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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Linie, die nach vorn wies und den Kurs angab und praktischerweise in zehnminütigen Intervallen die voraussichtlichen Positionen markierte, dazu die Wegpunkte für jede Kursänderung.
    Sie blickte hinüber zum Autopiloten. Noch so ein Wunderwerk; der Autopilot überwachte fortwährend die Geschwindigkeit, mit der sich das Schiff durch das Wasser bewegte, die Drehzahlen der Dieselmotoren, den Winkel des Ruders und der Pods und nahm zahllose Anpassungen vor. Und zwar derart feine, dass sie noch nicht einmal vom erfahrensten Seefahrtsoffizier wahrnehmbar wären. Die Computeranlage hielt das Schiff besser auf Kurs und Geschwindigkeit als der versierteste Kapitän und sparte auch noch Treibstoff – weshalb der stehende Befehl vorschrieb, dass der Autopilot überall außer in Inlands- oder Küstengewässern eingesetzt wurde.
    Noch vor zehn Jahren hätte die Kommandobrücke auf einem Schiff wie diesem die Anwesenheit von mindestens drei extrem gut ausgebildeten Offizieren erfordert; jetzt war nur einer erforderlich, und selbst sie allein hatte im Grunde genommen kaum etwas zu tun.
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit LeSeurs Navigationstisch zu, seinen Seekarten, Zirkeln, Kompassen, Bleistiften und Leuchtmarkern und dem kleinen Kasten, in dem er seinen Sextanten aufbewahrte. Tote Instrumente, tote Fertigkeiten.
    Sie ging um das zentrale Steuerpult herum und wieder zurück ans Ruder, legte eine Hand auf das elegante Steuerrad aus Mahagoni. Es diente eigentlich nur der Repräsentation. Rechts davon war das Pult des Rudergängers, mit dem das Schiff tatsächlich gesteuert wurde. Die sechs Joysticks ließen sich mit dem kleinen Finger bedienen und kontrollierten zwei fest stehende und zwei rotierende Antriebs-Pods sowie die Motorventile. Mit seinen um dreihundertundsechzig Grad drehbaren Achter-Pods ließ sich das Schiff so leicht manövrieren, dass es ohne die Hilfe eines einzigen Schleppers anlegen konnte.
    Sie strich über die glatte Lackschicht des Steuerrads und hob den Blick zum Fenster. Der Wind hatte zugenommen, der Regen dagegen nachgelassen, und jetzt konnte sie den Umriss des Bugs ausmachen, der spektakuläre zwölf Meter hohe Wellen durchschnitt, so dass Gischt und Spritzwasser wie in Zeitlupe über die Vordecks fegten.
    Mason empfand inneren Frieden, eine völlige Leere, die alles übertraf, was sie bislang erlebt hatte. Den Großteil ihres Lebens hatten Vorwürfe, Minderwertigkeitskomplexe, Selbstzweifel, Wut und maßloser Ehrgeiz sie geplagt. Jetzt war sie gesegneterweise frei von alldem. Eine Entscheidung zu fällen war Mason noch nie so leichtgefallen, und sie hatte sich dieses Mal hinterher auch nicht diesen quälenden Überlegungen hingegeben, die ihre Karriereentscheidungen so erschwerten. Sie hatte beschlossen, das Schiff zu vernichten. Das musste ruhig und ohne inneren Aufruhr geschehen, und jetzt blieb nur noch eines zu tun: ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    Warum?
, hatte LeSeur gefragt. Wenn er das nicht erraten konnte, dann wollte sie ihm auch nicht die Genugtuung verschaffen, es ihm zu erklären. Für sie lag es auf der Hand. Es hatte nie, kein einziges Mal, einen weiblichen Kapitän auf einem der großen transatlantischen Linienschiffe gegeben. Wie dumm sie gewesen war, zu glauben, gerade sie würde es bis ganz nach oben schaffen. Sie war nicht überheblich, aber sie wusste, dass sie als Kapitän doppelt so gut war wie die meisten ihrer Kollegen. Sie hatte an der
Newcastle Maritime Academy
als Beste ihres Jahrgangs abgeschlossen, mit einem der besten Zeugnisse in der Geschichte der Hochschule. Ihr Lebenslauf war perfekt – lupenrein. Sie hatte, trotz mehrerer ausgezeichneter Angebote, sogar auf eine Beziehung verzichtet, um die Frage nach Erziehungsurlaub gar nicht erst aufkommen zu lassen. Mit größter Sorgfalt hatte sie die richtigen Kontakte in der Reederei gepflegt und sich die richtigen Mentoren gesucht, wobei sie die ganze Zeit bemüht war, niemals karrieristische Neigungen zur Schau zu stellen; beflissen hatte sie das knappe, professionelle, aber nicht unangenehme Gebaren der besten Kapitäne kultiviert, stets aufrichtig erfreut über die Erfolge ihrer Kollegen.
    Mühelos hatte sie die Leiter zum Zweiten, Ersten und schließlich Stellvertretenden Kapitän erklommen, ganz nach Plan. Klar, längs des Weges hatte es Bemerkungen gegeben, unangenehme und nicht willkommene sexuelle Annäherungsversuche von Vorgesetzten, aber damit war sie immer mit Aplomb umgegangen, hatte nie für Unruhe

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