Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit
rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben.«
»Sind Sie Privatdetektiv?«, wollte Hentoff wissen.
Pendergast überlegte kurz; das Licht der Monitore spiegelte sich in seinen blassen Augen. »Man könnte zweifellos sagen, dass meine Ermittlungen privater Natur sind.«
»Also Privatschnüffler«, sagte Hentoff leicht abschätzig. »Sir, ich muss Sie noch einmal bitten, den Raum augenblicklich zu verlassen.«
Pendergast blickte auf die Monitore und wandte dann seine Aufmerksamkeit wieder Mayles zu. »Es gehört doch zu Ihren Aufgaben, nicht wahr, Mr Mayles, etwas über die einzelnen Passagiere zu wissen?«
»Eine Aufgabe, die mir großen Spaß macht«, erwiderte er.
»Großartig. Dann sind Sie genau der Mann, den ich brauche. Ihre Informationen können mir dabei helfen, den Dieb aufzuspüren.«
»Ich fürchte, wir können keinerlei Informationen über die Passagiere herausgeben.« Mayles’ Ton wurde frostig.
»Aber dieser Mann könnte zu einer Gefahr werden. Er hat einen Mord begangen, um das Objekt in seinen Besitz zu bringen.«
»Dann wird unser Sicherheitspersonal sich um die Angelegenheit kümmern«, erklärte Hentoff. »Ich führe Sie gern hin. Man wird Sie anhören und alles zu den Akten nehmen.«
Pendergast schüttelte den Kopf. »Leider kann ich keine niederen Chargen in meine Ermittlungen einbeziehen. Diskretion ist von allerhöchster Bedeutung.«
»Worum handelt es sich denn bei diesem Objekt?«, fragte Hentoff.
»Ich fürchte, etwas Genaueres kann ich Ihnen nicht sagen. Es ist eine asiatische Antiquität von unschätzbarem Wert.«
»Und woher wissen Sie, dass sie sich an Bord unseres Schiffes befindet?«
Als Antwort zuckten Pendergasts Lippen nur leicht; es hätte ein schwaches Lächeln sein können.
»Mr Pendergast«, sagte Mayles in jenem Ton, den er für renitente Passagiere reservierte. »Sie wollen uns nicht verraten, wonach genau Sie suchen. Sie wollen uns nicht verraten, warum Sie so sicher sind, dass es sich an Bord der
Britannia
befindet. Sie sind nicht im offiziellen Auftrag hier – und zudem befinden wir uns mittlerweile in internationalen Gewässern. Unsere eigenen Sicherheitskräfte sind für das Gesetz verantwortlich – weder amerikanisches noch britisches Recht gilt hier. So leid es mir tut, wir können Ihre Ermittlungen nicht gutheißen oder Sie in irgendeiner Weise dabei unterstützen. Im Gegenteil, wir würden es ernsthaft übelnehmen, sollten Sie mit Ihren Ermittlungen unsere Passagiere belästigen.« Um den Stachel der Ablehnung zu mildern, schenkte er Pendergast sein gewinnendstes Lächeln. »Das werden Sie sicher verstehen.«
Pendergast nickte langsam. »Ja, doch.« Er verneigte sich leicht und wandte sich zum Gehen. Und dann, die Hand auf dem Türknauf, blieb er stehen.
»Wahrscheinlich wissen Sie«, sagte er beiläufig, »dass eine Gruppe von Kartenzählern in Ihrem Casino aktiv ist?« Er wies unbestimmt mit dem Kopf in Richtung einiger Monitore.
Mayles folgte seinem Blick, aber er war nicht ausgebildet in dieser Art Beobachtung, und alles, was er sah, war dichtes Gedränge an den Blackjack-Tischen.
»Wovon reden Sie?«, fragte Hentoff scharf.
»Kartenzähler. Hochprofessionell und gut organisiert zudem, wenn man bedenkt, wie erfolgreich sie Ihrer, ähm, Aufmerksamkeit entgangen sind.«
»Was für ein Blech!«, sagte Hentoff. »Wir haben nichts dergleichen festgestellt. Was soll das werden, eine Art Spiel?«
»Nicht für die«, versetzte Pendergast. »Jedenfalls nicht in dem Sinn, wie Sie es gerne hätten.«
Einen Moment sahen Pendergast und der Casinomanager einander an. Dann stieß Hentoff einen verärgerten Zischlaut aus und wandte sich an einen seiner Techniker. »Wie hoch sind die laufenden Einnahmen?«
Der Techniker griff nach dem Telefon und tätigte einen raschen Anruf. Dann sah er Hentoff an. »Das
Mayfair
ist zweihunderttausend Pfund im Minus, Sir.«
»Wo gab es die Verluste?«
»An den Blackjack-Tischen, Sir.«
Hentoff drehte sich rasch zu den Monitoren um, starrte kurz darauf und fragte dann: »Welche sind es?«
Pendergast lächelte. »Ah! Ich fürchte, sie sind gerade gegangen.«
»Wie praktisch. Und wie genau haben sie die Karten gezählt?«
»Es schien sich um eine Variante der ›roten Sieben‹ oder des ›K. O.‹ zu handeln. Das lässt sich schwer mit Sicherheit sagen, schließlich habe ich die Bildschirme nicht genau beobachtet. Und die Tarnung dieser Leute ist so gut, dass sie bislang offenbar noch nie aufgeflogen sind, denn
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