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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Schluck von dem Vernaccia, um seine Überraschung zu überspielen, und wechselte rasch das Gesprächsthema. »Sind Sie Linguist?«
    Eine gewisse Belustigung schien in den grauen Augen des Mannes zu lauern. »Keineswegs. Ich ermittle.«
    Das war für Mayles die zweite Überraschung bei diesem Dinner. »Wie interessant. Sie meinen, so wie Sherlock Holmes?«
    »Ja, so in der Richtung.«
    Ein recht unerfreulicher Gedanke schoss Mayles durch den Kopf. »Und ermitteln Sie … jetzt auch?«
    »Bravo, Mr Mayles.«
    Einige der anderen am Tisch hörten dem Gespräch zu, und Mayles wusste nicht recht, was er sagen sollte. Er spürte einen Nerv unter dem Auge zucken. »Tja«, erwiderte er und lachte leise, »ich weiß, wer es getan hat: Mr Mustard in der Kombüse. Mit dem Kerzenleuchter.«
    Die anderen lachten höflich, und er wechselte rasch wieder das Gesprächsthema, weg von diesem potenziell schwierigen Terrain. »Miss Greene, kennen Sie das Gemälde
Proserpina
von Rossetti?«
    Die Frau richtete den Blick auf ihn, und er verspürte einen Anflug von Beunruhigung. Es lag etwas eindeutig Seltsames in ihren Augen. »Ja, es ist mir bekannt.«
    »Ich finde wirklich, dass Sie der Frau auf dem Bild ähneln.«
    Sie sah ihn unverwandt an. »Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen, weil ich mit der Geliebten des Herrn der Unterwelt verglichen werde?«
    Die bizarre Antwort, ihre Eindringlichkeit – und die volltönende, altmodische Stimme – brachten Mayles leicht aus der Fassung. Aber er war Experte darin, alle Wechselfälle der Konversation zu bewältigen, und hatte eine Antwort parat. »Pluto verliebte sich in sie, weil sie so schön war, so lebendig – wie Sie es sind.«
    »Und als Folge davon entführte er sie und zerrte sie in die Hölle, um sie zu seiner Geliebten zu machen.«
    »Tja, manche Leute haben eben Glück!« Mayles warf einen Blick in die Runde und erntete anerkennendes Lachen für sein kleines Bonmot – selbst Miss Greene lächelte, wie er erleichtert feststellte.
    Der Kunsthändler, Lionel Brock, meldete sich zu Wort. »Ja, ja, ich kenne das Bild gut. Es hängt in der
Tate Gallery
, glaube ich.«
    Mayles sah ihn dankbar an. »Ja.«
    »Ein recht vulgäres Werk, wie alle Bilder der Präraffaeliten. Modell war Jane Morris, die Frau von Rossettis bestem Freund. Sie zu malen, war lediglich das Vorspiel ihrer Verführung.«
    »Ah ja, Verführung«, sagte Miss Greene und richtete ihre seltsamen Augen auf Mayles. »Haben Sie je eine Frau verführt, Mr Mayles? Als Kreuzfahrtdirektor eines Luxusliners bieten sich Ihnen da bestimmt zahlreiche Gelegenheiten.«
    »Ich habe meine kleinen Geheimnisse«, erwiderte er leichthin. Die Frage war gewagter, als er es gewohnt war. Er würde wohl davon Abstand nehmen, Miss Greene noch einmal an seinen Tisch zu bitten.
    »
Fern von meinem eigenen Selbst scheine ich, durchfliege seltsame Wege in Gedanken und lausche auf ein Zeichen
«, zitierte Greene.
    Sie erntete Schweigen.
    »Das war schön«, sagte die Wurstmacher-Erbin Mrs Emily Dahlberg schließlich und machte damit zum ersten Mal an diesem Abend den Mund auf. Sie war eine auffallend aristokratische Dame im eleganten Abendkleid, schlank und für ihr Alter recht gutaussehend. Mayles fand, dass sie stark an die Baronin von Schräder in
The Sound of Music
erinnerte. »Wer hat das geschrieben, meine Liebe?«
    »Rossetti«, erwiderte Greene. »In seinem Gedicht über Proserpina.«
    Brock sah Constance an. »Sind Sie Kunsthistorikerin?«
    »Nein. Ich bin Pedantin und Obskurantin.«
    Brock lachte. »Ich finde Pedanten und Feinde der Aufklärung charmant«, sagte er mit einem Lächeln und beugte sich leicht zu ihr hinüber.
    »Sind Sie selbst ein Pedant, Dr. Brock?«
    »Tja, ich …« Er tat die Frage mit einem Lachen ab. »Ich nehme an, man könnte mich so bezeichnen. Ich habe ein paar Exemplare meiner neuesten Monographie dabei, die über Caravaggio. Ich schicke Ihnen das Buch in Ihre Suite, dann können Sie selbst entscheiden.«
    Die Runde verstummte, als ein distinguierter, silberhaariger Mann in Uniform an ihren Tisch trat. Er war schlank und durchtrainiert, und seine blauen Augen blitzten. »Willkommen«, sagte er.
    Alle erwiderten den Gruß.
    »Und wie läuft’s so, Roger?«
    »Tadellos, Gordon.«
    »Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle«, sagte der Neuankömmling und beehrte die Runde mit einem charmanten Lächeln. »Ich bin Gordon LeSeur, der Erste Offizier hier auf der
Britannia
.« Er hatte einen charmanten

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