Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit
werfen, und da man ihm die Spieleröffnung anbot, konnte er diese Karte genau dort im Packen plazieren, wo er sie haben wollte.«
»Das scheint mir unmöglich zu sein.«
»Es gibt bekannte, wenn auch ungeheuer schwierige Techniken. Dieser Pendergast scheint sie besser gemeistert zu haben als die meisten.«
»Das erklärt immer noch nicht, warum Pendergast gewinnen musste, damit die Kartenzähler verlieren.«
»Indem er wusste, wo sich bestimmte Karten befanden, und indem er diese Kenntnis mit einem Zählsystem kombinierte, konnte er steuern, wie die Karten im Laufe des Spiels an die restlichen Spieler ausgeteilt wurden, indem er entweder ins Spiel einstieg oder es aussaß – wie auch dadurch, dass er sich unsinnigerweise eine weitere Karte geben ließ.«
LeSeur nickte langsam und dachte über die Antwort nach.
»Er
musste
die guten Karten aufhalten, damit die schlechten an die anderen weitergereicht wurden. Damit die anderen Spieler verloren, musste er gewinnen.«
»Hab’s schon verstanden«, sagte LeSeur säuerlich. »Und deshalb wollen Sie wissen, was wir mit den Gewinnen des Mannes anfangen sollen?«
»So ist es.«
LeSeur überlegte kurz. Alles hing davon ab, wie Commodore Cutter reagierte, wenn er von dieser Sache erführe – was er selbstverständlich irgendwann musste. Die Antwort lautete: nicht gut. Und wenn die Reederei Wind davon bekäme – die würde noch weniger wohlwollend reagieren. So oder so, sie mussten das Geld zurückbekommen.
Er seufzte. »Um unser aller Zukunft bei der Corporation willen müssen Sie sich das Geld zurückholen.«
»Und wie?«
LeSeur wandte sich erschöpft ab. »Tun Sie’s einfach.«
Eine halbe Stunde später marschierten Kemper und Hentoff den eleganten Korridor auf Deck 12 hinunter. Kemper spürte, wie sich in seinem dunklen Anzug feuchter Schweiß bildete. Vor der Tür zur Tudor-Suite blieb er stehen.
»Sind Sie sicher, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist?«, fragte Hentoff. »Es ist dreiundzwanzig Uhr.«
»Ich hatte nicht den Eindruck, dass LeSeur wollte, dass wir noch länger damit warten«, erwiderte Kemper. »Sie?« Damit drehte er sich zur Tür um und klopfte an.
»Herein«, ließ sich eine ferne Stimme vernehmen.
Sie traten ein. Pendergast und die junge Frau, die mit ihm reiste – Constance Greene, seine Nichte oder so etwas –, saßen bei gedimmtem Licht im Salon am Esstisch, die Reste einer erlesenen Mahlzeit vor sich.
»Ah, Mr Kemper.« Pendergast schob seinen Wasserkressesalat beiseite und erhob sich. »Und Mr Hentoff. Ich habe Sie bereits erwartet.«
»Tatsächlich?«
»Natürlich. Unser Geschäft ist noch nicht abgeschlossen. Bitte setzen Sie sich.«
Kemper ließ sich etwas ungelenk auf dem Sofa in der Nähe nieder. Hentoff setzte sich auf einen Stuhl und blickte von Agent Pendergast zu Constance Greene und wieder zurück. Zu gern würde er herausbekommen, wie sie wirklich zueinander standen.
»Darf ich Ihnen ein Glas Port anbieten?«, fragte Pendergast.
»Nein, danke«, sagte Kemper. Ein peinliches Schweigen entstand, ehe er fortfuhr: »Ich möchte Ihnen nochmals dafür danken, dass Sie sich der Kartenzähler angenommen haben.«
»Keine Ursache. Befolgen Sie meinen Ratschlag, wie man sie davon abhalten kann, wieder zu gewinnen?«
»Ja, vielen Dank.«
»Funktioniert’s?«
»Absolut«, sagte Hentoff. »Immer wenn ein Spotter das Casino betritt, schicken wir eine Cocktailkellnerin zu ihm, die ihn in ein belangloses Gespräch verwickelt, bei dem es immer um Zahlen geht. Das macht die zwar ganz irre, aber sie können nichts dagegen tun.«
»Ausgezeichnet.« Pendergast blickte fragend zu Kemper. »Gibt es sonst noch etwas?«
Kemper rieb sich die Schläfe. »Na ja, da wäre noch die Frage … des Geldes.«
»Sprechen Sie von
diesem
Geld?« Pendergast zeigte mit einem Nicken zu dem Sekretär, auf dem, wie Kemper jetzt erst bemerkte, ein Stapel dicker Briefumschläge lag.
»Wenn das die Gewinne aus dem Casino sind, ja.«
»Und gibt es eine Frage bezüglich des Geldes?«
»Mr Pendergast, Sie haben für uns gearbeitet«, sagte Kemper und spürte, wie lahm sein Argument war, noch ehe er es vorgebracht hatte. »Die Gewinne gehören von Rechts wegen Ihrem Arbeitgeber.«
»Ich bin niemandes Mitarbeiter«, sagte Pendergast und lächelte eisig. »Außer natürlich der Bundesregierung der Vereinigten Staaten.«
Kemper fühlte sich ganz entsetzlich unwohl unter dem Blick aus den silbergrauen Augen.
»Mr Kemper«, fuhr
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