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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Bruchteile, bis er sicher war, dass nun er den Rhythmus vorgab; dass der Trommler in der angrenzenden Zelle unbewusst seinem Tempo und seiner Führung folgte. Dann begann er, unendlich geduldig, sein eigenes Trommeln zu verlangsamen; nicht auf direktem Wege, sondern über wechselnde Beschleunigungen und Verlangsamungen, über Riffs und Umstellungen, die er von seinem Zellennachbarn übernommen hatte und die er jedes Mal in einem etwas langsameren Tempo enden ließ, bis die Laute schließlich so langsam und schläfrig aufeinander folgten wie zähe Melassetropfen.
    Und dann hörte er auf.
    Nach einigen zögernden, ins Leere laufenden Schlägen hielt der Mann in Einzelzelle 45 ebenfalls inne.
    Eine ganze Weile blieb es still.
    Und dann hörte er eine atemlose, heisere Stimme aus Zelle 45.
    »Wer … wer bist du?«
    »Ich bin Aloysius Pendergast«, antwortete er. »Und ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
     
    Eine Stunde später herrschte himmlische Ruhe. Pendergast lag mit geschlossenen Augen, aber immer noch wach auf seiner Pritsche. Zu einer bestimmten Zeit öffnete er die Augen und sah prüfend auf das schwach leuchtende Zifferblatt seiner Uhr – den einzigen Gegenstand, den Gefangene laut gesetzlicherVorschrift behalten durften. Zwei Minuten vor vier Uhr morgens. Er wartete, jetzt mit geöffneten Augen, bis um Punkt vier Uhr ein tanzender grüner Lichtpunkt auf die gegenüberliegende Wand fiel, kurz hin und her flackerte und schließlich allmählich zum Stillstand kam. Der Häftling erkannte den Punkt – das war ein grüner DPSS-Laser 532nm –, nichts anderes als der Strahl eines teuren Laserstifts, der von einem verborgenen Platz weit außerhalb der Gefängnismauern an seine Wand geworfen wurde.
    Schließlich fing der Lichtpunkt an zu blinken, wiederholte mehrmals in einem einfachen monophonen Code eine kurze Einleitung – eine komprimierte Botschaft, um die Übertragung kurz zu halten. Eine viermalige Wiederholung stellte sicher, dass Pendergast den Code erkannte. Nach einer kurzen Pause wurde die eigentliche Nachricht übermittelt:
    SENDUNG ERHALTEN
ANALYSE OPTIMALER FLUCHTWEGE
LÄUFT NOCH
MÖGLICHERWEISE NEUER AUSTRAGUNGSORT
IHRERSEITS NÖTIG
ANWEISUNGEN FOLGEN SCHNELLSTMÖGLICH
FOLGENDE FRAGEN – ANTWORT AUF
ÜBLICHEM WEGE
BESCHREIBEN SIE: HOFGANG – PRIVILEGIEN
UND ZEITPLAN
BESORGEN SIE: STOFFPROBEN VON WÄRTER-UNIFORM,
HOSE UND HEMD
    Es folgten weitere zum Teil seltsame, zum Teil naheliegende Aufforderungen und Fragen. Pendergast machte sich keine Notizen, sondern blieb völlig reglos liegen und prägte sichalles ein. Bei der letzten Frage zuckte er allerdings leicht zusammen.
    SIND SIE BEREIT ZU TÖTEN?
    Damit verschwand das Laserlicht. Pendergast setzte sich auf. Er griff unter die Matratze und zog einen harten, ausgefransten Segeltuchfetzen und eine Zitronenscheibe von einer kürzlich eingenommenen Mahlzeit heraus. Dann zog er einen Schuh aus, ging damit zum Waschbecken, ließ das Wasser laufen, gab einige Tropfen in die Seifenmulde und tauchte den Schuh hinein. Als Nächstes drückte er den Saft der Zitronenscheibe in das Wasser. Dann kratzte er mit Hilfe des harten Stoffrestes etwas Schuhcreme vom Schuh. Kurz darauf hatte sich die kleine Flüssigkeitsansammlung in der Emaillevertiefung dunkel verfärbt. Pendergast hielt einen Moment inne, horchte ins Dunkel, um sicherzugehen, dass niemand auf sein Tun aufmerksam geworden war. Dann zog er das Bettzeug von der Ecke seiner Matratze, riss von einer unauffälligen Stelle einen langen Stoffstreifen ab und legte diesen auf den Waschbeckenrand. Er zog den Schnürsenkel aus dem Schuh, tauchte das zuvor angespitzte Metallende in die Flüssigkeit und beschrieb den Baumwollstreifen mit einer winzig kleinen, ordentlichen Schrift, die kaum mehr als einen blassen Abdruck hinterließ.
    Gegen Viertel vor fünf hatte er alle Fragen beantwortet. Er legte den Stoffrest auf den Heizkörper, bis die Schrift durch die Hitze dunkel und fest geworden war. Dann rollte er den Streifen auf, hielt aber plötzlich inne und fügte noch eine kurze Zeile am Ende hinzu. »Behalten Sie Constance weiter im Auge. Und seien Sie guten Mutes, mein lieber Vincent.«
    Er legte die Nachricht erneut auf die Heizung, um diese letzte Nachricht einzubrennen, rollte den Stoffstreifen straff zusammen und steckte ihn in den Abfluss seiner Zelle. Dann füllteer seinen Abfalleimer mit Wasser, goss es in den Abfluss und wiederholte die Prozedur ein Dutzend Mal.
    Noch eine Stunde bis zum

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