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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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genau, warum sie das Buch überhaupt mitgenommen hatte. Seine Geschichte – und sein Vermächtnis – waren schmerzlich für sie. Es fiel ihr schwer, es auch nur anzusehen. Vielleicht war es für sie wie ein härenes Hemd für einen Büßer, und sie hoffte, ihre Fehleinschätzung durch Schmerz wiedergutmachen zu können.
    »Sie mögen Achmatowa?«, fragte sie.
    Die Frau nickte. »Als ich herkam, ich konnte keine Bücher mitnehmen. Sie fehlen mir. Und dann, als ich Bett aufschlug, sah ich … Ihr Buch.« Sie schluckte.
    Constance blickte sie weiter forschend an. »
Die heilig gehüteten Kerzen hab ich entzündet
«, zitierte sie.
    Ohne den Blick von ihr zu wenden, fuhr die Frau fort: »…
und in ihrem Schein begrüß ich mit dir, der nicht gekommen, das Jahr.
«
    Constance trat einen Schritt vom Telefon zurück.
    »Zu Hause, in Weißrussland, habe ich Lyrik von Achmatowa unterrichtet«, sagte die Frau.
    »In der Schule?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »An der Universität. Auf Russisch natürlich.«
    »Sie sind Professorin?«, fragte Constance erstaunt.
    »Ich war. Ich meine Stelle verloren habe – wie viele andere auch.«
    »Und jetzt arbeiten Sie hier auf dem Schiff … als
Zimmermädchen?
«
    Die Frau lächelte traurig. »Das geht vielen so. Viele verlieren Arbeit. In meinem Land es gibt wenig Jobs. Alles korrupt.«
    »Und Ihre Familie?«
    »Meine Eltern hatten Bauernhof, aber Regierung hat ihn fortgenommen. Wegen radioaktiven Niederschlag von Tschernobyl. Wolke trieb nach Westen, sehen Sie. Zehn Jahre ich habe russische Literatur an Universität gelehrt. Aber dann ich verloren Position. Später höre ich, dass es Arbeit auf großen Schiffen gibt. Also komme ich, um zu arbeiten und Geld nach Hause zu schicken.« Bitter schüttelte sie den Kopf.
    Constance setzte sich. »Wie heißen Sie?«
    »Marya Kazulin.«
    »Marya, ich bin bereit, diese Verletzung meiner Privatsphäre zu vergessen. Aber im Gegenzug hätte ich gern Ihre Hilfe.«
    Der Gesichtsausdruck der Frau wurde wachsam. »Wie könnte ich Ihnen helfen?«
    »Ich würde gern gelegentlich unter Deck gehen, um mit den Arbeitern zu reden, den Stewards, den verschiedenen Crewmitgliedern. Ihnen ein paar Fragen stellen. Sie könnten mich vorstellen und für mich bürgen.«
    »Fragen?« Die Frau war beunruhigt. »Sie arbeiten für Reederei?«
    Constance schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe meine Gründe, private Gründe. Es hat nichts mit der Reederei oder dem Schiff zu tun. Vergeben Sie mir, wenn ich zu diesem Zeitpunkt nichts Genaueres sagen kann.«
    Marya Kazulin schien sich etwas zu entspannen, antwortete aber erst nach kurzem Zögern. »Ich könnte mir Ärger einhandeln.«
    »Ich werde sehr diskret sein. Ich will mich nur unter die Leute mischen und ein paar Fragen stellen.«
    »Was für Fragen?«
    »Über das Leben an Bord, ungewöhnliche Vorkommnisse. Ich will Klatsch über die Passagiere hören und fragen, ob vielleicht jemand in einer der Kabinen einen bestimmten Gegenstand gesehen hat.«
    »Fragen über die Passagiere? Das halte ich nicht für gute Idee.«
    Constance zögerte. »Miss Kazulin, ich werde Ihnen sagen, worum es geht, wenn Sie mir versprechen, mit niemandem darüber zu reden.«
    Nach kurzem Zögern nickte die Kabinenstewardess.
    »Ich suche nach etwas, das an Bord dieses Schiffes versteckt ist. Ein Gegenstand, heilig und sehr selten. Ich hatte gehofft, mich unter das Reinigungspersonal mischen zu können, um zu hören, ob vielleicht jemand so etwas in einer der Kabinen gesehen hat.«
    »Und dieser Gegenstand, den Sie erwähnten? Was ist das?«
    Constance schwieg kurz. »Ein langer, schmaler Holzkasten, sehr alt, mit sonderbaren Schriftzeichen darauf.«
    Marya überlegte einen Augenblick. Dann stellte sie sich gerader hin. »Ich werde Ihnen helfen.« Sie lächelte, und ihre Miene verriet eine gewisse Erregung. »Arbeit ist furchtbar auf einem Kreuzfahrtschiff. Das hier macht es interessanter. Und es geht um gute Sache.«
    Constance streckte die Hand aus, und die Weißrussin schlug ein.
    Marya musterte sie. »Ich Ihnen so eine Uniform wie meine besorge. Passagiere nicht erlaubt unterhalb der Wasserlinie.«
    »Danke. Wie kann ich mit Ihnen Kontakt aufnehmen?«
    »Ich melde mich.« Marya kniete sich hin, hob das Buch auf und reichte es Constance. »Gute Nacht, Miss.«
    Constance drückte ihr das Buch in die Hand. »Bitte nehmen Sie es. Und nennen Sie mich nicht ›Miss‹. Ich heiße Constance.«
    Mit einem flüchtigen Lächeln zog Marya

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