, lenkte er seine Schritte inRichtung der düsteren mittelalterlichen Fassade des Palazzo Ferroni, eines festungsartigen Baus mit Türmchen und Zinnen, heute die Zentrale des Modehauses Ferragamo. Er ging über die kleine Piazza vor dem Palazzo, vorbei an den römischen Säulen aus grauem Marmor. Unmittelbar bevor er den eigentlichen Palazzo betrat, erhaschte er einen Blick auf die ungepflegte, brünette Frau –
sie
– genau in dem Moment, als sie in die Kirche Santa Trinitá schlüpfte.
    Zufrieden betrat er das Geschäft von Ferragamo und brachte längere Zeit damit zu, sich Schuhe anzusehen; er kaufte zwei Paar und vervollständigte anschließend seine Garderobe, indem er Unterwäsche, Socken, einen Schlafanzug, Unterhemden und eine Badehose erstand. Wie zuvor ließ er sich seine Einkäufe ins Hotel schicken und verließ den Laden, beladen mit nichts als seinem eingerollten Schirm und seinem Regenmantel.
    Er ging in Richtung Fluss und blieb auf der Arnopromenade stehen, betrachtete den makellosen Schwung der von Ammanati entworfenen Bögen der Ponte Santa Trinitá: Bögen, die die Mathematiker völlig verblüfft hatten. Sein gelbliches Auge begutachtete die Statuen der vier Jahreszeiten, die beide Enden krönten.
    Nichts davon bereitete ihm mehr

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