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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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als das Leben im Kloster. Sie sehnte sich danach, dorthin zurückzukehren.
    Sei in der Welt, aber nicht von ihr.
    Sie löste sich vom Geländer, ging zu einem nahen Fahrstuhl und fuhr auf Deck 12 hinauf. Auf diesem Deck befanden sich fast ausschließlich Unterkünfte der Passagiere. Mit seinen dicken Orientteppichen und Ölgemälden in Goldrahmen bot es ein Bild der Eleganz, aber hier war es weitaus ruhiger. Weiter vorn endete der Korridor und machte eine Neunzig-Grad-Kehre nach links. Sie war jetzt direkt vor der Tür zu ihrer Suite, der Tudor-Suite, die achtern auf der Backbordseite des Schiffes lag. Constance griff nach ihrer Karte und erstarrte.
    Die Tür zur Suite stand leicht offen.
    Augenblicklich begann ihr Herz heftig zu klopfen, als hätte es auf genau so etwas gewartet. Ihr Vormund wäre nie so achtlos gewesen, die Tür offen stehen zu lassen – es musste jemand anders sein.
Er kann es nicht sein
, dachte sie.
Das ist unmöglich. Ich habe ihn fallen sehen. Ich habe ihn sterben sehen
. Ein Teil von ihr wusste, dass ihre Ängste irrational waren. Und doch konnte sie das plötzliche Hämmern ihres Herzens nicht beruhigen.
    Sie griff in ihre Handtasche, zog ein schmales Kästchen hervor, klappte es auf und nahm ein blitzendes Skalpell aus seinem Samtbett. Das Skalpell, das sie von
ihm
bekommen hatte.
    Mit ausgestreckter Klinge trat sie leise in die Kabine. Der ovale Hauptsalon der Suite endete vor einer Fensterfront aus Flachglas mit Blick auf den schwarzen, aufgewühlten Atlantik weit unten. Zur Linken führte eine Tür in die kleine Pantry, zur Rechten eine Tür in den Raum, den sie und Aloysius als Arbeitszimmer nutzten. Der Salon war von einer schummrigen Innenbeleuchtung erhellt. Durch das Fenster sah sie das Mondlicht eine funkelnde Spur über den wogenden Ozean malen und Juwelen auf das Kielwasser des Schiffes werfen. Man erkannte das Sofa, zwei Sessel, den Speisebereich, das Klavier. Eine Treppe mit zwei Aufgängen führte in die zweite Ebene hinauf, der linke zum Schlafzimmer von Pendergast, der rechte zu ihrem Schlafzimmer. Lautlos trat Constance einen Schritt vor, machte den Hals lang und spähte nach oben.
    Die Tür zu ihrem Zimmer stand einen Spalt weit offen. Hellgelbes Licht strömte daraus hervor.
    Constance fasste den Griff ihres Skalpells fester. Dann, langsam und völlig lautlos, durchquerte sie den Raum und begann die Treppe hinaufzusteigen.
    Im Verlauf des Abends hatte der Seegang ständig zugenommen. Das langsame Schlingern des Schiffes, anfangs kaum wahrnehmbar, wurde immer ausgeprägter. Von oben und weit vorn kam das lange, trauervolle Tuten des Schiffshorns. Langsam und vorsichtig setzte Constance ihren Weg fort, wobei sie sich mit einer Hand auf das Geländer stützte.
    Oben angelangt, tat sie einen Schritt in Richtung ihrer Zimmertür. Von drinnen war kein Laut zu vernehmen. Constance wartete kurz. Dann stieß sie unvermittelt die Tür auf und stürmte ins Zimmer.
    Jemand stieß einen erschreckten Schrei aus. Mit ausgestreckter Klinge wirbelte Constance herum, auf den Laut zu. Es war die Kabinenstewardess, die dunkelhaarige Frau, die sich vorhin vorgestellt hatte. Sie stand am Bücherregal und war offenbar ganz in das Buch vertieft gewesen, das sie jetzt erschrocken hatte fallen lassen. Sie sah Constance an, eine Mischung aus Schock, Bestürzung und Angst im Gesicht. Ihr Blick heftete sich auf das glänzende Skalpell.
    »Was tun Sie hier?«, fragte Constance scharf.
    Nur langsam wich der Schock aus dem Gesicht der Frau. »Es tut mir leid, Miss. Bitte, ich nur hereingekommen, um Betten aufzuschlagen …«, begann sie mit starkem osteuropäischem Akzent. Angst verzerrte ihre Miene, als sie das Skalpell anstarrte.
    Constance legte das Skalpell in das Kästchen zurück und schob es wieder in ihre Handtasche. Dann griff sie nach dem Telefon neben dem Bett, um den Sicherheitsdienst zu rufen.
    »Nein!«, schluchzte die Frau. »Bitte nicht! Die werden mich im nächsten Hafen zurücklassen, und dann ich bin in New York, ohne Möglichkeit, nach Hause zu kommen.«
    Constance zögerte, die Hand am Telefon. Wachsam musterte sie die Frau.
    »Ich bedaure sehr«, fuhr die Kabinenstewardess fort. »Ich komme, um Bett aufzuschlagen und Betthupferl auf Kopfkissen zu legen. Und dann … dann sah ich …« Sie wies auf das Buch, das sie hatte fallen lassen.
    Zu ihrer maßlosen Überraschung erkannte Constance, dass es der schmale Band mit Gedichten von Anna Achmatowa war.
    Sie wusste nicht so

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