Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit
Luft.
»Wie tragisch«, sagte Mayles. »Das tut mir leid.«
»Ja, es ist eine tragische Geschichte, nicht wahr, Aloysius?«
Mayles nahm eine leichte Schärfe in ihrer Stimme wahr. Irgendetwas stimmte hier nicht. Menschen waren wie Eisberge – das meiste von dem, was vorging, gewöhnlich das Hässliche, war unter Wasser verborgen.
Mrs Dahlberg lächelte Pendergast warm an. »Habe ich vorhin richtig gehört – Sie sind Privatdetektiv?«
Oh nein, dachte Mayles. Nicht das schon wieder.
»Derzeit, ja.«
»Und in welchem Fall, sagten Sie, ermitteln Sie?«
»Ich fürchte, ich sagte noch gar nichts darüber.«
»Ermitteln?« Brock, der Kunsthändler, wirkte aufgeschreckt. Offenbar hatte er vorhin einen Teil des Gesprächs nicht mitbekommen.
»Wie wunderbar geheimnisvoll.« Dahlberg lächelte und legte Pendergast eine Hand auf den Arm. »Ich liebe gute Krimis. Lesen Sie Krimis, Mr Pendergast?«
»Ich lese nie Romane. Ich finde sie lächerlich.«
Dahlberg lachte. »Ich
liebe
Krimis. Und, Mr Pendergast, mir ist gerade der Gedanke gekommen, dass die
Britannia
eine wunderbare Kulisse für einen Mord abgeben würde.« Sie drehte sich zu Mayles um. »Was meinen Sie, Mr Mayles?«
»Ein Mord wäre wunderbar, solange niemand zu Schaden kommt.« Dieses Bonmot rief Gelächter hervor, und Mayles beglückwünschte sich wieder einmal zu seiner Fähigkeit, die Konversation auf der charmanten, oberflächlichen Ebene zu halten, auf der sie laut gesellschaftlicher Etikette zu bleiben hatte.
Pendergast beugte sich vor. »Ich kann Ihnen keinen Mord auf dieser Reise versprechen«, sagte er mit honigweicher Stimme, »aber eines will ich Ihnen verraten: Es ist ein Mörder an Bord.«
[home]
11
Pendergast entspannte sich im Salon ihrer Suite und blätterte die überdimensionale Weinkarte der
Britannia
durch. Ein Flachbildfernseher war auf den Informationskanal des Schiffes eingestellt, und eine gedämpfte Stimme pries zu einer raschen Folge von Bildern die Vorzüge des Luxusliners.
»Die
Britannia
ist ein großes Passagierschiff in der alten Tradition«, intonierte eine kultivierte britische Stimme. »Mit majestätischen Freitreppen, riesigen Gesellschaftsräumen, zwei Ballsälen, acht Restaurants, drei Casinos und fünf Pools. Sie bietet großzügigen Platz für zweitausendsiebenhundert Passagiere sowie eintausendsechshundert Besatzungsmitglieder und ist 165 000 Bruttoregistertonnen groß. Hier finden Sie die großzügigsten Unterkünfte aller Schiffe auf den Weltmeeren, und das Verhältnis von Passagieren zu Besatzung ist auf keinem anderen Luxusliner besser. Manches gibt es ausschließlich auf der
Britannia
, beispielsweise das achtstöckige Grand Atrium, das
Sedona SunSpa
, die hochwertigen Einkaufspassagen
Regent Street
und
St. James
, das
Belgravia
-Theater mit tausend Plätzen und den beheizten Pool nach dem Vorbild eines bei Pompeji ausgegrabenen römischen Bades. Das Schiff kann sich des
King-George- II -
Ballsaals mit seinem Kristallglas und Blattgold rühmen, dem wohl größten und stilvollsten Ballsaal auf See. Das Schiff ist länger, als das Empire State Building hoch ist, und sein Hornsignal ist über fünfzehn Seemeilen hörbar. Ganz in der Tradition der
Titanic
und den großen Schiffen des Goldenen Zeitalters zeichnet sich die
Britannia
durch eine Verwendung exklusiver Materialien aus. Verarbeitet wurden mehr als eine Million Quadratmeter Teak, Mahagoni, Port-Orford-Zeder, Amerikanischer Amberbaum und Queen-Island-Birke …«
In der oberen Ebene der Suite klappte eine Tür. Constance trat aus ihrem Zimmer und kam die Treppe herunter.
Pendergast stellte den Fernseher aus und legte die Weinkarte zur Seite. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass der Weinkeller des Schiffes so gut bestückt ist«, bemerkte er. »Einhundertfünfzigtausend Flaschen sind eingelagert. Die Auswahl an Vor-1960er-Pauillacs ist besonders eindrucksvoll.«
Er blickte auf, als sie zu ihm trat. Sie hatte ihre Abendrobe abgelegt und ein hellgelbes Kleid angezogen. »Deine neue Garderobe steht dir, Constance«, meinte er.
»Du hast mir ja auch geholfen, sie auszusuchen«, entgegnete sie und setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel.
»Du warst heute Abend ziemlich schroff«, sagte er.
»Du auch.«
»Ich habe versucht, einen Mörder aus der Deckung zu locken. Was hattest du vor?«
Constance seufzte. »Tut mir leid, wenn ich schwierig war. Nach dem Kloster finde ich diese ganze Opulenz – äußerst deprimierend.«
»
Seid in der Welt,
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