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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Trüffelpastete, Crème brulée und trockenem Champagner schmeckte. Er kratzte sich träge. Irgendetwas sah hier nicht richtig aus.
    Nach etwa einer Minute war er dahintergekommen. Statt den Aufzug an Backbord zu nehmen, so wie er es meistens tat, hatte er in seinem Champagnerrausch irgendwie den Steuerbordfahrstuhl genommen. Na ja, das ließ sich leicht wieder hinbiegen. Er summte unmelodisch und tastete in der Hosentasche nach seiner Ausweiskarte zur Suite 961. Er ließ das Geländer los, ging eine kurze Strecke vorsichtig in die, wie er glaubte, richtige Richtung – aber nur um festzustellen, dass die Zimmernummern in die falsche Richtung wiesen.
    Er blieb stehen; drehte sich um; rülpste noch einmal, diesmal ohne sich die Mühe zu geben, die Hand vor den Mund zu halten; dann ging er zurück in die andere Richtung. Er war wirklich erstaunlich benebelt, und um etwas klarer im Kopf zu werden, versuchte er, die Ereignisse zu rekonstruieren, die ihn – zum ersten Mal in seinen dreiundfünfzig Jahren – in einen Zustand gebracht hatten, der Betrunkenheit nahekam.
    Das Ganze hatte am Nachmittag begonnen. Seit dem Aufwachen war er seekrank – hatte keinen Bissen herunterbekommen –, außerdem schien keines der rezeptfreien Medikamente aus der Schiffsapotheke auch nur im Geringsten zu helfen. Schließlich war er in die Krankenstation gegangen, wo ihm ein Arzt ein Scopolamin-Pflaster gegeben hatte. Er hatte es sich, wie vorgeschrieben, hinter das Ohr geklebt und war in seine Suite zurückgegangen, um ein Nickerchen zu halten.
    Ob es die elende Nacht gewesen war, die er verbracht hatte, oder ob das Pflaster selbst ihn schläfrig gemacht hatte, wusste Paul Bitterman nicht. Doch als er um Viertel nach neun abends aufgewacht war, war er gottlob frei von Seekrankheit und hatte einen trockenen Mund und einen übermenschlichen Hunger. Er hatte sein turnusmäßiges Acht-Uhr-Dinner verschlafen, aber mit einem kurzen Anruf hatte er sich eine Reservierung für die letzte Essensschicht des Abends, um halb elf im
Kensington Gardens
gesichert.
    Wie sich dann herausstellte, gefiel das
Kensington Gardens
ihm ungeheuer gut. Es war schicker, jugendlicher und hipper als das reichlich spießige Restaurant, in dem er bisher gegessen hatte, es gab ein paar wirklich appetitliche Frauen anzuschauen, und das Essen war ausgezeichnet. Überraschenderweise war das Restaurant nicht voll – ehrlich gesagt, war es halbleer. Weil er einen Riesenappetit hatte, bestellte er Chateaubriand für zwei und aß dann die gesamte Portion. Eine ganze Flasche Champagner hatte zwar gereicht, um seinen Durst zu löschen, aber der aufmerksame Weinkellner war nur zu glücklich gewesen, ihm eine zweite zu bringen.
    Am Nebentisch hatte man über merkwürdige Dinge gesprochen: Ein besorgt aussehendes Ehepaar unterhielt sich über irgendeine Leiche, die anscheinend aufgetaucht war. Möglicherweise hatte er da irgendein wichtiges Ereignis verschlafen. Während er langsam, vorsichtig über den Gang auf Deck 9 schlurfte, beschloss er, der Sache gleich morgen früh auf den Grund zu gehen.
    Aber es gab da noch ein Problem. Die Zimmernummern wiesen inzwischen zwar in die richtige Richtung – 954, 956 –, aber es waren alles gerade Zahlen.
    Er blieb stehen, hielt sich wieder am Flurgeländer fest und versuchte nachzudenken. Bei diesem Tempo würde er 961 nie finden. Dann lachte er laut auf.
Paul, alter Kumpel, du setzt nicht dein Hirn ein
. Er war auf der Steuerbordseite herausgekommen, und die Suiten mit den ungeraden Ziffern befanden sich, so wie seine, alle auf der Backbordseite. Wie hatte er das nur vergessen können? Er musste also eine Querverbindung finden. Er machte sich wieder auf den Weg, ganz leicht schwankend, wobei der Nebel in seinem Kopf von einem angenehm schwebenden Gefühl in den Gliedern wettgemacht wurde. Er beschloss, ob nun Diakon oder nicht, öfter mal Champagner zu trinken. Einheimisches Zeug natürlich – er hatte diese Reise in der CVJM -Tombola gewonnen und hätte sich von seinem Gehalt zwei Flaschen echten Champagner niemals leisten können.
    Links vor ihm war eine Unterbrechung in der Reihe der Türen zu sehen: der Eingang zu einem der mittschiffs gelegenen Foyers. Der Eingang würde zum Backbordflur und seiner Kabine führen. Er torkelte durch die Tür.
    Die Lobby bestand aus einem Paar von Aufzügen gegenüber einer gemütlichen Lounge mit Bücherborden aus Eiche und Lehnstühlen. Zu dieser späten Stunde war der Raum menschenleer.

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