Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit
Gefühl, in der bestehenden Hitze und dem intensiven Schweißgeruch fast zu ersticken. Der Raum, der normalerweise einem halben Dutzend Personen Platz bot, war gerammelt voll mit Deckoffizieren und leitenden Besatzungsmitgliedern; und es kamen immer mehr.
LeSeur wartete nicht einmal ab, bis sich alle gesetzt hatten, als er aufstand, auf den Tisch klopfte und begann.
»Ich habe soeben mit Mason gesprochen. Sie hat mir bestätigt, dass sie vorhat, die
Britannia
mit Höchstgeschwindigkeit auf den
Carrion Rocks
auflaufen zu lassen. Bislang konnten wir weder in die Brücke einbrechen noch den Autopiloten ausschalten. Und ich konnte auch keinen Arzt oder Psychiater finden, der ausreichend
compos mentis
war, um entweder Masons Zustand zu diagnostizieren oder eine Argumentation vorzuschlagen, die bei ihr verfangen könnte.«
Er blickte in die Runde.
»Ich habe mehrere Gespräche mit dem Kapitän der
Grenfell
geführt, dem einzigen Schiff, das nahe genug ist, um eine Rettungsaktion zu starten. Andere Schiffe – zivile und Küstenwache – wurden umdirigiert. Die
Grenfell
kann uns nicht vor dem geschätzten Zeitpunkt der Kollision erreichen. Die kanadische Küstenwache hat zudem zwei Flugzeuge zu Überwachungs- und Kommunikationszwecken entsandt. Die Kanadier haben eine Hubschrauberflotte auf Abruf, aber bislang befinden wir uns noch außerhalb der Reichweite dieser Küstenhelikopter. Wir können nicht mit Hilfe aus dieser Richtung rechnen. Außerdem ist die
Grenfell
in keiner Weise gerüstet, viertausenddreihundert Evakuierte aufzunehmen.«
Er hielt kurz inne. »Wir befinden uns inmitten eines Sturms mit dreizehn Meter hohen Wellen und Windgeschwindigkeiten zwischen vierzig und sechzig Knoten. Aber das hartnäckigste Problem liegt in der Geschwindigkeit des Schiffes: neunundzwanzig Knoten. Wenn wir nicht so schnell unterwegs wären, hätten wir viele Möglichkeiten – Transfer einiger Passagiere auf die
Grenfell
, die Landung eines Einsatzkommandos. Aber keine dieser Aktionen kann bei neunundzwanzig Knoten durchgeführt werden.« Er blickte in die Runde. »Also, Leute, ich brauche neue Ideen, und zwar sofort.«
»Und wenn wir die Maschinen ausschalten?«, fragte jemand. »Sie wissen schon, einen Sabotageakt durchführen?«
LeSeur blickte zum Chefingenieur. »Mr Halsey?«
»Wir haben vier Dieselmotoren, die von zwei General-Electric- LM 2500-Gasturbinen angetrieben werden. Wenn man einen Dieselmotor abschaltet, geschieht nichts. Wenn man zwei abschaltet, sollte man auch gleich die Turbinen ausschalten, denn sonst kommt es zu einer Gaskompressionsexplosion.«
»Und wenn man erst die Gasturbinen ausschaltet?«, fragte LeSeur.
»Das sind Hochdruck-Düsenmotoren, Sir, sie drehen sich mit dreitausendsechshundert Umdrehungen pro Minute. Jeder Interventionsversuch, während die mit hoher Geschwindigkeit laufen, wäre … Selbstmord. Das würde ein Riesenloch in den Schiffsboden reißen.«
»Und wenn man die Antriebswellen durchtrennen würde?«, fragte ein zweiter Offizier.
»Es gibt keine Antriebswellen«, antwortete Halsey. »Jedes Pod ist ein in sich abgeschlossenes Antriebssystem. Die Dieselmotoren und Turbinen erzeugen Strom, welcher die Pods antreibt.«
»Das Getriebe blockieren?«, fragte LeSeur.
»Ich habe mich damit befasst. Während der Fahrt nicht zugänglich.«
»Wie wär’s, wenn man einfach die Stromzufuhr zu den Maschinen unterbricht?«
Halsey runzelte die Stirn. »Das geht nicht. Aus dem gleichen Grund, warum man die Brücke und das Autopilotsystem gesichert hat – Angst vor einem Terrorangriff. Die Genies im Innenministerium haben ein Schiff entworfen, das im Falle eines Terrorangriffs von keinem Außenstehenden außer Gefecht gesetzt oder gesteuert werden kann. Ganz egal, wie – die Offiziere, die sich in der Brücke eingeschlossen haben, sollen in der Lage sein, das Schiff sicher in den nächsten Hafen zu bringen, selbst wenn Terroristen das übrige Schiff in ihrer Gewalt haben.«
»Apropos Brücke«, sagte ein Dritter Offizier, »und wenn wir ein Loch durch die Sicherheitstür bohren und Gas hineinpumpen? Alles, was die Luft darin verdrängt. Verdammt, in der Küche gibt es mehrere Kanister mit CO 2. Sie wissen schon, Mason ausknocken.«
»Und was dann? Wir wären trotzdem auf Autopilot.«
Es wurde still. Dann räusperte sich der IT -Chef, Hufnagel, ein Mann mit Hornbrille. »Der Autopilot ist eine Software wie jede andere«, sagte er leise. »Sie kann gehackt werden – jedenfalls
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