Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
Ermittlungsbeamtin ständig über die Schulter schaute.
Am Eingang zur Ägyptischen Galerie, dort, wo man die Tatortabsperrungen errichtet hatte, ging sie durch einen Sicherheitskordon aus Polizisten und Museumswachleuten, die sich in gedämpftem Beerdigungston miteinander unterhielten. Sie entdeckte Jack Manetti, den Sicherheitschef des Museums, und bedeutete ihm mit einem Nicken, sie zu begleiten. Sie schritt an die Schwelle der Grabkammer, blieb stehen, atmete die schwere, staubige Luft ein und begann mit einer kurzen Bestandsaufnahme.
»Wer war gestern Nacht hier, Mr. Manetti?«
»Ich habe eine Liste mit den Namen aller zugangsberechtigten festen Mitarbeiter und Zeitarbeitskräfte. Es sind eine ganze Menge, aber sie haben offenbar alle vorschriftsmäßig ausgecheckt, bis auf zwei Techniker: das Opfer und der Mann, der noch vermisst wird: Jay Lipper.«
Hayward nickte und machte sich auf den Weg durch das Grab, wobei sie sich die Anordnung der Räume, Stufen und Korridore einprägte und ein dreidimensionales Bild davon in ihrem Kopf entwarf. Nach ein paar Minuten erreichte sie einen gro ßen Raum mit mehreren Säulen. Rasch nahm sie das Bild in sich auf: die mit Computerausrüstung beladenen Tische, die Pizzakartons und das Gewirr von Kabeln und Drähten. Alle Gegenstände waren mit gelben Beweissicherungsschildern versehen.
Ein Sergeant, zehn Jahre älter als sie, kam herüber, um sie zu begrüßen. Wenn sie sich recht erinnerte, hieß er Eddie Visconti. Er wirkte kompetent, hatte einen offenen, freundlichen Blick, war ordentlich gekleidet und benahm sich respektvoll, aber nicht unterwürfig. Sie wusste, dass einige einfache Polizisten es nur schwer ertragen konnten, einer Frau unterstellt zu sein, die halb so alt und doppelt so gebildet war wie sie. Visconti vermittelte den Eindruck, als könne er damit um gehen.
»Sie haben das Verbrechen als Erster aufgenommen, Sergeant?«
»Ja, Ma’am. Mein Partner und ich.«
»In Ordnung. Könnten Sie mir eine kurze Zusammenfassung geben?«
»Zwei Computertechniker haben Überstunden gemacht: Jay Lipper und Theodore DeMeo. Sie hatten schon die ganze Woche bis spät in die Nacht gearbeitet – sie standen unter Termindruck wegen der bevorstehenden Ausstellungseröffnung.« Sie wandte sich an Manetti. »Wann ist die?«
»Heute in acht Tagen.«
»Fahren Sie fort.«
»DeMeo ist gegen zwei losgegangen, um Pizza zu holen. Lipper blieb hier. Wir haben das bei der Pizzeria überprüft …«
»Sagen Sie mir nicht, wie Sie an Ihre Informationen gekommen sind, Sergeant. Halten Sie sich bitte einfach an den Tathergang.«
»Ja, Captain. DeMeo kehrte mit der Pizza und den Getränken zurück. Wir wissen nicht, ob Lipper schon gegangen war oder ob er in der Zwischenzeit angegriffen wurde, aber wir wissen, dass die beiden nicht mehr dazu gekommen sind, die Pizza zu essen.«
Hayward nickte.
»DeMeo hat die Pizzas und die Getränke auf dem Tisch abgestellt und ist in die Grabkammer gegangen. Wie es scheint, hat der Mörder ihm dort bereits aufgelauert.« Visconti ging auf die Grabkammer zu. Hayward folgte ihm.
»Waffe?«
»Bislang unbekannt. Was immer es war, es war nicht scharf. Die Schnittwunden und Verletzungen weisen stark ausgefranste Ränder auf.«
Sie betraten die Grabkammer. Mit einem Blick erfasste Hayward die Szene: die riesige Blutlache, den verschmierten Blutfleck auf dem Steinsarg, die in einen Nebenraum führende Blutspur und die hellgelben Etiketten der Spurensicherung, die alles bedeckten wie frisch gefallenes Herbstlaub. Sie sah sich gründlich im Raum um, machte nacheinander alle Blutspritzer ausfindig, prägte sich Form und Größe der Flecke ein.
»Eine Untersuchung der Blutspritzer deutet darauf hin, dass sich der Mörder von links mit erhobener Waffe auf das Opfer stürzte, es überwältigte und ihm dabei den Hals teilweise aufgeschlitzt und die Drosselvene durchtrennt hat. Auch als das Opfer schon tödlich verletzt am Boden lag, hat der Täter weiterhin wie wild auf es eingestochen. Das Opfer weist mehr als hundert Stiche in Hals, Kopf, Schultern, Unterleib, Beinen und Gesäß auf.«
»Gibt es Hinweise auf ein sexuelles Motiv?«
»Kein Sperma oder andere Körperflüssigkeiten. Geschlechtsorgane unberührt, Analabstrich negativ.«
»Fahren Sie fort.«
»Anscheinend hat der Täter das Brustbein des Opfers mit seiner Waffe halb durchschlagen und halb durchhackt. Dann hat er die inneren Organe herausgerissen, sie in den Kanopenraum getragen und in
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