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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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keiner der Spieler je die Karten anrührt?«
    Pendergast lächelte geheimnisvoll. »Es gibt Mittel und Wege, Mr Kemper. Ach, und ich werde eine Assistentin benötigen, eine Ihrer Cocktailkellnerinnen, eine, die diskret und intelligent ist, mir meine Drinks bringt und auf Abruf bereitsteht, um einige – wie soll ich sagen? – ungewöhnliche Aufträge auszuführen, die ich ihr unvermittelt erteile. Diese Aufträge müssen ohne Fragen und ohne Zögern ausgeführt werden.«
    »Hoffentlich klappt das alles.«
    Pendergast machte eine kurze Pause. »Das wird schon klappen; und sollte ich Erfolg haben, werde ich Sie im Gegenzug um einen Gefallen bitten.«
    »Natürlich.«
    Pendergast stand auf, drehte sich um und schritt durch die Tür des Büros in die dahinterliegende Überwachungszentrale. Kurz bevor er die Tür schloss, hörte Kemper, wie er mit seiner honigsüßen Südstaatenstimme sagte: »Meine Güte, die Apadravyas-Stellung. Und das in ihrem Alter!«

[home]
27
    Die ältere Dame in Suite 1039 wälzte sich in ihrem Bett und murmelte im Schlaf. Einen Augenblick später drehte sie sich nochmals um, das Murmeln klang gereizter. Irgendetwas störte ihren Schlummer: ein Klopfen, laut, beharrlich.
    Sie schlug die Augen auf. »Inge?«, krächzte sie.
    Nur erneutes Klopfen antwortete ihr.
    Die Frau hob die knotige Hand und packte eine Metallstange, die am Kopfbrett angebracht war. Langsam, schmerzhaft zog sie sich in eine sitzende Position. Sie hatte geträumt, einen recht schönen Traum, in dem die Spielshow »Geh aufs Ganze«, Tor Nummer 2, und Vaseline vorkamen. Sie leckte sich die schrumpeligen Lippen und versuchte, sich an die Details zu erinnern, die aber schon im Nebel ihres schlechten Gedächtnisses entschwanden.
    »Wo steckt denn die Kleine?«, murmelte sie und verspürte einen Anflug von Angst.
    Das Klopfen ging weiter. Es kam von irgendwo außerhalb des Schlafzimmers.
    Unter den zahllosen Schichten aus Seide und Sea-Island- Baumwolle kam eine welke Hand zum Vorschein. Die alte Dame nahm ihr Gebiss von einem Teller auf dem Nachttisch und setzte es sich in den anämischen Gaumen. Dann tastete die Hand so lange, bis sie sich über einem Gehstock schloss. Unter Stöhnen und Fluchen stand die Frau aus dem Bett auf. Weil das Schiff spürbar rollte, legte sie auf dem Weg zur Schlafzimmertür eine Hand an die Wand.
    »Inge!«, rief sie.
    Wieder überkam sie leise Furcht. Sie hasste es, abhängig zu sein, hasste es wirklich. Ihre Gebrechlichkeit machte ihr Angst und war ihr peinlich. Ihr Leben lang war sie unabhängig gewesen, und nun dieses scheußliche hohe Alter, diese furchtbare Abhängigkeit von anderen.
    Sie schaltete das Licht an, blickte sich um und versuchte, ihre Angst in den Griff zu bekommen. Verflucht, wo steckte das Mädel? Es war empörend, sie allein zu lassen. Und wenn sie nun stürzte? Oder einen Herzinfarkt bekam? Da erbarmte man sich dieser jungen Frau, stellte sie ein, und wie zahlte sie es einem zurück? Mit fehlendem Respekt, mangelnder Loyalität, Ungehorsam. Inge war vermutlich mit irgendeinem verkommenen Kerl von der Schiffsbesatzung losgezogen. Nun, das war ihr letzter Ausflug: Sowie das Schiff in New York angelegt hatte, konnte dieses Biest ihre Koffer packen. Kein Zeugnis, keine Referenzen. Diese Frau – dieses Flittchen – konnte ihre Reize ja dazu nutzen, sich das Geld für den Rückflug nach Schweden zu erarbeiten.
    Die alte Frau kam im Eingangsbereich an, blieb stehen, um sich auszuruhen, stützte sich schwer auf den Stock. Hier klang das Klopfen lauter – es kam von der Eingangstür. Jetzt konnte sie auch eine Stimme hören.
    »Petey! Hey, Pete!« Die Stimme drang gedämpft aus dem Gang.
    »Wer ist da?«, rief die Frau. »Was wollen Sie?«
    Das Klopfen hörte auf. »Pete, nun komm endlich!«, antwortete jemand lallend. »Wir warten nicht den ganzen Abend.«
    »Hey, Petey-Junge, beweg deinen Arsch da raus!«, kam eine zweite erkennbar betrunkene Stimme. »Erinnerst du dich noch an die Bräute von vorhin aus dem
Trafalgar’s
? Also, als du gegangen warst, sind die zurück in den Club gekommen. Und seitdem schlürfen wir mit denen Champagner. Jetzt sind die in meiner Kabine, reichlich angeschickert. Komm schon, Kumpel, das ist deine Chance, flachgelegt zu werden. Und die große Blonde hat einen Balkon, der …«
    Plötzlich zitterte die alte Frau vor Zorn und Empörung. Wieder hielt sie sich am Türrahmen fest. »Lassen Sie mich in Ruhe!«, schrie sie, so laut sie konnte.

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