Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
ab. Vor Angst zitternd packte Nora die Bettdecke und versuchte zurückzuweichen. Aber sie fühlte sich so schwach …
    Der Vorhang glitt zur Seite, langsam, furchterregend absichtsvoll, wobei er ein leises
iiiih
erzeugte, als die Metallschlaufen auf den Stahlschienen entlangglitten. Wie gelähmt vor Angst sah Nora, wie der dunkle Umriss einer Person auftauchte, erst im Schatten – dann vom Mond beschienen.
    Bill
.
    Dasselbe aufgedunsene Gesicht, dasselbe verfilzte Haar, geschwärzte, tiefliegende Augen, graue Lippen. Dasselbe getrocknete Blut, derselbe Schmutz, dieselbe Fäulnis. Sie konnte sich einfach nicht bewegen. Sie konnte nicht aufschreien. Sie konnte nur daliegen und starren, während sich der Albtraum, der alle Albträume beenden sollte, entfaltete.
    Die Gestalt stand aus dem Bett auf und starrte auf sie hinunter. Bill … und doch
nicht
Bill, lebendig und doch tot. Er trat einen Schritt vor. Sein Mund öffnete sich, darin waren Würmer. Die klauenartige Hand streckte sich ihr entgegen, die Nägel lang und rissig, während der Kopf sich langsam zu ihr senkte – um sie zu
küssen

    Sie setzte sich mit einem Aufschrei im Bett auf.
    Einen Moment lang saß sie nur da, zitternd vor Angst, bis Erleichterung sie durchströmte, als ihr klar wurde, dass es tatsächlich ein Traum gewesen war. Ein Traum wie der vorherige – nur schlimmer.
    Sie legte sich im Bett zurück, schweißgebadet, ihr Herzschlag verlangsamte sich, als sie spürte, dass der Albtraum wie eine Flut zurückwich. Die Infusionsflasche schwang nicht mehr hin und her, der Fernseher sah normal aus. Das Zimmer lag im Dunkel, kein helles Mondlicht schien. Der Trennvorhang war um das Nachbarbett herumgezogen, aber sie hörte kein Atmen. Das Bett war leer.
    Oder doch nicht?
    Sie starrte auf den Vorhang. Er schwang ganz leicht. Er war blickdicht, was genau sich dahinter befand, war nicht zu erkennen.
    Sie zwang sich, sich zu entspannen. Natürlich war niemand im Zimmer. Es war nur ein Traum. Außerdem hatte D’Agosta ihr gesagt, dass niemand sonst ins Zimmer gelegt werden würde. Sie schloss die Augen, aber sie schlief nicht ein – und sie wollte es eigentlich auch nicht. Der Traum war so furchtbar gewesen, dass sie Angst hatte, einzuschlafen.
    Aber das war albern. Ihrem Zwangsaufenthalt im Krankenhaus zum Trotz hatte sie kaum geschlafen. Sie brauchte unbedingt Ruhe.
    Sie schloss die Augen, fühlte sich aber viel zu wach zum Schlafen. Eine Minute verging. Zwei.
    Ärgerlich seufzend schlug sie die Augen wieder auf. Unwillkürlich schweifte ihr Blick abermals zum Nachbarbett. Wieder bewegten sich die Vorhänge ganz leicht.
    Sie seufzte. Es war töricht, ihre Phantasie war hyperaktiv. Im Grunde kein Wunder nach einem derartigen Albtraum.
    Doch war der Vorhang geschlossen gewesen, als sie einschlief?
    Sie war sich nicht sicher. Je länger sie darüber nachgrübelte, desto überzeugter war sie, dass der Vorhang offen gestanden hatte. Aber sie war nicht ganz klar im Kopf gewesen, litt noch immer unter ihrer Gehirnerschütterung – wie konnte sie sich da auf ihr Gedächtnis verlassen? Sie wandte sich ab, starrte auf die gegenüberliegende Wand und versuchte wieder, die Augen zu schließen.
    Und abermals wurde ihr Blick gegen ihren Willen von dem geschlossenen Vorhang angezogen, der nach wie vor leicht hin und her schwang. Es waren nur Luftströme, die Klimaanlage. Ein Lufthauch, zu schwach, als dass sie ihn fühlen konnte, aber stark genug, um den Vorhang zum Schwingen zu bringen.
    Wieso
war der Vorhang zugezogen? Hatte man ihn zugezogen, während sie schlief?
    Als sie sich unvermittelt aufsetzte, pochte ihr Kopf wie zum Protest. Es war albern, sich Sorgen zu machen, wenn eine einfache Handlung das Problem ein für alle Mal lösen würde. Sie schwang die Beine über die Bettkante und stand auf, wobei sie darauf achtete, sich nicht am Infusionsschlauch zu verheddern. Zwei rasche Schritte, dann streckte sie den Arm aus, packte den Trennvorhang – und zögerte. Plötzlich klopfte ihr das Herz vor Angst bis zum Hals.
    »Ach, Nora«, sagte sie laut, »sei doch nicht so ein Feigling.«
    Sie riss den Vorhang zur Seite.
    Ein Mann lag auf dem Bett, völlig reglos. Er trug eine gestärkte weiße Pflegeruniform. Die Arme auf der Brust gekreuzt, die Beine übereinandergeschlagen, lag er beinahe da wie eine ägyptische Mumie – außer dass die Augen weit aufgerissen waren und in dem Licht glänzten. Sie direkt anstarrten. Mit ihr
spielten
.
    In diesem Moment,

Weitere Kostenlose Bücher